Montag, Juli 31, 2006

immer noch 31. Juli

Interessiert Sie vielleicht nicht so, mich aber schon: Auch die ”Bild” will jetzt wieder so schreiben, wie die Kinder es in der Schule lernen. Viel Durchblick hat sie dabei allerdings nicht.

noch 31. Juli

Die ”Zeit” liefert uns eine aufschlussreiche Medienanalyse zur unterschiedlichen Berichterstattung verschiedener Zeitungen zum Libanonkrieg.

31. Juli 2006

Guck an: Die Amerikaner finden uns Deutsche wieder süß .

Sonntag, Juli 30, 2006

30. Juli 2006

Telepolis berichtet über die “Virtuelle Schlacht über das Image von Israel“ im Internet.

Samstag, Juli 29, 2006

29. Juli 2006

Man sollte sich nicht einseitig nur mit der Situation der Libanesen befassen. Der SPIEGEL etwa widmet sich auch den Flüchtlingen in Israel.

Währenddessen berichtet das „Neue Deutschland“ über eine angeblich antisemitische Äußerung in den Medien der USA und eröffnet damit eine neue Argumentation in der Antisemitsmus-Debatte: Bislang galt es als üblich, diejenigen Juden als "jüdische Antisemiten" zu verunglimpfen, die kriegerische Handlungen Israels kritisieren. Aber spricht nicht derjenige mindestens ebenso antisemitisch, der all diesen pazifistischen Juden grosso modo eigennützige Motive unterstellt?

Freitag, Juli 28, 2006

immer noch 28. Juli

Der israelische Justizminister Ramon: ”Jeder im Süden Libanons ist ein Terrorist”.

noch 28. Juli

Ich hatte sie hier schon einmal verlinkt, aber da es doch immer wieder auch Neueinsteiger gibt, hier noch einmal drei Webtipps zur Nahost-Debatte:

Erhard Arendts Palästina-Portal

Anis Hamadehs Medienschau Nahost

sowie

Steinbergs Recherche

Dort finden sich meiner Ansicht nach täglich bemerkenswerte Beiträge und Kommentare, die ich hier nicht jedesmal eigens verlinken möchte. Schaut einfach mal ab und zu vorbei.

Eigentlich bräuchte man der Ausgewogenheit zuliebe noch eine dezidiert israelfreundliche Website, die aber nicht so durchgeknallt ist wie die "Achse". Vorschläge gerne per Mail an mich.

28. Juli 2006

Ich habe für dieses Blog die Kommentarfunktion abgeschaltet, seit ich mich hier dezidierter zum Thema Naher Osten, Antisemitismus etc. äußere, weil mir die Zeit fehlt, regelmäßig nachzuschauen, ob mir nicht irgendwelche pubertierenden Provos judenfeindliche Sprüche oder ähnlichen Müll hinterlassen haben. Falls jemand auf meine Kommentare erwidern möchte, funktioniert das am besten per Mail, wobei ich solche Repliken hier hin und wieder ebenfalls veröffentliche, freundliche ebenso wie unfreundliche. Heute morgen erreicht mich ein ungewöhnlich ausführliches Lesermail:

Sehr geehrter Herr Hoffmann,

ich möchte Ihnen zu ihrem ausgewogenen Beitrag (26 Juli) zum aktuellen Nahostkonflikt gratulieren. Daran können sich die Herren Miersch, Broder und Küntzel mal ein Beispiel nehmen, dass man jederzeit kritisch ein Thema aufs neue bewertet, statt dumpf die vorgefertigte Meinung aus der Schublade zu ziehen.

Auch ich pendle, einerseits, zwischen Verständnis für die Sicht Israels, aufgrund der Tatsache, dass die Hezbollah isralische Städte unter Beschuss nimmt, und der Verurteilung von Israels Reaktion darauf, wegen der angewandten Methoden. Auch habe ich kein Verständnis für den Zynismus der UN, die die Sache ziemlich verpennt haben, nun aber lauthals protestieren, dass man doch die Angelegenheit zunächst einmal diplomatisch regeln müsse.

