noch 31. Mai
Normalerweise läuft das in Deutschland mit der Meinungsfreiheit so: Irgendeiner sagt etwas vielleicht auch nur im Ansatz Kontroverses, etliche Großmäuler prügeln empört auf ihn ein, und ehe man auch nur „feiges Opportunistenpack“ sagen kann, rücken von dem derart heftig Angefeindeten selbst seine zuvor eifrigsten Unterstützer ab. So geschah es Hohmann, Möllemann und anderen, so geht es im Streit um Peter Handke allerdings gerade gründlich in die Hose. Handke erhält momentan nämlich eine Rückendeckung, die man sich auch in ähnlichen Fällen von Denunziation gewünscht hätte: etwa vom Literaturchef der „Süddeutschen Zeitung“, von Gerrit Bartels in der „taz“ (wo wir nebenbei erfahren, dass Handke auch schon mal des Antisemitismus geziehen wurde; mein Gott, wer nicht?!) und von einer ganzen Reihe kluger Künstler im Wiener „Standard“. In dieser Debatte offenbart sich plötzlich die ganze Verlogenheit unserer Gesellschaft, die nach dem Motto verfährt: „Wir möchten mutige Autoren, die gegen den Strom schwimmen und Rückgrat zeigen, so herzlich gerne dafür würdigen, aber politisch korrekt müssen sie natürlich schon sein!“ Mein Lieblingssatz in diesem Streit stammt deshalb von Wiglaf Droste in einem auch ansonsten großen Artikel: „Ein Schriftsteller hat jedes Recht auf seine allein ihm eigene Sicht und Betrachtung der Welt; zu verlangen, er solle ein rundum kompatibler Medienmitmischer sein, kommt der Forderung nach Abschaffung des Schriftstellerberufs gleich.“ So ist es.
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