3. März 2006
Kein Wunder, dass die Israelitische Kultursgemeinde Wien auf 180 ist. Der jüdische Politikwissenschaftler Norman Finkelstein verteilt in einem aktuellen Interview mit den österreichischen NEWS eine Watschen nach der anderen. Das traut sich nicht jeder, denn soviel Mut zur Meinung wird grundsätzlich scharf sanktioniert. Ein paar Kostproben:
Zum israelisch-palästinensischen Konflikt: "Die Palästinenser zerstören nicht israelische Häuser, foltern nicht ihre Gefangenen, exekutieren nicht israelische Führer."
Zum neuen Antisemitismus: "Natürlich gibt es persönliche Vorurteile gegenüber Juden, doch die haben exakt null Einfluss auf deren Stellungen in Bildungseinrichtungen, am Arbeitsplatz, im Wohnbereich. Leute haben Vorurteile gegen alles mögliche (...) Aber gibt es eine breite gesellschaftliche Diskriminierung? Nein."
Zum vom Westen unerwünschten Ausgang der demokratischen Wahl in Palästina: "Jetzt ist das Geschrei im Westen nach einem Hamas-Boykott groß. Ich kann mich nicht entsinnen, dass es ähnliche Proteste gab, als Israel mit Sharon einen Massenmörder zum Premier wählte. Und was man der Hamas zu Recht an Verbrechen vorwirft, hat die USA in einer Woche in Faludscha zu verantworten."
Zum Karikaturenstreit: "Ich hätte mir von den Medien auch so viel Mut gewünscht, als Judenorganisationen gegen eine ,antiisraelische’ Zeichnung im ,New Statesman’ Sturm liefen. Alle sind sofort in Deckung gegangen, haben sich gleich brav entschuldigt. Die ganze Kampagne für Pressefreiheit ist Heuchelei solange es unterschiedliche Standards im Umgang mit möglichem Antisemitismus und der Verunglimpfung des Propheten Mohammed als Bombenwerfer gibt."
Bezeichnend ist, dass die Israelitische Kultusgemeinde Wien in die übliche Reaktion verfällt: Während sie Finkelstein auf der Sachebene offenbar wenig entgegenhalten kann, überschlägt sie sich mit dem Denunzieren von Finkelstein als Person: vom „jüdischen David Irving“ bis zum „Stockholm-Syndrom“ – und gibt dem Israelkritiker so ungewollt Recht.
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