Anmerken möchte ich folgendes: Sie haben in Ihrem Artikel die beiden Seiten der Medaille angesprochen, welche Auswirkungen die Gegenwehr, oder ausbleibende Gegenwehr, gegen die Aggression der Hezbollah haben kann. Auch diese Frage habe ich mir gestellt. Meine Erkenntnis: Es kann auf diese Frage keine allgemein gültige Antwort geben, wie man sich zu verhalten hat.

Das Vorhaben Israels, die Hezbollah zu zerschlagen, ist an sich gerechtfertigt. Viele der Libanesen wären froh, wenn Israel den militanten Arm der Hezbollah aus ihrem Land vertriebe. Allerdings nicht mit derart hohen Opfern, die in keinem Verhältnis zu dem eigentlichen Auslöser stehen, den Raketenangriffen der Hezbollah. Selbst Israel hat nun mehr Opfer zu beklagen, als in den Monaten vor der Offensive. Und das sollte einen doch mal über die angeführte Selbstverteidigung nachdenken lassen.

Eines finde ich in dem Zusammenhang ebenfalls anmerkenswert. Israel besetzte den Südlibanon ja ursprünglich, um die PLO zu bekämpfen, die damals aus Libanon operierte. Die PLO konnte man von dort vertreiben, aber die Besetzung des Südlibanon war Auslöser für die Gründung der Hezbollah.

Man wird in diesem Konflikt immer in Teufels Küche geraten wenn man sich nur einen Anlass, oder einige wenige Anlässe heraus greift und diese(n) wiederum als Begründung für eine Reaktion heranzieht. Das kann in der Betrachtung des Nahostkonflikts schon lange nicht mehr funktionieren.

Israel muss sich endlich auf die Grenzen von 1967 zurückziehen, um damit auch endlich die wichtigste Resolution zu erfüllen. Das ist auf jeden Fall ein Punkt, der für viele Gegner ein Grund liefert, bzw. immer wieder angeführt wird, um Israel zu bekämpfen. Dass man von den Palästinensern jetzt allzu großen Jubel über den geräumten Gaza-Streifen erwartete, legt nur dar, wie wenig man sich in die Situation der Palästinenser hineinversetzen kann. Ein bisschen kommt es mir so vor als erwarte man von einem gequälten Schüler, dass er hoffnungsvoll seine Peiniger auf dem Schulhof betrachtet, weil die ein paar Quälereien aus dem Repertoire der Schikanen gestrichen haben. Ob der Rückzug aus dem Gaza-Streifen Signal genug an die Palästinenser war, auf weitere Gebietsrückgaben zu hoffen, ist schwer nachzuvollziehen. Aber anscheinend war es das nicht.

Auch ist es natürlich schwierig, eine Bewertung in der Frage vorzunehmen, ob es legitim ist, sich zwischen der Zivilbevölkerung zu verstecken und so diese unnötig zu gefährden? Auch hier kann es keine allgemein gültige Aussage geben. Betrachten wir einmal den palästinensisch-israelischen Konflikt. Die Palästinenser führen einen anerkannten Befreiungskampf. Man kämpft gegen eine hochgerüstete Armee. Natürlich ist man geneigt anzumerken, dass es doch von der Hamas feige ist, sich zwischen Zivilisten zu verstecken und diese zu gefährden. Das Problem innerhalb dieser Betrachtung ist, dass man von der Hamas verlangt, nach den Regeln einer militärisch hoch gerüsteten Armee zu agieren. Würde man sich an gleicher Stelle bereitwillig als Übungsziele für High-Tech Waffensysteme präsentieren? Wohl kaum! Ist es fairer/mutiger wenn israelische Soldaten mittels High-Tech-Waffen gegen den palästinensischen Widerstand vorgehen?

