27. Mai 2006
Wie blickt eigentlich derzeit das Ausland auf uns und unsere momentane Diskussion über Fremdenfeindlichkeit? Bei dieser Frage lohnt ein Blick in einen Artikel in „Die Presse“ aus Österreich, betitelt mit „Die Weltmeister des Masochismus“. Ein Auszug:
„Regelmäßig verliert die Selbstbezichtigung das Maß und kippt ins Hysterische. So geschehen, als Ex-Regierungssprecher Heye Afrikanern dazu riet, Gegenden im Osten zu meiden, weil sie dort ihres Lebens nicht sicher sein könnten. Wer derlei behauptet, übertreibt. Bei aller Abscheu gegen ausländerfeindliche Übergriffe: Deutschland ist nicht der Irak und auch nicht in den Fängen des Ku-Klux-Clan. Aber den ungekrönten Weltmeistern des Masochismus reicht es eben nicht, mit einer No-Name-Humpeltruppe bei der Fußball-WM im eigenen Land anzutreten. Sie müssen auch noch rechtzeitig vor der WM künstlich No-Go-Zones für Ausländer herbeireden.“
Nun werden wir uns unsere momentan liebste Nationaleigenschaft bestimmt nicht von den Ösis kaputtreden lassen. Die Weltmeister in Sachen Alarmismus sind in der Tat wir, genauer: unsere Politiker und unsere Journalisten.
Gestoßen bin ich auf diesen Artikel, weil er am Mittwoch in der Polit-Talkshow "Hart aber fair" zitiert wurde. Zur gleichen Zeit sinnierten in einer schlechteren Talkshow im SWR Henryk Broder, ob nicht die Aufhebung der Demonstrationsfreiheit, sowie Claudia Roth (im Gefolge von ihrem Parteikollegen Cohn-Bendit), ob nicht die Aufhebung der Bürgerrechte (Wahlrecht etc.) im "Kampf gegen rechts" eine feine Sache wären. Klar, wir brauchen nur einen etwas totalitäreren Staat, und alle Probleme sind geregelt. In der DDR gab´s schließlich auch keine Probleme mit Rechtsextremismus. Schön, dass man wenigstens immer genau weiß, wo die Feinde der Freiheit hocken.
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