"Macht Gazas Grenzen auf"
Mitten in die Hetzkampagne gegen Felicia Langer platzt nun ein aufrüttelnder Kommentar von John Holmes, Untergeneralsekretär der Vereinten Nationen für humanitäre Angelegenheiten und Nothilfekoordinator, in der "Financial Times Deutschland":
Geschätzte 75 Prozent der 1,5 Millionen Bewohner des Gazastreifens benötigen Hilfe. Israelische Behörden beschränken jedoch trotz gewisser Erleichterungen nach wie vor selbst die Einfuhr der am dringendsten benötigten Waren. Es werden nur Lebensmittel und einige wenige andere Produkte ins Land gelassen. Material für den Wiederaufbau sowie notwendige Ersatzteile dürfen nicht in den Gazastreifen eingeführt werden. Ein von Israel verhängtes Exportverbot, das nur einige Wagenladungen Blumen zulässt, hat die Situation verschlimmert. Dadurch wurde die Industrie in Gaza, die Arbeitsplätze schafft, weiter beschädigt.
Bereits im Februar 2008 habe ich das durch die israelische Blockade verursachte Leiden der Zivilbevölkerung mit eigenen Augen gesehen. Die gleiche Erfahrung machte ich erneut im Januar 2009 während eines Besuchs wenige Tage nach dem Ende des Militäreinsatzes. Israel scheint die Zerstörung Hunderttausender Leben und Existenzen als einen kollektiven Preis anzusehen, den die Zivilbevölkerung Gazas für das Handeln einzelner Menschen unter ihnen zahlen muss.
Müssen jetzt auch die Vereinten Nationen und die "Financial Times" damit rechnen, dass man ihnen Antisemitismus vorwirft? Oder wäre das dann doch zu albern? Ist nicht vielmehr umgekehrt eben jener kaltschnäuzige Umgang mit dem Leben Hunderttausender von Palästinensern eine Ausformung jenes Islam- und Araberhasses, der nicht nur Evelyn Hecht-Galinski zufolge in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist? Wer sich glaubwürdig und überzeugend gegen Rassismus aussprechen will, muss sich auch für eine Hilfeleistung an die Palästinenser einsetzen, die diesen das Überleben möglich macht. Das geht wunderbar, auch ohne dass man Terrorismus verharmlost oder Israel mit dem Dritten Reich vergleicht.
<< Home