„Die Rückkehr der Untoten“
Das SPD-Magazin “Vorwärts“ widmet sich dem Treiben des Dr. Ulfkotte.
Ursprünglich habe ich in diesem Blog über meine privaten Erlebnisse berichtet, daher sein Name. Nach dem Anstieg von Fremdenfeindlichkeit in den letzten Jahren wurde dieses Thema zum Schwerpunkt meines Blogs. Aktuell gibt es vermehrt männerpolitische Beiträge.
Die britische BBC berichtet:
Many Muslims, fed up with what they see as Islamophobia, are upping sticks and heading for the Middle East.
Die “Welt “ interviewt den Rechtsprofessor Mathias Rohe, Mitglied der Islamkonferenz – und währenddessen tobt in den Kommentarspalten der rechtsradikale Mob. „In jeder anderen Epoche wären diese linken Spinner schon längst unschädlich gemacht worden!“ heißt es etwa in dem aktuellesten der vielen vor Hass übersprudelnden Beiträge. Ja, dass Leute wie ich in der Lieblingsepoche derjenigen Leute, die ich kritisiere, „unschädlich gemacht worden“ wären, glaube ich sofort. Unsere teils preisgekrönten Publizisten haben den Hass wirklich erfolgreich geschürt.
Mehrere Jahre inszenierte sich Ayaan Hirsi Ali als Verteidigerin der muslimischen Frauen – bis sie sich vor der Weltöffentlichkeit als Lügnerin entpuppte und die Niederlande verließ. Wie die “Washington Post“ berichtet, sind die holländischen Musliminnen darüber mehr als glücklich.
Wie bei der "Asylantenspringflut" von Anfang der neunziger Jahre ist die Symbolik von Fremden als Naturkatastrophe zurückgekehrt. Der Berliner “Tagesspiegel“ berichtet über die rechtspopulistischen Sprüche Udo Ulfkottes – und die Menschen, die begeistert darauf anspringen:
„Kann es einen geläuterten Islam geben?“, fragt einer der beiden. Ulfkotte antwortet: „Der Dialog wird immer als Hoffnung dargestellt, aber es wird ihn nicht geben.“ Die beiden Männer nicken. Eigentlich, finden sie, wäre es sowieso die beste Integration, wenn man die Muslime zu Christen machen könnte. Ein wenig reden sie dann noch über den Islam, die Religion mit „Herrschaftsanspruch“, und wie hier der eigene Untergang vorangetrieben werde, indem man mit Kindergeld die Mehrheit der Muslime finanziere. „Und dann wird es hier wie auf dem Balkan damals“, sagt einer, gerade als die Klingel zur Fragerunde läutet. Ulfkotte hat sein Publikum gut vorbereitet, ihm so viele Beispiele der islamischen Unterwanderung gesteckt, dass es sich ausgeliefert vorkommen muss.
