13. Mai 2006
Mariam Lau bringt bei „Spiegel Online“ einiges gut auf den Punkt:
--- Das Problem mit den Neocons ist aber nicht, dass sie sich geirrt haben: es hat durchaus etwas Nobles, an einer großen Hoffnung wie der Demokratisierung der arabischen Welt zu scheitern. Das Problem ist die permanente Schönfärberei, der geradezu Orwellsche Umgang mit diesem Irrtum. Und wo man gar nicht mehr um die Anerkennung eines Problems herumkommt, ohne wunderlich zu wirken, wird man hegelianisch und erklärt alles, was ist, für den steinigen Weg zum Fortschritt. (...) Aber den wichtigsten Schwachpunkt im Denken der Neocons hat auch Fukuyama nicht erhellen können: Wie Leute, die sich in der Innenpolitik sich so gegen Eingriffe des Staates ins gesellschaftliche Leben wenden ("social engineering"), so große Hoffnungen in die Implementierung einer Demokratie von oben setzen können, wenn es um fremde Völker geht. Sollte es mit ihrer romantischen Begeisterung für das zu tun haben, was Paul Berman in seiner Rezension des Fukuyama-Buchs "Romantisierung von Rücksichtslosigkeit" genannt hat: "Die neokonservative Außenpolitik", so schreibt Berman in der "New York Times", "hatte schon immer ein Faible für die Idee, dass eine kleine, erlesene Gruppe von Leuten eine entscheidende Rolle bei großen Ereignissen in der Welt haben könnte. Deshalb haben sie in den 70er Jahren die gruseligsten antikommunistischen Guerillas in Angola unterstützt, und im Jahrzehnt darauf ein paar nicht sehr sympathische antikommunistische Guerillas in Lateinamerika. Erklärt das nicht den seltsamen Umstand, dass die Bush-Administration heute gleichzeitig so eine fabelhafte demokratische Rhetorik und eine Serie von grotesken Folter-Skandalen auf einen Nenner bringen konnte? Diese verrückte und selbstschädigende Kombination von Idealismus und Schlagringen?" ---
Treffer, versenkt.
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