Im Falle der Hezbollah sehe ich diese Taktik mit anderen Augen. Die Hezbollah führt eigentlich keinen Befreiungskampf mehr, gegen Israel. Ob man die Shebaa-Farmen wirklich als Grund akzeptieren mag, Israel anzugreifen und die eigene Bevölkerung zu gefährden, ist mehr als hinterfragenswert. Natürlich ist es daher anders zu bewerten, wenn sich die Hezbollah unter Landsleuten versteckt. Nehmen wir also einmal ruhig an, dass die Hezbollah mutwillig die Bevölkerung gefährdet. Man kann das man das zwar verurteilen, dennoch wird einem dadurch nicht automatisch das Recht zuteil, die Zivilbevölkerung abzustrafen. (Oder hat jemand schon einmal davon gehört, die Polizei sei legitimiert, Bankräuber ohne Rücksicht auf Geiseln zu stellen?) Erst recht nicht, wenn sich die Katjuscha-Stellungen der Hezbollah
gar nicht in Beirut befinden und hauptsächlich massenhaft zivile Einrichtungen zerstört werden, die nichts mit dem Kampf gegen die Hezbollah zu tun haben. Spätestens dann wird es doch reichlich fragwürdig, und schnell drängt sich der Verdacht der Ausrede auf.

Eines hat mich der palästinensisch-isralische Nahostkonflikt gelehrt. Man muss sich von althergebrachtem Verständnis des Krieges verabschieden. Den Krieg als eine Option zu betrachten, der mit einer gewissen zivilisierten Logik - der möglichst humanen Kriegsführung - nach festgelegten Standards geführt werden kann, ist ein Irrglaube. Eine Unterteilung in meine und deine Zivilisten ist von vorneherein Quatsch. In Friedenszeiten würde man sich hüten, Leben gegeneinander abzuwägen.

Fazit: Ich will Israel nicht die Verteidigung der eigenen Bürger absprechen. Israel muss sich aber selbst die Frage stellen, ob es den Belzebub nicht mit dem Teufel austreibt? Rechte haben ist eines. Einen Nutzen davon zu haben etwas ganz anderes.

Mit freundlichem Gruß

Uwe Bieser

Donnerstag, Juli 27, 2006

noch 27. Juni

Harte Worte zum israelischen Vorgehen finden sich heute in der „Zeit“ - und einen recht frechen Artikel zum Medienpalaver darüber in der „taz“. Hui, und auch im „Freitag“ formuliert ein Autor ausgesprochen deutlich, was aus seiner Sicht im nahen Osten Sache ist.

Noch vor ein paar Jahren hat man Möllemann wegen ähnlicher Formulierungen gevierteilt. Mir scheint fast, hier findet gerade ein Diskurswechsel statt.

27. Juli 2006

Dass die Springerpresse ganz ausdrücklich einseitig auf der Seite Israels steht, komme was wolle, ist ja nun auch nichts Neues. Auch nicht, dass sich diese Unterstützung Israels in einer blinden Kritiklosigkeit äußert. (Man kann schließlich gut auf der Seite Israels stehen und sich auch deshalb gegen das momentane israelische Vorgehen aussprechen.) Inzwischen geht der Spaß bei Springer aber so weit, dass die Nachrichtenerstattung massiv darunter leidet. Wenn es gar nicht anders geht, scheinen sich die Redakteure dieses Verlages zu denken, müssen die Leser eben für dumm verkauft werden.

Mittwoch, Juli 26, 2006

26. Juli 2006

Mittlerweile haben sich schon einige Leser danach erkundigt, warum ich zum momentanen Höhepunkt der Nahost-Krise so verhalten blogge, während ich in friedlicheren Zeiten vor einigen Monaten teils fünf Einträge pro Tag verfasst habe. Dafür gibt es zwei Gründe.

Der eine liegt darin, dass ich mehrere Tage lang sehr zweigespalten war (und teils heute noch bin), was meine Einschätzung dieser Situation angeht. Einseitig Israel die Schuld zuzuweisen, wenn sich in Wahrheit mehrere Konflikte gegenseitig hochgesteigert haben, ist nicht besonders fair, und wenn die Angreifer sich in zivilen Siedlungen verschanzen, kann man das auch ihnen zum Vorwurf machen und nicht nur denjenigen, die sich beim Bomben nicht daran stören. Das Argument der Gewaltspirale, die aufgebrochen werden müsse („Israel schafft so doch nur neue Selbstmordattentäter!“) überzeugt mich auch nur zum Teil; genausogut ließe sich argumentieren, dass Israel zu neuen Anschlägen ermuntere, wenn es die alten widerstandslos hinnimmt. Insofern war ich mit der Berichterstattung vieler Medien, die beide Seiten dieser Tragödie beleuchteten, durchaus einverstanden, auch wenn ich mit Daniel Bax einräumen muss, dass diese bemühte Ausgewogenheit in den letzten Tagen ein wenig ins Bizarre abrutscht.