Die Zusammensetzung der Islam-Konferenz reproduziere gängige Klischees vom Islam, befindet der Schriftsteller Feridun Zaimoglu in der “Berliner Zeitung“ - und watscht nebenbei den rechten Feminismus ab:
Diese Zusammensetzung - auf der einen Seite die orthodoxen Männer und auf der anderen die säkularisierten Frauen - das ergibt zusammen genommen ein sehr primitives Bild vom Islam. Es ist genau das richtige für diejenigen, die die Welt gern in gut und böse einteilen. (...) Als Privatmeinung bleibt es jedem unbenommen, den islamischen Mann für alle Übel dieser Welt zur Verantwortung zu ziehen. Aber die Entgleisungen und Diffamierungen der so genannten Islamkritikerinnen halte ich für bedenklich. (...) Es ist ja so, dass sich Feminismus und eine rechte Gesinnung nicht ausschließen, und es kann doch nicht sein, dass sich gewendete 68er, konservative Rechtspopulisten und rechte Feministinnen Hand in Hand zu Verteidigern, zu Fußsoldaten der abendländischen Zivilisation stilisieren. (...) In den 740 Lesungen, die ich in den letzten zwölf Jahren gemacht habe, bin ich auf sehr viele dieser Frauen gestoßen: junge engagierte Neo-Musliminnen, die an der Basis arbeiten, in Frauenhäusern etwa, und die den Frauen der ersten Generation zur Seite stehen. Das sind Heldinnen des Alltags, die kennen sich wirklich mit den Problemen von Musliminnen in Deutschland aus. Aber sie passen nicht ins Bild, weil sie sich - vielleicht ja völlig zu recht - dagegen sperren, sich ins Feld irgendeines europäischen Feminismus zu begeben. Sie brauchen diesen Altfeminismus nicht, über den debattiert man ja auch im deutschen Feuilleton, gegen den wenden sich doch jüngere Frauen schon lange. Aber bei den jungen Neo-Musliminnen, die sich zu weit entfernen und sich mit enormem Selbstbewusstsein noch einmal ganz anders positionieren, tut man lieber so, als wären sie gar nicht existent. Oder man denunziert sie, wie die Islamkritikerinnen es tun, als blöde Frauen, die nur dem Manne gehorchen.
„Internetseiten dürfen nicht länger ein rechtsfreier Raum für Volksverhetzung sein“ fordert Knut Mellenthin in der „Berliner Umschau“. Stein des Anstoßes ist Henryk M. Broder und seine Kumpanei mit dem von rechtsradikalen Tönen geprägten Internet-Blog „Politically Incorrect“:
Dem Zentralrat der Juden in Deutschland wirft Broder die Beteiligung an einem Symposion unter dem Titel "Antisemitismus, Islamophobie und Fremdenfeindlichkeit" vor. "Er gibt damit dem Phantombegriff ,Islamophobie' den Anschein des Realen", so Broder. Broders Urteil überrascht nicht. Findet sich doch unter den Links auf seiner "Offiziellen Homepage" (www.henryk-broder.de) auch ein Verweis auf die wohl übelste aller deutschsprachigen antimoslemischen Internetseiten, Politically Incorrect (...).Neben tendenziös ausgewählten und aufgemachten Nachrichten, in denen vor allem angebliche "Moslemfreunde" angeprangert werden, bestehen die PI-Seiten überwiegend aus Blogs, wo die Leser ihre Kommentare plazieren können. Im Unterschied zur Mehrzahl der Internet-Blogs wird bei PI aber kaum gestritten. Das lässt auf eine strenge Auswahl der veröffentlichten Beiträge schließen. Umso mehr muss sich der Gründer und Betreiber von PI, der Sportlehrer Stefan Herre, für die dort zu lesenden volksverhetzenden Texte verantwortlich machen lassen. Was einige von Herres Anhängern zum Besten geben, würde vermutlich zu einem schnellen Ausschlussverfahren aus der NPD reichen.
Am Zentrum Moderner Orient in Zehlendorf wird derzeit untersucht, welche Ziele Muslime in Europa verfolgen. Im Vergleich zu London oder Paris sind die Gemeinden in Berlin geradezu vorbildlich in ihrer Friedfertigkeit und Offenheit. Sie suchen eher Emanzipation als Integration.
Wolfgang Schäuble äußerte sein Unbehagen an der neuen Koranbegeisterung mancher Deutschen. Die »wachsende Zahl von Menschen«, die zum Islam konvertierten, habe »etwas Bedrohliches«, sagte Schäuble und verwies auf die »fanatische Übersteigerung« mancher Konvertiten. Düsteres Rätsel Islam: Sickert die fremde Religion jetzt von innen in die Gesellschaft ein? Nein. Die Islamisierung findet offenbar nicht statt. Die enormen Steigerungsraten sind – alle Indizien sprechen dafür – Fantasiezahlen.
