Freitag, Juli 29, 2011

Der Kitschroman entdeckt häusliche Gewalt gegen Männer

Telepolis berichtet darüber, dass die klassischste aller Frauenliteratur mit der Zeit erwachsen wird. So sah es vor elf Jahren aus:

Spätestens seit 2000 wich diese Konstellation dem "Macho nutzt Notlage aus"-Schema. Zynische, rachsüchtige, arrogante und sexbesessene Männer nutzen Notfallsituationen nicht nur aus, sie schufen sie auch oft genug erst.


Inzwischen dringt ein Kernthema der Männerbewegung aber sogar in den Liebesroman vor:

Noch überraschender war allerdings, dass sich in der Romana-Reihe der Cora-Verlag an ein Thema herantraute, das bisher eher ein gesellschaftliches und mediales No-Go ist: häusliche Gewalt gegenüber Männern. Häusliche Gewalt wird ja zu 99% als Gewalt gegenüber Frauen und Kindern angesehen, aggressive, gewalttätige Frauen spielen in Berichterstattung und Fiktion kaum eine Rolle. "Randerscheinung, unwichtig" lautet die banale Erwiderung auf einen Satz wie "Es gibt auch Frauen, die zuschlagen.". Durch diese recht zynische Haltung wird das Thema auch weiter Randthema bleiben und insofern bleiben die Männer mit dem Problem doppelt allein gelassen da sie höchstens zum Amüsement taugen (die Frau mit dem Nudelholz etc.).

In "So heiß küsst nur ein Italiener" ist es die unzufriedene und eifersüchtige Ehefrau Marcella, die ihrem Mann das Leben zur Hölle macht. Von verbaler Gewalt bis hin zur körperlichen Gewalt ist es nicht weit. Für ihren Mann, einen stolzen Italiener, ist dies doppelt grausam. Zum einen hat er Angst vor seiner eigenen Frau, zum anderen schämt er sich dafür, will nicht zurückschlagen und wird dadurch immer stärker zum Opfer. Die blauen Flecken, die er davonträgt, entschuldigt er schamhaft mit kleinen Unfällen mit dem Motorrad, von seiner großen Liebe wendet er sich ab weil er Angst hat, auch sie würde durch Marcella bedroht werden. Scham und Stolz werden somit, wie er am Schluss selbst zugibt, zu einer Mixtur, die es der Frau einfach macht, weiter gewalttätig zu sein.


Männer im Geschlechterkonflikt auch als Opfer statt als Monster oder Unterdrücker – ein Einzelfall oder (man denke an die "Lindenstraße") ein echtes Aufweichen des bisherigen Tabus?

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