noch 4. März
In der taz von heute setzt sich Robert Misik mit dem „militanten Liberalismus“ auseinander (wie er zum Beispiel auch von einigen islamfeindlichen Internetblogs und -foren betrieben wird) und betrachtet ihn als problematisch: „Er proklamiert `universale Werte´ und kümmert sich nicht darum, wie diese Proklamation auf der anderen Seite ankommt. Es schert ihn nicht, dass die andere Seite das Gefühl hat, der Westen setze sich als universale Norm, und dass sie sich in ihrer Überzeugung, unter der Kuratel westlicher Herrenreiter-Arroganz zu stehen, bestätigt fühlt. Er realisiert die Paradoxie nicht einmal, dass dieser Liberalismus jenen, denen er militant gegenübertritt, gerade als das erscheint, was er nicht sein will: eine Herrschaftsideologie. Wie er überhaupt alle Versuche, den Anderen zu verstehen, schroff als nützliche Idiotie delegitimiert, die den `Islamofaschisten´ in die Hände spiele. Dabei kann es natürlich nie zu viel Verständnis geben: Schließlich ist das Verständnis für die Motivation des Anderen die Bedingung dafür, dass das eigene Tun nicht das Gegenteil von dem bewirkt, was es zu bezwecken beabsichtigt. Wer den Islamismus bekämpfen will, darf sich darum auch nicht `weigern´, von der Islamophobie zu sprechen - schließlich treibt diese ja die Moderaten in die Hände der Radikalen. (...) Womöglich ist dafür die alte Brecht'sche Maxime der bessere Wegweiser als alte antitotalitäre Posen. Die lautet: Ein jeder rede über die Schande der eigenen Leute.“
In der Tat, das wäre eine wünschenswerte Maxime. Allein, sie führt zu massiven Anfeindungen. Sobald etwa ein Westler die Politik der USA kritisiert, wird er als „antiamerikanisch“ gebrandmarkt, und bemängelt ein israelischer Jude seine Regierung, etikettiert man ihn als „jüdischer Antisemit“. Insofern versucht dieser militante "Liberalismus" vor allem eines durchzusetzen: ein durch und durch totalitäres Verbot der Selbstkritik. Denn schließlich lautet die zentrale Parole der Scharfmacher zu allen Zeiten: „Wir oder die“.
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