Freitag, Juni 03, 2011

MANNdat enttäuscht: Piratenpartei "alter Wein in neuen Schläuchen"

Die Piratenpartei erhielt von der Männer- und Väterbewegung in der letzten Zeit viele Vorschusslorbeeren. Vor allem ihre – allerdings verhältnismäßig kleine – "AG Männer" ließ darauf hoffen, dass dort geschlechterpolitisch eine weniger einseitige Ideologie herrscht als in den meisten anderen bekannten Parteien. MANNdat hat jetzt einmal mit einem Gastvortrag die Probe aufs Exempel gemacht: Bringt die Piratenpartei wirklich frischen Wind in den bisherigen Mief der Geschlechterdebatte? Das Ergebnis war desillusionierend.

In dem Bericht von MANNdat heißt es:

Während es bei den etablierten Parteien einfach ist, ihre Politik anhand ihrer Taten gegenüber ihren Versprechen zu messen, ist das bei kleinen Parteien schwierig. Deshalb nehmen wir jede Möglichkeit wahr, diese Parteien in der Praxis kennenzulernen. Die Erfahrungen und Eindrücke, die wir dort sammeln, liefern uns unschätzbare Dienste bei der realistischen Bewertung der kleinen Parteien.

Eine solche Möglichkeit bot sich für uns bei einem Vortrag zum Thema Jungenförderung, den wir auf Einladung der Piratenpartei in Konstanz halten sollten. Die Männer AG der Piratenpartei ist eine sehr gute Einrichtung. Sie stellt sich den Nachteilen und Benachteiligungen von Jungen im Bildungswesen, anstatt sie zu marginalisieren und zu leugnen, wie es die etablierten Parteien zunehmend tun. Deshalb sind wir der Einladung gerne gefolgt. Was wir damals nicht wissen konnten, war, dass dieser Vortrag gezielt zerstört werden sollte.


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Wir stoßen einmal mehr auf eine groteske Situation: Während bei feministisch geprägten Veranstaltungen große Angst davor herrscht, dass sich auch Männerrechtler an der Diskussion beteiligen könnten und selbst interessiertes Mitschreiben eines Vortrags als Bedrohung wahrgenommen wird, werden männerpolitisch relevante Vorträge gezielt aufgemischt. Zu den Lehren, die daraus gezogen werden, kann nur gehören, dass man bei eigenen Veranstaltungen besser auf Störer vorbereitet ist, während man sich selbst an feministischen Veranstaltungen in größerer Zahl diskussionsfreudig beteiligt. Die bisherige Maxime der Männerbewegung - "Wir hören euch aufmerksam zu und erwarten, dass ihr auch uns aufmerksam zuhört" - ist in Konstanz gescheitert.

Die Piratenpartei allerdings steht jetzt unter dem Druck zu beweisen, dass sie es mit ihren neuen Konzepten in der Politik wirklich ernst meint. Wegen der Hoffnung auf solche neuen Ansätze wurden die Piraten gewählt – eine weitere Partei, die nicht mehr zuwegebringt, als die bekannten Positionen zwischen den Grünen und Der Linken wiederzukäuen, wird weder aus ihrem Zwei-Prozent-Ghetto herauskommen, noch von dort nennenswerten politischen Einfluss ausüben. Denn wie immer in politischen Fragen wählen die Bürger dann lieber gleich das Original.