Unfassbares ist geschehen: Nach anderen Religionsgruppen wurde jetzt auch Muslimen einen Platz zu einer religiösen Ansprache im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gegeben – und trotz aller Panik darüber („Einknicken! Appeasement! Dhimmitude!“) steht das Abendland immer noch.
Dieser ersten Sendung war allerdings eine problematische Geburt vorausgegangen. Als die Pläne für das "Islamische Wort" bekannt gegeben wurden, meldeten sich die Kritiker. Der baden-württembergische CDU-Landtagsfraktionschef Stefan Mappus bezeichnete das Vorhaben als "unausgegorenes Projekt", das nicht zum Grundversorgungsauftrag eines öffentlich-rechtlichen Senders gehöre. Außerdem wolle er keinen "Verkündigungssender". Rückendeckung bekam er vom CSU-Generalsekretär Markus Söder, der sich vor einem "Moscheesender" fürchtete. Auch zahlreiche Hetzbriefe erreichten den Sender. "In einem Schreiben wurde gefordert, alle Muslime in die Psychatrie einzuweisen", erzählt Johannes Weiß, Leiter der SWR-Redaktion Religion, Kirche und Gesellschaft. "Deswegen hat es mich sehr gerührt, dass Herr Mayzek von Barmherzigkeit und Gnade gesprochen hat." Nach der Premiere seien die Reaktionen aber überwiegend positiv gewesen, so Weiß. Auch Mayzek hat "Glückwünsche" erhalten, insbesondere von muslimischen Frauen.
Die bekannte amerikanische Rechtsauslegerin Debbie Schlussel brauchte nicht lange, um nach dem Amoklauf in Virginia ohne jeden konkreten Anhaltspunkt zu spekulieren, dass der Täter ganz bestimmt ein Moslem sein müsse:
„Here's what we know about the murderer of at least 32 students and maimer of at least 28 more at Virginia Tech, today: The murderer has been identified by law enforcement and media reports as 'a young Asian male'. The Virginia Tech campus has a very large Muslim community, many of which are from Pakistan (per terrorism investigator Bill Warner). Pakis are considered 'Asian'.... Why am I speculating that the 'Asian' gunman is a Pakistani Muslim? Because law enforcement and the media strangely won't tell us more specifically who the gunman is. Why? Even if it does not turn out that the shooter is Muslim, this is a demonstration to Muslim jihadists all over that it is extremely easy to shoot and kill multiple American college students.”
Heise-Online berichtet:
Internet-Provider sollen mehr gegen Hass- und Gewaltseiten im Internet tun. Einen energischen Anstoß dazu soll eine Erklärung des EU-Parlaments bringen, die in der kommenden Woche im Plenum in Straßburg eingebracht wird. Der Entwurf für die Erklärung, der heise online vorliegt, ruft die Provider etwas vage dazu auf, in ihren Vertragsbedingungen eigene Bestimmungen zu "Hass-Seiten" vorzusehen. Ziel des Vorstoßes von fünf EU-Parlamentariern, zu denen neben Glyn Ford und Claude Moraes von der Labour Party sowie Viktória Mohácsi von den Liberalen auch die beiden deutschen Europaabgeordneten Bernd Posselt (CSU) und Feleknas Uca (Die Linke) gehören, ist die Verbannung von Rassismus und Hasspropaganda im Internet. In der kurzen Präambel wird unter anderem auf Antisemitismus, Islamophobie und Anti-Roma-Kampagnen verwiesen. Sollten die Provider nicht aktiver werden, dann beabsichtigen die fünf federführenden Parlamentsmitglieder, die Kommission zur Erarbeitung einer gesetzlichen Regelung zu drängen.
