Dienstag, Dezember 26, 2006

Zeitvertreib zu Weihnachten: Wir basteln uns einen Holocaustleugner

„Er hat fast nie Recht, ist aber immer amüsant“ urteilte vor wenigen Wochen der Literaturkritiker Denis Scheck über Henryk Broders „Hurra, wir kapitulieren!“. Und in der „Linken Zeitung“ hieß es, Broder „reiht Tatsache an Tatsache und argumentiert dann gekonnt daran vorbei.“ Nicht erst seit diesen Bewertungen fragen sich viele: Wie macht man das eigentlich - lauter Tatsachen nehmen und dann beim genauen Gegenteil herauskommen?

Wir erklären heute einmal im Kleinen, wie Broders Arbeitsweise funktioniert.

Heute morgen zitiert Henryk Broder in einem Blogeintrag aus einem Brief eines seiner vielen Hassobjekte, dem jüdischen Journalisten Shraga Elam.

Elam schreibt darin Broders Zitat zufolge sehr zutreffend:

All the “proofs” against the gas chambers in Auschwitz are not convincing at all.


Das “übersetzt” Henryk Broder wie folgt:

Die Beweise für die Gaskammern in Auschwitz sind “nicht überzeugend”.


Elam erklärt also die angeblichen "Beweise" gegen die Gaskammern für Unsinn, und Broder in seinem Unverstand macht daraufhin aus Elam einen Holocaustleugner. Um einen seiner typischen Ausfälle daran zu knüpfen: „Ein Psycho kommt selten allein.“

Bleiben vier sehr interessante Fragen:

Was muss eigentlich im Kopf eines Menschen vorgehen, damit das „against“ als „für“ übersetzt wird, also in der Tat das genaue Gegenteil von dem herauskommt, was die Fakten hergeben? "Against" dürfte für einen SPIEGEL-Journalisten eigentlich keine unzumutbar schwere Vokabel darstellen.

Wenn man gerade im vergangenen Jahr halb Deutschland verarscht hat, indem man mit einem unsäglichen Machwerk einen Bestseller landete, warum liegt man mitten in der Weihnachtsnacht nicht satt und zufrieden in seinem Bett, statt seinen Unverstand in die Welt herauszuschreien und so jedem zu zeigen, dass der Kaiser keine Kleider trägt?

Warum teilte im Laufe des gesamten heutigen Tages kein einziger von Broders ergebenen Lesern den Autor mit, dass er sich da gerade selbst massiv ins Knie schießt? (Wenigstens die "Henryk-M.-Broder-Brigaden" hätten doch mal ein Mail schicken können, Herrgott noch mal!)

Wird Broder das tun, was jeder anständige Mensch tun würde, nachdem er durch Dämlichkeit oder Absicht einen anerkannten jüdischen Journalisten fälschlich als Holocaustleugner verleumdete und als "Psycho" beleidigte - nämlich sich ausführlich und glaubhaft dafür entschuldigen? Da das eine Frage von Anstand, Reife und Stil ist, rechne ich nicht wirklich damit.

Bleibt vor allem eine Erkenntnis: Broder hat in der Tat fast nie Recht, ist aber immer amüsant.

Labels: , ,