In den letzten Tagen, ich kann es nicht ändern, geht auch meine Zwiegespaltenheit immer weiter zu Lasten Israels zurück, und zwar um so mehr, je maßloser das israelische Bombardement des Libanons gerät, je grauenvoller die Berichte über die Opfer und je mehr sich die Flüchtlingszahlen einer Million annähern. „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ ist eine beliebte Redwendung, wenn es um den Nahostkonflikt geht, auch wenn ihr vorgeworfen wird, auch schon wieder antisemitisch zu sein, weil sie den Juden/Israelis eine Vergeltungsmentalität unterstelle. Nun war „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ ursprünglich offenbar als eine Maßname gedacht, bei der Bestrafung maßzuhalten, dem Übeltäter also nichts Schlimmeres anzutun, als dieser selbst schon anrichtete. Es gilt also „Auge um Auge“ statt zum Beispiel „Auge um Leben“, und wenn ich einen Mörder zur Rechenschaft ziehen will, dann lösche ich nicht gleich seine ganze Familie oder sein ganzes Dorf aus. Vor diesem Hintergrund ist das Abscheuliche des gegenwärtigen Konflikts eher, dass sich Israel an diese Maxime _nicht_ hält.

Mittlerweile hagelt es im Libanon sogar Streubomben. Dazu hat Bettina Gaus in der taz von heute das Wichtigste geschrieben: „Streubomben sind, wie schon der Name sagt, keine Präzisionswaffen. Kurz vor dem Aufschlag setzen sie viele kleine Sprengkörper frei, die sich auf einer großen Fläche verteilen. Sie bedrohen Zivilisten und Kombattanten gleichermaßen, sind hingegen für die Zerstörung militärischer Ziele ziemlich ungeeignet. Hinzu kommt: Etwa fünf Prozent der Munition explodiert nicht sofort. Die Wirkung dieser Blindgänger lässt sich mit der von Landminen vergleichen. Sie können ihre Opfer noch Jahre später treffen. Wahllos und zufällig. Fürchterlich ist die Nachricht auch für alle, die Israel eine sichere und friedliche Existenz wünschen. Die Behauptung, mit den Angriffen auf den Libanon solle nur die Hisbollah geschwächt werden, lässt sich kaum besser widerlegen als durch den Einsatz von Streubomben. Der erlaubt nicht einmal den guten Glauben an Irrtümer und Versehen. Wer diese Waffen einsetzt, weiß, dass Zivilisten darunter leiden werden. Wenn das Ziel der Angriffe nicht die Demoralisierung der libanesischen Bevölkerung ist - und das kann und darf es gerade der israelischen Logik zufolge nicht sein -, dann ist der Einsatz von Streubomben nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch ganz einfach dumm. Wer aus Solidarität mit Israel sogar bereit war, diesen Krieg gutzuheißen, hat es nun noch schwerer als vorher.“

