Dienstag, Juli 21, 2009

"Das reine deutsche Gewissen"

Doch rassistisch, antisemitisch oder ausländerfeindlich wird eine Äußerung oder Handlung weniger durch die individuelle Absicht eines Einzelnen; sie erhält diese Bedeutung erst vor einem allgemeineren Muster im Hintergrund. Dass die Islamophobie in Deutschland zugenommen hat, bedeutet zum Beispiel, dass sich in unserem öffentlichen Sprechen ein Muster etabliert hat, das bestimmte Bilder evoziert (verschleierte Frauen, Massenszenen von beim Beten hochgereckten Hintern), einige Fragen vernachlässigt ("Warum ist der Islam in Deutschland rechtlich den Kirchen nicht gleichgestellt?") und andere privilegiert ("Warum haben die immer noch kein Deutsch gelernt?"). Dieses Muster klassifiziert Angehörige einer Bevölkerungsgruppe über Stereotype und lässt die Einzelnen eher als ausführende Organe ihrer vermeintlichen "Kultur" erscheinen denn als individuelle Akteure mit eigenen Präferenzen und Entscheidungen.


Hilal Sezgin kommentiert in der "taz".