Die Islamische Zeitung interviewte gestern die Journalistin Julia Gerlach, die durch ihr Buch „Zwischen Pop und Dschihad“ über muslimische Jugendliche bekannt wurde. Gerlach wird unter anderem dazu befragt, welche Maßnahmen sie für ein friedliches Zusammenleben als sinnvoll erachtet. Sie antwortet:
Medien spielen im gesellschaftlichen Bild über den Islam eine ganz wesentliche Rolle, deshalb können die gut genutzt werden. Mit Serien wie „Türkisch für Anfänger“ wurde ein sehr positiver Anfang gemacht. Das sind Vorabend-Serien, die man sich nebenbei angucken kann. Da geht es nicht um den Terroristen oder den gefährlichen Islamisten, sondern um den Muslim um die Ecke. Es geht um Normalität, und genau die ist gefordert. Ziel ist, dass Migranten und Muslime irgendwann zum Alltag gehören, ihre Zugehörigkeit zur deutschen Gesellschaft irgendwann gar nicht mehr in Frage gestellt wird. Persönlicher Austausch, Sprache und Kommunikation sind der Schlüssel zu mehr Integration. Es sollte normal sein, sich zu unterhalten, ohne erst kompliziert zu einer Dialogveranstaltung zu gehen. Was wir brauchen, ist ein bisschen mehr Gelassenheit, so kann Angst abgebaut werden und – davon bin ich überzeugt – im Endergebnis ist dies die beste Anti-Terrorstrategie.
Die Amis haben manchmal eine Methode der subtilen Integration von Minderheiten in der öffentlichen Wahrnehmung, die ich ganz ansprechend finde. Und zwar landen Muslime und Juden bei ihnen oft als Haupt- oder Nebenfiguren in Comic- oder TV-Serien, die über einen gewissen Kultcharakter bei einem großen Publikum verfügen. Beispielsweise hatten wir in den letzten Jahren ein afghanisches Mädchen als Mitglied der „X-Men“, den Iraki Sayid Jarrah als einen der Verschollenen von „Lost“, einen jüdischen Anwalt in „Picket Fences“, einen jüdischen Lehrer in „Boston Public“ und die jüdische Familie Cohen in „O.C.“. Da kann man jetzt drüber lächeln und das als trivial abtun, aber hierzulande finde ich sowas nur selten und wenn, dann verkrampft-pädagogisch wie in der „Lindenstraße“. Ich glaube, dass solche vermeintlich trivialen, fiktiven Texte das Bewusstsein der Menschen mehr prägen als noch so viel gutgemeinte Aufklärung.
Auch die Eidgenossen haben ihre Phantomdiskussionen:
Die meisten Dispensgesuche für Weihnachtsfeiern an den Aargauer Schulen stellen Angehörige der Zeugen Jehovas und nicht muslimische Eltern. Das hält der Regierungsrat in der Antwort auf eine Interpellation der SVP fest. Die SVP-Fraktion des Aargauer Grossen Rates hatte in ihrem Vorstoss die Befürchtung geäussert, die Weihnachtsfeiern an den Schulen würden durch den Einfluss von «radikalen Muslim-Eltern» gefährdet. Sie verlangte deshalb vom Regierungsrat Massnahmen gegen die «zunehmende Islamisierung». Die Befüchtungen der SVP kann der Regierungsrat in der Antwort vom Freitag nicht teilen. Aus Sicht des Departementes Bildung, Kultur und Sport (BKS) deute nichts auf eine Gefährdung von Weihnachtsfeiern an den Schulen durch muslimische Forderungen hin.
