"Unsere Angst"
Auch "Die Zeit" widmet sich in einem ausführlichen Artikel der aktuellen Debatte um Islamophobie in Deutschland. Einige Passagen aus diesem Beitrag:
Dass es islamfeindliche Einstellungen gibt, belegt ein Blick in die Internetausgabe der Zeitungen. Sobald ein Artikel das Verhältnis zu den Muslimen thematisiert, ergießt sich im Online-Forum eine Flut von Ressentiments und Beleidigungen. Bei keinem anderen Thema sehen sich Zeitungen so häufig gezwungen, die Online-Foren zu schließen, weil eine sachliche Diskussion nicht mehr möglich ist.
Der Antisemitismusforscher Wolfgang Benz sieht denn auch deutliche Parallelen zwischen dem Judenhass und der Islamfeindschaft. »Die Wut der neuen Muslimfeinde gleicht dem alten Zorn der Antisemiten gegen die Juden«, analysiert Benz. Beide Strömungen schüren Ängste – hier vor der Weltherrschaft, dort vor einer Islamisierung Europas –, beide arbeiten mit Stereotypen und schüren Überfremdungsängste.
Aber immerhin gilt auch:
Rechtspopulisten wie in Dänemark, den Niederlanden oder Österreich haben in Deutschland keine Chance. Die wenigen Versuche – die Kampagne von Roland Koch in Hessen, antiislamische Parolen im CSU-Kommunalwahlkampf in Bayern – scheiterten. Erfolgreich waren dagegen politische Bündnisse von den Grünen bis zur CDU gegen braune Rattenfänger, die mit der Hetze gegen Moscheen und Kopftuch Stimmen zu gewinnen versuchten. »Pro Köln« zum Beispiel hat es nicht vermocht, die Domstädter in großer Zahl gegen die geplante Großmoschee aufzubringen. (…)
Und die Medien? Zufällig hat sich kürzlich eine Journalistenvereinigung für Migranten gegründet. Sie will dem Missstand abhelfen, dass in deutschen Redaktionen fast keine Einwanderer arbeiten. Wäre es anders, so hätte es diese langen fünf Tage gewiss nicht gegeben. Und es sollte sie nie wieder geben.
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