Mittwoch, Juli 08, 2009

Vertreter aus Politik und Religion warnen vor Islamfeindlichkeit

Das hier wird Henryk Broder, Politically Incorrect, Lizas Welt & Co. nicht schmecken:

Ein Bündnis aus Religionsvertretern und Politikern hat anlässlich der sogenannten Mahnwachen der NPD vor Thüringer Moscheen vor einer wachsenden Islamfeindlichkeit gewarnt. (…) Die Islamfeindlichkeit, die teilweise auch in der Mitte der Gesellschaft zu beobachten sei, dürfe nicht verharmlost werden, forderte Mazyek.


Ich hoffe, die NPD bedankt sich wenigstens nett bei all den Bloggern und Journalisten, die so viel propagandistische Vorarbeit geleistet haben.

Derweil kritisiert das Migazin die Tatenlosigkeit unserer Politiker:

So erklärte die Bundesregierung auf eine kleine Anfrage noch im Februar letzten Jahres, das ihnen keinerlei Erkenntnisse zum wohl größten islamfeindlichen Internetportal Politically Incorrect vorliegen. Der unverhohlen rassistische Mob, der sich im Kommentarbereich solcher Onlineforen tagtäglich versammelt, malt sich dabei etwa aus, H-Bomben über Mekka und Medina abzuwerfen, nachdem sie „jeden Moslem, der sich anmaßt, ehemals christlichen Boden mit seiner Existenz zu beflecken“, niedergemacht haben.

Der Extremismus, die Fremdenfeindlichkeit und der Hass speziell gegen Muslime kommen hier nicht etwa vom Rand, sondern aus der Mitte der Gesellschaft. Die von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes veröffentlichte Sinus-Milieustudie “Diskriminierung im Alltag” zeigt erhebliche Defizite und verzerrte Wahrnehmungen in der Gesellschaft auf. Nicht nur in konservativen Kreisen hält man Diskriminierung, die Muslime treffen, für gut verständlich, wenn nicht sogar für gerechtfertigt („Muslime würde ich diskriminieren, das Drecksvolk!").


Andrea Dermbach kommentiert in ihrem "Zeit"-Artikel "Der neue Hass":

Auf eine Frage allerdings ist eine Antwort womöglich heute schon möglich: Warum ist der Tod einer Kopftuchträgerin, die nicht Opfer eines „Ehrenmords“ wurde, eine Woche lang nur eine kurze Meldung und für die politischen Institutionen kein Grund, auch nur zu zucken? (…) Vielleicht schaut man da weg, weil das Hinschauen zu viele populäre Dogmen Lügen strafen würde. Den Lehrsatz „Bildung ist der Schlüssel zur Integration“ zum Beispiel: Hier starb eine junge bestausgebildete Frau, verheiratet mit einem Landsmann, der am angesehenen Max-Planck-Institut arbeitete – wer weiß, ob das die Wut des Täters nicht sogar gesteigert hat? Oder nehmen wir den: „Islam und westliche Gesellschaft passen nicht zusammen“. Marwa E. wehrte sich auf eine nicht nur rationale und zivile, sondern nebenbei auch überaus deutsche Weise: Statt zurückzubrüllen oder zuzuschlagen, erstattete sie Anzeige.

(…) Seit Deutschland kaum nach dem 11. September 2001 den Krieg gegen den Terror durch Einführung der Rasterfahndung gegen alle eröffnete, die Bart oder Kopftuch und große muslimische Frömmigkeit zeigen, vollzieht sich der Kurzschluss von Islam zu Terror nicht nur in den Köpfen von Außenseitern. Antisemitismus ist endlich weitgehend geächtet, nun ist Islamhass im Begriff, zur akzeptablen Form des guten alten Rassismus zu werden – und es ist ein Glück, dass der Zentralrat der Juden sich dem seit langem entgegenstemmt.