Das „Handelsblatt“ berichtet über ein Forschungsprojekt des Berliner Zentrums Moderner Orient darüber, wie Europa seine Muslime wahrnimmt. Ein Auszug:
Die Wissenschaftler wollen untersuchen, ob und in welchen Formen ein religiös bestimmtes Leben von Muslimen in Europa möglich ist und welche Hindernisse damit verbunden sind. Die Ergebnisse sollen helfen, rhetorische Nebel zu lichten, nachdem sich die Forschung nach 9/11 auf Themen wie Islamismus und Fundamentalismus verengt hat. (...) „Für Muslime stellt sich nicht die Frage, ob sie Europäer sein wollen, das wollen sie in ihrer großen Mehrheit“, sagt Reetz. Aber es stelle sich für sie die Frage, ob sie das als fromme Menschen tun können – wenn die öffentliche Ausübung ihrer Religion von anderen nicht nur als bewusste Abkehr von europäischen Werten aufgefasst, sondern sogar als Bedrohung empfunden wird. Durch den inzwischen politisch eingeübten Konnex von Religion und Politik, durch die gebetsmühlenartig wiederholte öffentliche Verknüpfung von Islam und Gewalt – den politischen Scharfmachern auf beiden Seiten folgend – werden die wirklich Frommen unter den Muslimen plötzlich zu den Bösen. Satisfaktionsfähig ist nur, wer abschwört und auf Kultur, Sprache und Religion verzichtet.
Zugegeben, die Sendung beginnt um 19:20 – noch knapper kann man einen TV-Hinweis kaum setzen. Mich erreichte der Hinweis auch erst gerade eben. Allerdings wird die Sendung morgen (Donnerstag) um 1:05 Uhr, 07:00 Uhr und 09:05 Uhr wiederholt.
Der Ehrenmord an der Kurdin Hatun Sürücü 2005 in Berlin ist für Ulfkotte wesenstypisch für den grausamen und mörderischen Islam. Dass die Mehrzahl der Muslime friedlich und integriert in Deutschland leben, wird in seinen Büchern und auf der Homepage unterschlagen. "Die Beschneidung von Frauen sieht er als eine zwingende Notwendigkeit im Islam", sagt Ayuub Axel Köhler. "Was von allen Rechtsgelehrten in der Welt - und das hätte er wissen müssen - abgelehnt wird. Genauso, wie man Ehrenmorde nicht durch den Islam rechtfertigen kann." Hans Leyendecker von der Süddeutschen Zeitung meint: "Es gibt immer wieder das Phänomen, dass Menschen sich mit irgendetwas beschäftigen und dann alles, was in der Welt passiert, damit definieren. Die Ausschließlichkeit, mit der man das macht, ist bei Herrn Ulfkotte auffallend. Er hat das Thema Islam entdeckt, und es ist sein Lebensthema geworden. Es gibt nichts anderes mehr. Er sieht durch einen ganz kleinen Sehschlitz immer auf Gegner." (...)
Udo Ulfkotte will von einer Stimmung profitieren, die er in Deutschland zu verspüren glaubt: Angst vor dem Islam, vor dem bedrohlich Fremden. Auf seiner Homepage schürt er diese Angst mit entsprechenden Nachrichten: "Die neue Christenverfolgung", "Indonesier hat 107 Ehefrauen", "Türkischer Messerstecher erhält mildes Urteil". Ulfkotte zeichnet das Bild eines islamischen Europas, eines Eurabien im Jahr 2030 und übersieht dabei, dass die Furcht vor dem Islam nur Ausdruck der Angst vor den Auswirkungen der Globalisierung ist. Auf Stimmungen kann man keine Partei aufbauen, Ziele und Visionen kann Ulfkotte nicht bieten. Viel gefährlicher sind die platten Parolen von den "Sonderrechten für Muslime, mit denen endlich Schluss sein muss". So wird der Kulturkampf überhaupt erst erzeugt.
Ein beliebter, immer wieder gern zitierter Spruch der Moslemhasser lautet: „Es sind zwar nicht alle Muslime Terroristen, aber fast alle Terroristen sind Muslime.“ Selbst wenn das wahr wäre, wäre ein solcher Satz nichts weiter als schwachsinnig, um daraus Ressentiments gegen den Islam im allgemeinen abzuleiten. (Man vergleiche etwa: „Es sind zwar nicht alle Männer Amokläufer, aber fast alle Amokläufer sind Männer.“) Wie der Europol-Terrorbericht 2006 ergibt, ist dieses Lieblingsmotto der Islamophoben aber noch dazu Lichtjahre von der Wirklichkeit entfernt:
Von den 500 im vergangenen Jahr registrierten Attentaten hatte genau eines einen islamistischen Hintergrund.