Das also schreibt Bettina Gaus in der taz. Und natürlich hat sie Recht. Die Frage ist nur: Ändert das irgendwas? Angenommen, das Thema Streubomben würde in den nächsten Tagen hochkochen – die Debatte würde doch exakt in denselben Fahrwassern weitergehen, in die hinein man sich schon bisher Dutzende von Malen übergeben hat. Alan Dershowitz wird vielleicht ein „Plädoyer für Streubomben“ schreiben. In deutschen Talkshows wird weiter nach Kindergarten-Manier diskutiert werden. („Aber Mami, das ist gemein, die Hisbollah hat angefangen!“) Michel Friedman wird erklären, dass alle, die sich gegen Streubomben aussprechen, naiv oder Heuchler seien. Honestly Concerned wird jede Zeitung, die diese Waffen zum Thema macht, mit dem „Stürmer“ vergleichen. Ralph Giordano wird mit bebender Stimme davon dröhnen, welche ungeheuerliche Anmaßung (wahlweise: anmaßende Ungeheuerlichkeit) es sei, wenn ausgerechnet die Deutschen den Israelis vorschreiben wollten, mit welchen Mitteln sie um ihre Existenz kämpfen dürften und mit welchen nicht!! Der Zentralrat der Juden wird befinden, die Libanesen hätten Streubomben verdient, weil auch sie diesmal eine UNO-Resolution nicht erfüllt hätten, jahaa, nicht immer nur Israel, für das die Nichtbeachtung von UNO-Resolutionen mittlerweile ein Gewohnheitsrecht darstellt. Irgendwelches Nazi-Pack wird verkünden, schon immer gegen Streubomben gewesen zu sein, woraufhin die neokonservative Abteilung Triumphzüge veranstalten wird, weil diese Erklärung angeblich endgültig den Schulterschluss der Friendensbewegten mit den Rechtsextremisten beweise. Henryk Broder wird ein paar geschmacklose Witze über die Verstümmelten machen (“Keine Arme, keine Kekse!“), gleichzeitig phantasieren, dass er ohne den Einsatz von Streubomben im nächten Viehwaggon nach Auschwitz landen würde, und schließlich darauf beharren, gerade Streubomben bewiesen die Richtigkeit seiner Aussage darüber, wie viel mehr Spaß es mache, Opfer als Täter zu sein. Mischa Miersch wird mal wieder einen obskuren Essay verlinken, dem zufolge wir Westler unsere Kriege leider viel zu halbherzig führen. Irgendwelche durchgeknispelten Antisemitismus-Forscher werden auf ihre Fragebögen „Was halten Sie von Streubomben?“ setzen, um von den Antworten auf das Ausmaß an larviertem Judenhass in unserer Bevölkerung zu schließen. Und George Bush wird das Wort „Streubomben“ auf der Liste der Dinge notieren, von denen Israel offenbar am dringendsten Nachschub benötigt. Und mal im Ernst: Selbst wenn Israel über sämtlichen arabischen Staaten Atombomben abwerfen würde, damit das jüdische Volke endlich in Frieden leben kann, wären die Reaktionen hierzulande genauso vorhersagbar. Die Bundesregierung würde, wenn überhaupt, versuchen, eine Formulierung der Kritik zu wählen, die die israelische Regierung nicht wirklich verletzt, und die kriegsgeile Bloggermeute wird traurig seufzen, dass Israel ja sowieso machen könne, was es wolle, und zum Schluss würde es jeder hassen. Also warum nicht gleich so?

Und das ist der zweite Grund, warum ich zu den aktuellen Entwicklungen nur noch zurückhaltend blogge. Es wird nichts ändern. Auch die diskursiven Schützengräben und Frontverläufe sind längst viel zu tief, die Fronten zu starr. Da werden dann die üblichen rhetorischen Floskeln und Beschimpfungen ausgetauscht, und das war es dann wieder.

Etwas weniger schnoddrig und einseitig-polemisch als gerade von mir formuliert findet sich auch hierzu ein Artikel in der heutigen taz. „Und, wo stehen Sie?“ fragt Robert Misik und wendet sich gegen „Friedensfreunde“ auf der einen wie „Haudraufs“ auf der anderen Seite: für sämtliche Fraktionen der Bloggerszene eigentlich Pflichtlektüre.

Interessant fände ich an dieser Stelle neue, kreative Lösungsansätze, ruhig erst mal auf dem Niveau eines Brainstormings. Israel, das ist meine Meinung, verdient aus den verschiedensten Gründen prinzipiell unsere Solidarität, sollte aber gleichzeitig dazu bewegt werden, mit solchem Mumpitz wie jetzt gerade aufzuhören. „Israel in die Nato“ schlagzeilten deshalb vor einigen Tagen der „Rheinische Merkur“ ebenso wie der SPIEGEL. Das wäre zumindest mal ein Gedanke. Leider gibt es davon noch viel zuwenige.

