taz: NPD entdeckt Freuden der "Islamkritik" relativ spät
"Arbeit statt Zuwanderung", "Bildung statt Moscheen" oder "Heimat statt Minarette" heißen die neuen Kampfansagen. "Infam", findet Wolfgang Benz, der Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung, "weil es an niedere Instinkte appelliert und Gegensätze konstruiert, die es überhaupt nicht gibt". Zudem würden beim Begriffspaar "Zeche statt Ghetto" Assoziationen an die Juden als klassisches Feindbild geweckt.
Aber daran stören sich wohl nur "linksreaktionäre Gutmenschen", um einen prominenten NPD-Wegbereiter zu zitieren. Benz als Gegner wird die Nationalisten jedenfalls nicht schrecken; der einstige Schutzmann gegen den Rechtsextremismus ist längst von den Polemikern der "Achse des Guten" und "Lizas Welt" geschliffen worden. Die Dankesbekundungen der NPD sind an Broder und seine Kumpane vermutlich schon unterwegs. Dabei hat diese Partei lange gebraucht, um zu begreifen, was für ein roter Teppich ihnen hier ausgerollt worden ist:
Dass die NPD das Potential der Islamophobie so spät erkannt hat, liegt nach Meinung von Alexander Häusler, Mitarbeiter der Arbeitsstelle Neonazismus der FH Düsseldorf, an den Auseinandersetzungen in der Partei selbst. "Eigentlich hat die gesamte modernisierte extreme Rechte in Europa einen Kursschwenk gemacht. Vom offenen Antisemitismus über vermeintliche Religionskritik zum neuen Kulturrassismus". Diese Entwicklung habe bei Parteien wie dem belgischen Vlams Belang, der FPÖ in Österreich und der Schweizerischen Volkspartei zu so großem Erfolg geführt. Es gelang ihnen rassistische Themen in die Mitte der Gesellschaft zu rücken und damit salonfähig zu machen.
Und wer hat Ihnen dabei in erster Linie geholfen?
Zu einer Lektüre von Biedermann und die Brandstifter ist es jedenfalls immer noch nicht zu spät.
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