Sonntag, Dezember 24, 2006

„Ausländerhetze auf akademisch“

Zu Weihnachten gibt es eine weitere ausführliche, sehr gründlich analysierende Rezension zu Henryk M. Broders „Hurra, wir kapitulieren“. („Aber ich wollte einen Schlitten!“ – „Klappe, du undankbares Balg, jetzt wird die Rezension gelesen.“)

Jeder hat das Recht auf ein verqueres Weltbild. Doch die wenigsten möchten sich selber bei Pauschalverurteilungen und rassistischer Sudelei die Finger respektive die demokratische Grundhaltung schmutzig machen. Dafür gibt es ja Henryk M. Broder. Denn niemand kann die neue deutsche Ausländerangst so gekonnt zwischen Buchdeckel kacken wie der gelernte Ex-Linke. (...) Dass es Broder dabei nicht um eine sachliche, dringend notwendige, Auseinandersetzung mit einer politisch-religiösen Bewegung geht, sondern um kaum versteckten Rassismus, zeigt die Leichtigkeit mit der er „die Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus" als „Erfindung" abtut.


Weiter geht es hier: ein etwas holpriger, aber durchaus lesenswerter Text, weil er wirklich Punkt für Punkt aufzeigt, wo Broders Büchlein scheitert.

Bemerkenswert ist die Zweiteilung, die sich mittlerweile in der Medienlandschaft auftut. Während Fernsehfritzen Broder von einer Talkshow in die nächste heizen und ihm dabei für seine kruden Thesen lediglich ein Mikro hinhalten – Hauptsache mal etwas Provokatives, auf Rassismus braucht das nicht weiter abgeklopft zu werden – findet in Printmedien eine tiefergehende inhaltliche Auseinandersetzung solcher Botschaften statt und gelangt zu Urteilen, die einem eigentlich schwer im Magen liegen müssten. Das sagt Bedenklicheres über die deutschen Zustände aus als etliche fragwürdige Studien, ob aus Bielefeld oder anderswoher: Wenn ein Polemiker mit fragwürdigem Gedankengut nur halbwegs witzig und schlagfertig auftritt, dann erhält er hierzulande immer noch eine Bühne, auf der er von vielen bejubelt wird. In diesem Land gären aus vielen noch immer (oder: schon wieder) reichlich Gase heraus, bei denen es nur eines Streichholzkopfes wie Broder bedarf, um einen emotionalen Feuersturm auszulösen. Immerhin sind die Moscheen in unserem Land von diesem Brand bislang verschont geblieben; hoffen wir mal, dass das auch nächstes Jahr so bleibt.

In diesem Sinne: ein frohes Fest!

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