FOCUS: "Das Feminat marschiert ... aber wohin?"
Fast wäre es in meiner Sichtung des Medienechos auf Monika Ebelings Amtsenthebung untergegangen: Auch die aktuelle Printausgabe des FOCUS enthält einen Artikel über den "absurden Rausschmiss der Gleichstellungsbeauftragten von Goslar", der gleich im
Inhaltsverzeichnis des Heftes als "ein letzter Triumph verbitterter Traditionsfeministinnen?" in Frage gestellt wird.
Betitelt ist der Artikel treffend mit "Das lila Imperium". Leider hat ihn die Zeitschrift nicht online gestellt, weshalb ich aus Urheberrechtsgründen nur einige Absätze daraus zitieren kann (und auch das in dieser Ausführlichkeit nur in der Hoffnung auf eine wohlwollende Reaktion seines Verfassers Alexander Wendt):
Es gibt sie noch, die Siege des nicht mehr so guten alten Feminismus. Zum Beispiel in der vergangenen Woche in Goslar: Dort ist es einer Ratskoalition von Linkspartei und FDP gelungen, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt aus dem Amt zu jagen.
Vorher hatten die Vertreterinnen von Frauenverbänden ein umfangreiches Sündenregister der Dissidentin zusammengestellt. Sie habe eine Ausstellung über Gewalt, in der Männer nur als Täter und Frauen nur als Opfer vorkommen, als einseitig kritisiert. Sie habe sich als Gleichstellungsbeauftragte auch für Männer eingesetzt. Sie habe ihre Webseite beispielsweise mit der Seite eines Scheidungsväter-Blogs verlinkt. Sie sei nicht "teamfähig". Mit dem Rauswurf der Frau fand ein altes Mao-Prinzip auch hierzulande seine praktische Anwendung: "Bestrafe eine, erziehe hundert" - in diesem Fall 800 andere kommunale Gleichstellungsbeauftragte, die sonst auf dumme Ideen kommen könnten.
In diesem der Sache sehr angemessenen Tenor geht es weiter, wobei der Artikel mit Informationen über die Gleichverteilung der Täterschaft bei häuslicher Gewalt und die Demontage des "23-Prozent-Gehaltsmythos" auch einige grundsätzliche Themen der Männerrechtsbewegung aufgreift, die ich auch in diesem Blog hier ausführlich kommentiert habe.
Wendt gelangt zum Schluss seines Artikels zu einem ähnlichen Fazit, wie ich direkt nach Monika Ebelings Abwahl:
Eine Menge jüngerer Frauen bräuchten diese Studien noch nicht einmal für ihre Wahrnehmung der Wirklichkeit. Sie fühlen sich nicht als Opfer. Sie fühlen sich nicht ausgebeutet. Und sie wissen durchaus, dass auch Männer benachteiligt sein können - zum Beispiel beim Streit um Scheidungskinder. Gerade das verbittert die Feministinnen alter Schule am meisten: Nicht nur, dass ihnen ihre faktische Deutungshoheit zerbröselt - es geht ihnen auch noch die junge Generation von der Fahne. Selbst auf die Linientreue einer Gleichstellungsbeauftragten ist nicht mehr unbedingt Verlass.
Und dabei bleibt es nicht einmal:
Die alten Feministinnen bringen sich auch noch um ihre unbestreitbaren Erfolge der Vergangenheit, indem sie ihre Behauptung über die unverminderte Frauendiskriminierung auf Endlosschleife stellen. In der Gegenwart haben sie außer giftigen Kommentaren über die angeblich ignorante und undankbare Töchtergeneration nichts anzubieten. Für das feministische Thesengebäude muss man mit Schiller feststellen: In öden Fensterhöhlen wohnt das Grauen. Da hilft auch keine Sanierung mehr.
Vielleicht ist es im Mai zu früh, einen Artikel zum "Artikel des Jahres" zu nominieren. Man sollte aber mindestens anerkennend erwähnen, dass Alexander Wendt den Kern der aktuellen Entwicklungen bestens zum Vorschein gebracht hat.
Ich frage mich allerdings, wie der aktuelle FOCUS wohl von den Goslarer Bürgern gelesen wird, die bisher nur die Hofberichterstattung ihrer eigenen Zeitung kannten.
Labels: Schlacht um Goslar (Rückblick und Nachspiel), Sommer der Männerbewegung
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