Konflikt zwischen Schweizern und Deutschen – ein reines Medienthema?
Sie schnappen uns die tollen Jobs weg, die Wohnungen, die Männer. Sie bitten beim Bäcker nicht höflich um ein Gipfeli, sie bellen quer durch den Raum «Ich krieg ein Brötchen!». Sie nehmen uns nicht ernst, aber unsere Gastfreundschaft in Anspruch. Sie sprechen unsere Sprache nicht, dafür ihre umso lauter. Sie ziehen nicht in die Schweiz, sie annektieren sie; sie können gar nicht anders, historisch bedingt. Und sie holen ihresgleichen nach, denn je mehr Deutsche da sind, desto weniger bleiben übrig, an die sie sich gewöhnen müssen.
So sieht es aus, das Zusammenleben von Deutschen und Schweizern in der Deutschschweiz — wenn man SVP-Vertretern wie Christoph Mörgeli und ihren Brüdern im Geiste, Journalisten wie den «Weltwoche»-Chefs Markus Somm und Roger Köppel glaubt. Kein Miteinander, nirgends. Nein, ein einziges Gegeneinander, ein Hauen und Stechen, und als Hauptwaffe — oft genug als Totschlagkeule — die Sprache.
Das Schweizer "Magazin" hat sich vor Ort genauer angeschaut, wie die Zusammenarbeit mit Deutschen in der Schweiz ausschaut. Dabei schildern viele Deutsche und Schweizer ihren Eindruck, dass das Thema in den Medien hochgekocht werde und in Wahrheit vieles "halb so wild" sei. Völlig beiseitewischen lassen sich die Ressentiments vieler Schweizer jedoch nicht:
Ute, eine Pflegerin aus Stuttgart, erzählt, dass sie früher, im Spital in Langenthal, Zeitungsartikel anonym ins Fach gelegt bekam, in denen alle Deutschen über einen Kamm geschoren wurden. An Nachschub war kein Mangel, in jeder dritten Ausgabe von «20 Minuten» findet sich etwas. Das Elend nahm erst mit ihrem Wechsel nach Zürich vor einem Jahr ein Ende.
Bei keiner anderen Nationalität, keiner anderen Volksgruppe würde man sich so ein Schubladendenken zugestehen — unvorstellbar, dass im französischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen stundenlang über den Anpassungswillen etwa der Italiener debattiert wird. Jeder seriöse Journalist würde sich diskreditieren, wenn er Hochrechnungen vom Einzelnen auf einen Nationalcharakter anstellen würde. Das Ressentiment gegen die Deutschen dagegen darf man scheinbar öffentlich pflegen, selbst als sogenannter Intellektueller, denn sie haben ihre Popularität mit dem Dritten Reich auf Generationen hinweg verspielt. Und dann hinterher, wie Mörgeli, die Empörung der Professoren damit zu legitimieren, dass die SVP wohl «einen Nerv getroffen» haben müsse, als sie «deutschen Filz» an Schweizer Universitäten anprangerte — dieser Missbrauch der Historie grenzt an Perfidie.
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