4. März 2006
In Berlin startete gestern eine Kampagne gegen die Zwangsprostitution, die vor allem an nette und humane Freier appelliert. Diesem Appell kann ich mich nur anschließen. Allerdings mit dem kleinen Caveat, dass es umstritten ist, ob Freier überhaupt in der Lage seien, Zwangsprostitution als solche zu erkennen. Die Prostitutionsexpertin Tamara Domentat behauptet mit Bezug auf Terre des Femmes, dem sei so, und nennt auch entsprechende Hinweise. Manfred Vonhausen hingegen, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Frankfurt, betrachtet entsprechende Appelle als “weltfremd”: Das könne kein Mann vorher feststellen. Meiner persönlichen Einschätzung nach bewegt sich die Wahrheit zwischen diesen beiden Positionen: Mann wird es häufig in der Tat nicht erspüren können, hat vielleicht keine klaren Kennzeichen wie im von Terre des Femmes konstruierten „Idealfall“, sondern spürt nur, dass sich eine Prostituierte offensichtlich unwohl fühlt, wofür es die unterschiedlichsten Gründe geben kann. Andererseits haben wir in der Literatur zum Thema verschiedene Fälle vorliegen, bei denen Freier selbst eindeutige Hilfegesuche von Frauen ignorierten, und umgekehrt Fälle, wo Freier aktiv wurden und dazu beitrugen, Frauen aus ihrer Notlage zu retten. Da kann es schon sinnvoll sein, dieses Verhalten wenigstens in die richtige Richtung zu lenken.
In meinem Engagement für die Menschenrechte ist auch Zwangsprostitution ein zentrales Thema, und ich werde im Lauf dieses Jahres noch öfter darauf zurückkommen. Insofern gibt es auch auf meiner Homepage seit neuestem an prominenter Stelle einen Link zur Opferschutzgruppe Solwodi.
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