Sonntag, April 17, 2011

Emanzipation via PLAYBOY

Die Soap-Schauspielerin Sila Sahin hat sich für den PLAYBOY ausgezogen und ist damit die erste Deutsch-Türkin auf der Titelseite dieses Magazins. Richard Herzinger empfindet das in einem Artikel für die "Welt" als einen Akt der Emanzipation, die die frühere politische Relevanz dieser Zeitschrift wieder aufgreift:

Es ist die Pointe des alten Witzes, demzufolge Männer stets sagen, sie läsen den "Playboy" wegen seiner guten Artikel und Interviews, dass in dieser vermeintlichen Alibiaussage tatsächlich ein dickes Korn Wahrheit steckt. Denn der "Playboy" war einst eines der wichtigsten Foren für politische, gesellschaftliche und literarische Tabuthemen, die er auf hohem intellektuellem Niveau in die öffentliche Debatte drückte.


Feministinnen haben dies natürlich nie verstanden – für sie war die Begeisterung vieler Männer für den Playboy nur eine Bestätigung ihrer Vorurteile, die sie seitdem erfolgreich im medialen Mainstream verankern konnten. Insofern fragt sich Herzinger, wie dieses Lager wohl mit Sila Sahins Komplett-Entschleierung umgehen wird:

Nun wüsste man freilich noch gerne, was Feministinnen wie Alice Schwarzer dazu sagen. Führte sie einst "PorNo"-Kampagnen und Feldzüge gegen Nacktfotos auf Illustrierten-Titelbildern an, kämpft sie heute gegen den Kopftuch- und Verhüllungszwang in islamischen Milieus.

Dass junge Musliminnen heute das Ausziehen als Fanal gegen ihre Einsperrung in ihre traditionelle Kultur einsetzen, könnte auch manche eingefahrene feministische Schubladendebatte in produktive Verwirrung stürzen.


Ich stimme Richard Herzinger selten zu, aber mit diesem Artikel hat er im großen und ganzen Recht. Schon aus Solidarität mit der Emanzipation vieler junger Muslimas werde auch ich mir die aktuelle PLAYBOY-Ausgabe besorgen.

Labels: , , ,