Montag, Januar 10, 2011

Ein zweiter Blick auf Sarah Palins Abschussliste

Die Financial Times hat sich die Hetze genauer angeschaut, die in den USA vom rechtskonservativen Lager um die "Tea Party" gegen die Demokraten ausgeht:

Nicht nur Giffords nahmen Extremisten im wahrsten Sinne des Wortes ins Visier. Schon kurz vor und nach der entscheidenden Abstimmung Ende März berichteten viele der aufgelisteten Abgeordneten von Drohungen. Betroffen waren auch zwei weitere Kongressabgeordnete aus Arizona. Harry Mitchell erhielt unter anderem eine Nachricht mit dem Wunsch, ein "Unterhosenbomber sollte Deinen Laden einfach verdammt noch mal in die Luft jagen". Bei Mitchells Kollegin Ann Kirkpatrick wurde sogar ein Gullydeckel durchs Fenster geschmissen.

Der mittlerweile abgetretene Abgeordnete Vic Snyder aus Arkansas erhielt Todesdrohungen, die explizit Bezug auf seine Zustimmung zu Präsident Barack Obamas Gesundheitsreform nahmen. "Es ist offensichtlich, dass ein paar Attentate notwendig sein werden, um Obamacare zu stoppen", hieß es in einer Botschaft. "Wenn wir Dir nicht in Washington auflauern können, dann erwischen wir Dich in Little Rock."

Einen Tag vor der letzten Abstimmung über die Gesundheitsreform erhielt auch die Abgeordnete Betsy Marky aus Colorado einen Drohanruf. "Du solltest hoffen, dass ich Dir nicht auf einer dunklen Straße mit Messer, Knüppel oder Pistole begegne", soll der Anrufer gesagt haben.

Die New Yorker Abgeordnete Louise Slaughter wurde per Anrufbeantworter vor "Scharfschützen" gewarnt, die Parlamentarierin Kathy Dahlkemper aus Pennsylvania erhielt eine Notiz mit der Prophezeiung: "Du wirst nie wieder durchschlafen können." Die Abgeordnete Suzanne Kosmas aus Florida, die sich erst spät für ein Ja zur Gesundheitsreform entschieden hatte, wurde per Email zum Selbstmord geraten.


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Die folgenden Schachzüge der Tea-Party-Bewegung werden so sicher folgen wie das Amen in der Kirche:
- "Alle sind so furchtbar gemein zu uns. Erst recht die scheißlinke Gutmenschenpresse, pfui!"
- "Man wird nie nachweisen können, dass der Amokläufer wegen unserer Hetze durchgeknallt ist."
- "Guckt doch mal, einer aus der demokratischen Partei hat im März 2008 auch mal was gesagt, was nicht nett war."

Folgendes wird mit Sicherheit ausbleiben:
- Selbstkritik des bisherigen Vorgehens
- Eine Abrüstung der polemischen Rhetorik gegen die Demokraten
- Die eine oder andere fällige Entschuldigung
- Eine strengere Reglementierung des Waffenbesitzes

Lesenswert, was die Hintergründe der Tea-Party-Bewegung angeht, ist folgende Buchvorstellung in der New York Times: The Engine of Right-Wing Rage, Fueled by More Than Just Anger