Wie es im Moment ausschaut, wird der Krieg erst mal weitergehen, ob mit oder ohne Streubomben und völlig egal, was in Deutschland dazu geschrieben wird, weil alle, die Einfluss nehmen könnten, nur Positives von diesem Gemetzel erhoffen. Die Israelis möchten so sicher wie möglich gehen, nicht mehr beschossen zu werden, um welchen Preis auch immer. Die Hisbollah möchte der Welt vor Augen führen, wie unmenschlich sich Israel verhalte. Bush und seine neokonservativen Anhänger erhoffen sich einen besseren Punktestand im momentanen Endkampf des Guten (Achse) gegen das Böse (Islam und UNO). Und der Iran und Syrien können gegenüber den Oppositionellen im Lande triumphierend darauf hinweisen, dass die demokratischen Staaten vor allem für Krieg stünden. Die Bevölkerung des Libanon, sicher, sie gehört zu den Opfern. Aber sie hat nichts zu melden.

Sonntag, Juli 23, 2006

23. Juli 2006

Quizfrage: Welche Fernsehsendung habe ich gerade gesehen? Gezeigt wurde ein Nachrichtenbericht über Israels Einmarsch im Libanon und die Zahlen zu beklagender Opfer. Dies führe zu wachsenden Spannungen zwischen Israel und den USA. In einem Interviewausschnitt äußerte sich der amerikanische Verteidigungsminister kritisch zu Israels Vorgehen: Der nahe Osten sei eine hochexplosive Region, wo Gewalt nur zu neuer Gewalt führen könne. Der US-amerikanische Präsident trat verhaltener auf, ließ aber ebenfalls einen gewissen Unmut über die israelischen Militärschläge erkennen.

Lösung: Eine Wiederholung der „Tagesschau“ vom 23. Juli 1981 (also heute vor 25 Jahren) auf Bayern Alpha. Some things change, some stay the same.

Samstag, Juli 22, 2006

22. Juli 2006

Wie erklärt sich in der arabischen Welt nur dieser Hass auf Israel? Das ist einfach, werden jetzt manche sagen, natürlich aus Antisemitismus. Eine Alternativerklärung wäre das hier.

Nur fürchte ich, dass das die Vertreter der Antisemitismusthese nicht sonderlich überzeugt. Sie werden sich diese Website anschauen, nichts darauf entdecken, was sie besonders erschüttert, von sich auf die Araber schließen und traurig sagen: Es gibt keinen Grund. Diese bösen Menschen hassen uns einfach nur, weil wir Juden sind ...

Freitag, Juli 21, 2006

21. Juli 2006

Neue Fundstücke aus dem Internet: Mit Kathrin Passig und Co. betrete ein neuer Autorentyp die Bühne, befindet literature.de . Und Henryk Broder hat netterweise ein paar kundige Kommentare zur aktuellen Situation im Nahen Osten zusammengestellt.

Mittwoch, Juli 19, 2006

19. Juli 2006

Zur aktuellen Nahost-Krise veröffentlicht der „Tagesspiegel“ heute einen gelungenen Artikel Michel Friedmans. Okay, der Artikel selbst ist sehr einseitig und mal wieder mit der rhetorischen Kettensäge geschrieben, aber gerade dadurch provozierte er zu vielen lesenswerten Kommentaren. Und die stehen direkt darunter.

Dienstag, Juli 18, 2006

18. Juli 2006

Was soll das werden, Möllemann reloaded?

Interessiert irgendjemanden, dass die „rote Heidi“ sich mit internationalen Experten für Völkerrecht in Übereinstimmung befindet? Nicht? Dachte ich mir.

Man mag ja zu dem momentanen Vorgehen der israelischen Armee stehen, wie man will. Aber dass es bei einer Frage, bei der es um Leben und Tod vieler Menschen geht, noch nicht mal möglich ist, vom politisch korrekten Konsens abweichende Meinungen zu äußern, ohne sofort mit Rücktrittsforderungen etc. unter Druck gesetzt zu werden, kotzt mich schon ein bisschen an. Ich bin gespannt, ob dieser Hickhack auch wieder eine absurde Eigendynamik entwickelt.

