Dienstag, Juli 14, 2009

Aus Mölln und Solingen nichts gelernt

Warum hat uns der gewaltsame Tod der Ägypterin Marwa El-Sherbini im Dresdner Landgericht so merkwürdig unbeteiligt gelassen? Warum hat die offenbar rassistisch motivierte Tat eines 28-jährigen Russlanddeutschen so wenig öffentliche Empörung ausgelöst - so als hätte es Solingen, Mölln oder Rostock-Lichtenhagen nie gegeben? Weshalb muss die Bundeskanzlerin vom Zentralrat der Muslime zu einer Reaktion aufgefordert werden? (...) Wenn die auffällige Unaufgeregtheit, ja fast schon Nonchalance, mit der wir diese Tat abgehakt haben, mit dem religiös-kulturellen Hintergerund des Opfers zu tun haben sollte, wird es Zeit für eine bislang verdrängte Debatte: Wie steht es trotz Islamrat und diverser Islam-„Gipfel“ um die Islamophobie in der Bundesrepublik, deren Spitzenpolitiker sich nur zu gern ihrer Integrationsbemühungen und -erfolge rühmen? Gibt es neben einem latenten Antisemitismus nicht auch eine mindestens ebenso ausgeprägte Islamfeindlichkeit? (...) Man stelle sich einen Augenblick lang vor, es hätte sich umgekehrt verhalten: Das Opfer wäre eine schwangere deutsche Mutter im dritten Monat gewesen und der Täter Ägypter, ein Muslim jedenfalls: Es bedarf keiner großen Fantasie sich auszumalen, welche mediale Aufmerksamkeit der Fall erzeugt hätte und wie die politischen Stellungnahmen - im Wahlkampf zumal - ausgefallen wären.


Harald Biskup bringt die unselige Situation in Deutschland im Kölner Stadt-Anzeiger auf den Punkt.