Sarrazins Thesen unter der Lupe der Wissenschaft
Inzwischen ist die erste wissenschaftliche Arbeit erschienen, die unter dem Titel Sarrazins Thesen auf dem Prüfstand auf nachvollziehbare und auch für Laien zugängliche Weise sein Konvolut "Deutschland schafft sich ab" unter die Lupe nimmt. Die Arbeit entstammt einem Forschungsprojekt, das an der Berliner Humboldt-Universität angesiedelt ist; sie erscheint mir solide und nimmt auf viele Erkenntnisse Bezug, die ich auch in diesem Blog hier immer wieder mal verlinkt habe. Zweifelhaft erscheint mir, dass auch die Friedrich-Ebert-Stiftung als vermeintlich renommierte Quelle herangezogen wird, aber eine einzige faule Quelle unter etlichen seriösen macht nicht eine gesamte Analyse unbrauchbar, solange sie nicht gerade ihren Grundstein darstellt. (In "Sind Frauen bessere Menschen?" beispielsweise hatte ich auch ein psychologisches Institut zitiert, das sich sechs Jahre nach Veröffentlichung meines Buches als dubios herausstellte – diese Passagen müssten bei einer Neuauflage gestrichen werden, verunreinigen aber nicht die anderen über 500 herangezogenen Quelltexte.)
Auch die Presse berichtet über die Studie, so etwa der "Tagesspiegel" (Sarrazins Zahlendreher) und die "Frankfurter Rundschau" (Sarrazin auf dem Prüfstand). Zu bezweifeln dürfte allerdings sein, dass diese Studie analog zu Sarrazins Hetzschrift einen umfangreichen Abdruck in SPIEGEL und BILD erhält und ihre Verfasser von einer Talkshow in die nächste gereicht werden. Untergangsphantasie sind eben weitaus spannender zu lesen als die doch sehr trockenen Erkenntnisse der nüchternen Wissenschaft.
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