11. Dezember 2005
In der aktuellen „Neuen Zürcher Zeitung“ rezensiert Ernest Goldberger Norman Finkelsteins Neuerscheinung Beyond Chutzpah. On the Misuse of Antisemitism and the Abuse of History. Goldbergers Bewertung ist durchmischt: So schätzt er etwa Finkelsteins „Emotionalität und Scharfzüngigkeit“, wenn es darum geht, mit dem unsäglichen Humbug eines Alan Dershowitz abzurechnen, dessen Apologetik des israelischen Apartheidsystems hierzulande im Europa-Verlag als „Plädoyer für Israel“ (mit einem Vorwort von Henryk M. Broder) erschienen ist. Goldberger beschreibt dessen schrägen Inhalt zutreffend: „Darin bezeichnet Dershowitz beispielsweise die Beachtung der Menschenrechte in den besetzten Gebieten durch Israel als grossartig (superb) und diskreditiert alle Menschenrechtsorganisationen, die seit Jahren präzis und unbestreitbar schwere Verletzungen von humanen Grundrechten der palästinensischen Bevölkerung belegen. Dershowitz geht so weit zu behaupten, dass Israel nicht an das internationale Recht gebunden sei und sich dieses daher nicht vorhalten lassen müsse. Er hält sich an seinen öffentlich wiederholt verkündigten Grundsatz, seine Aufgabe sei die Freisprechung der von ihm verteidigten Straftäter, auch wenn er um deren Schuld wisse.“
Zu bemängeln hat Goldberger an Finkelsteins Buch, dass er darin „Gedankengänge über die sich aufdrängenden übergeordneten Fragen“ schmerzlich vermisse: „Welche Motive, Identitätsvorgänge, Mitläufertendenzen oder missverstandenen Solidaritätsgefühle treiben intelligente Menschen dazu, mit unstatthaften Mitteln Kritik an der gegenwärtigen Regierung Israels zu tabuisieren, und welche Folgen hat eine solche Unterdrückung der kritischen Wahrnehmungsfähigkeit für die Zukunft des Landes?“ Genau DAS ist auch für mich nicht erst seit den jüngsten Ereignissen eine der zentralen Fragen, mit denen ich mich in meinem eigenen Buch ”Warum Hohmann geht und Friedman bleibt” sowie meinem gestrigen Blogeintrag hier beschäftigt habe.
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