Freitag, Juli 14, 2006

14. Juli 2006

Kathrin Passig ist nicht nur die vermutlich bekannteste Sadomasochistin Deutschlands, sondern gehört auch zu unseren erotischsten Frauen und klügsten Autorinnen. „Ich wünschte, ich könnte so flott schreiben!“ verkünde ich seit anderthalb Jahren auf meiner Website. Nachdem Kathrin vor einigen Wochen verdientermaßen den Ingeborg-Bachmann-Preis 2006 gewonnen hat, haben es auch die Medien gemerkt und überschlagen sich mit Berichten und Interviews. Endlich trifft es mal die Richtige! Und auch in der deutschen Sklavenzentrale wird die Preisträgerin heiß diskutiert.

Dennoch, so teilte mir neulich eine befreundete Wiesbadener Buchhändlerin mit, sei sie sich unsicher, ob sie Kathrins grandioses ”Die Wahl der Qual” in ihren Bestand aufnehmen sollte: „Da kommt dann wieder so ein Ömchen und hätte gerne was von der neuesten Bachmann-Preisträgerin und dann fällt sie mir um, wenn sie das Buch liest. Das war schon bei der Jelinek damals so ein Problem ...“

Jedenfalls bin ich gespannt auf alle weiteren von Kathrin Passig angekündigten Veröffentlichungen, ob Sachbuch oder Erzähltext. Am morgigen Samstag ist sie übrigens zu Gast in der NDR-Kultursendung „Das Gespräch“, zwischen 18 und 18:30 Uhr. Ich freu mich drauf!

Dienstag, Juli 11, 2006

11. Juli 2006

Als ich hier vor einiger Zeit meine Überlegung gebloggt habe, vielleicht mal ein Buch über Gartenmöbel zu schreiben, mailte mir eine Leserin, dass ich das doch unbedingt ausprobieren solle: Vermutlich würde selbst das extrem polarisierend ausfallen.

In der Tat werden meine Texte aus mir komplett unerfindlichen Gründen entweder hochgeschätzt oder unter Lauten verachtungsvoller Empörung grimmig verrissen. Gerade habe ich eine Rezension entdeckt, die ich besonders schmeichelhaft finde: weil sie die Strukturen meiner SM-Geschichten besonders gut durchschaut und weil sie mich als „Stephen King der SM-Literatur“ bezeichnet. Und ich muss zugeben, obwohl ich in meinem Studium auch mal Namen wie Eco oder Borges vernommen habe, gehört der Trivialschriftsteller Stephen King immer noch zu meinen Lieblingsautoren. Insofern ist das in meinen Augen ein großes Kompliment, über das ich mich sehr freue.

Samstag, Juli 08, 2006

9. Juli 2006

Auch in der aktuellen Ausgabe des führenden deutschen SM-Magazins SCHLAGZEILEN findet mein eigenwilliger Heimatroman
„Die Sklavenmädchen von Wiesbaden“ Resonanz. Matthias T. J. Grimme rezensiert ihn auf folgende Weise:

„Ist es in manchen Ausgaben schwierig, all die guten Neuerscheinungen vorzustellen, so ist es diesmal eher mager. Dennoch bietet der Marterpfahl Verlag mal wieder etwas wirklich Hübsches mit seinem Krimi von Arne Hoffmann »Die Sklavenmädchen von Wiesbaden«. Das ernste Thema der Zwangsprostitution dient dem Autor hier als Aufhänger für die Geschichte von Miriam, die der Wiesbadener Mafia in die Hände gerät und die als Lustsklavin und Sexspielzeug zu Dingen gezwungen wird, die sie sich zuvor nicht einmal vorstellen konnte. In das ziemlich deftige Krimi-Geschehen ist natürlich eine Menge SM-Erotik eingeflochten. Neben dem Zuhälter Ronny und dem Literaturagenten Silbig spielen die meist erfundenen düsteren Seiten Wiesbadens eine besondere Rolle. Besonders positiv anzumerken ist, dass Arne Hoffmann ein Viertel seines Honorars an eine Opferorganisation spendet, die sich Zwangsprostituierter annimmt. Fazit: Unterhaltsame Urlaubslektüre.“

(Wer den Link verfolgen und neben dieser z. B. noch weitere aktuelle SM-Rezensionen auf den Seiten der SCHLAGZEILEN lesen möchte, sollte auf „Medien“ klicken. Auch eindrucksvolle CDs wie "Oceanborn" von Nightwish werden dort mit viel Liebe besprochen.)