"Die Zeit": Feindselige Islamkritik nicht Aufklärung, sondern deren Ende
Vor ein paar Jahren sprach man noch davon, dass die Grenzen zwischen rechts und links zunehmend verschwimmen. Beim Thema Islamophobie/Islamkritik stechen sie wieder scharf hervor. Insbesondere Zeitungen und Zeitschriften positionieren sich in dieser Debatte immer mehr in politisch kontrovers zueinander stehenden Lagern. Klar benannt werden die fremdenfeindlichen Aspekte bestimmter "islamkritischer" Fraktionen beispielsweise in der taz, dem Freitag, der Zeit, der Frankfurter Rundschau und der Süddeutschen Zeitung. Fast komplett ausgeblendet werden diese Aspekte (solange die "Islamkritiker" nur halbwegs prominent und nicht offen rechtsradikal sind) meiner Beobachtung nach etwa im Spiegel, im Focus, im Cicero, der Frankfurter Allgemeinen, der Welt, natürlich der Bild, der Weltwoche, der Jungen Freiheit und noch weiter rechts stehenden Medien sowie in diversen Webblogs, zwischen denen es mitunter Verknüpfungen gibt (Politically Incorrect, Achse des Guten, Perlentaucher etc.). Ob die fremdenfeindlichen Untertöne so mancher "Islamkritik" von den seriösen Medien naiv oder berechnend ignoriert werden, bietet jeweils einigen Raum für Spekulationen. Eindeutig ist nur, dass die wehleidig klagende Selbstinszenierung der "Islamkritiker", sie seien eine unterdrückte und tabuisierte Minderheit, die nirgends ein Podium erhalte und nicht offen sprechen dürfe, komplett absurd ist.
Auf einem recht hohen Niveau setzt sich in der aktuellen "Zeit" Thomas Assheuer mit den Untiefen der Islamkritik auseinander. Ein Auszug aus dem Artikel:
Es ist nicht klar, ob die heutigen Islamkritiker, die tagtäglich die träge Masse feiger »Kapitulanten« vor dem islamischen Feind warnen, an der Errungenschaft der Aufklärung, an der Religionsfreiheit festhalten oder diese auf der Abraumhalde liberaler Irrtümer entsorgen wollen. Wer wie Henryk Broder Muslimen nur so viel Toleranz gewähren will, wie sie Juden und Christen in islamischen Ländern gewährt wird, der bestreitet das gleiche Recht auf Religionsausübung und nährt – tit for tat – den Geist der Revanche.
In derselben Ausgabe mahnt Jens Jessen an:
Gerade der offene Austausch solcher Befürchtungen ist der beste Beweis für die unangefochtene Praxis westlicher Meinungsfreiheit. Allerdings sollte die Debatte von Unterstellungen frei bleiben; keiner, der die Konstruktion eines islamischen Feindbildes fürchtet, hat jemals Sympathie für Gewalttäter geäußert oder gar die Bereitschaft zur vorauseilenden Unterwerfung unter die Scharia zu erkennen gegeben. Vielleicht empfiehlt es sich, die Internetseite »Achse des Guten«, die besonders großzügig mit solchen Unterstellungen arbeitet, aus der Debatte herauszuhalten. Sie hat sich eher als Achse des Bösen gezeigt. Sie ist nicht an Aufklärung interessiert, sondern will den Westen in eine dem Islamismus analoge Hassposition emporpeitschen. Indes: Die Barbarei mit den Mitteln der Barbarei zu bekämpfen ist keine Option für den Westen. Sie würde seinen Anspruch auf menschenfreundliche Überlegenheit ruinieren.
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