Was ist denn jetzt passiert? Henryk Broder hat für den SPIEGEL einen Beitrag geschrieben, der wie das Blog Citronengras verblüfft feststellt, „nicht nur Damphammer-Polemik enthält, sondern auch Informationen“. In der Tat läuft schon der Titel des Beitrags - „Muslime, keine Monster“ - den bisherigen Veröffentlichungen Broders in irritierender Weise entgegen.
Statt des diffusen Bildes des wild gewordenen Arabers, das Broder so gerne zeichnet, lässt er tatsächlich welche zu Wort kommen. Und nicht nur mit dem sonst von ihm in jedem Artikel zitierten Satz: "Ihr liebt das Leben, wir den Tod". (...) Hat der Broder etwa mal was verstanden?
Man fragt sich, wie es sein kann, dass Broder einen für seine Verhältnisse erstaunlich liberal klingenden Text verfasst, während er als Publizist und Kommentator sonst üblicherweise nichts anderes vorbringt als die üblichen, mehrfach wiederholten und oft falschen oder maßlos übertrieben Pseudo-Belege für die Boshaftigkeit und Unzivilisiertheit des Islam als Ganzem. (...) Vorstellbar ist, dass Broder sich durchaus bewusst ist, dass er, und der SPIEGEL insgesamt in letzter Zeit einige Grenzen des guten Geschmacks überschritten haben, mit rassistischen Titelbildern, Verschwörungstheorien von muslimischer Unterwanderung des Rechtstaats und allzu offensichtlichen Anbiederungen an die rechtsextreme Blogszene um PI und Co.
Die „Süddeutsche Zeitung“ kommentiert zum gesetzlich verankerten Tanzverbot am Karfreitag:
Das Christentum wird als gängiges Religionsformat in Deutschland angesehen, christliche Werte gelten als die Leitwerte der deutschen Gesellschaft und das soll nach Ansicht konservativer PolitikerInnen und RichterInnen auch so bleiben. Was auch immer diese christlichen Werte ausmachen soll, ob dabei eher an die Kreuzzüge, die Hexenverbrennungen oder den Pakt der großen deutschen Kirchen mit den Nazis gedacht wird, eins bleibt immer außen vor: die schlichte Tatsache nämlich, das es einen riesigen Aufschrei verursachen würde, wenn andere Religionsgemeinschaften ähnliche Regelungen für sich einfordern würden. Würden etwa die VertreterInnen des Islam in Deutschland verlangen, während der Fastenzeit dürfe niemand vor 22 Uhr Speis und Trank zu sich nehmen, egal ob Moslem oder nicht - es würde als wahnwitzige Unverfrorenheit wahrgenommen. Zu Recht. Beim Christentum hingegen erscheint diese Absonderlichkeit als das selbstverändlichste auf der Welt.
Okay, vergessen wir den letzten Blogeintrag und tun so, als meintest du das alles völlig ernst. Dann haben wir noch so eine Perle aus dem eben zitierten FOCUS-Artikel:
Geht es nach dem Autor von Büchern wie „Heiliger Krieg in Europa. Wie die radikale Muslimbruderschaft unsere Gesellschaft bedroht“, dürfen Muslime künftig nicht mehr mehrere Frauen in der Gesetzlichen Krankenkasse mitversichern.
Ab dem 1. April 2005 dürfen Zweit- und Mehrfrauen eines Mitglieds der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nicht mehr familienversichert werden, sie sollten sich einen privaten Versicherungsschutz suchen. Für diese restriktive Auslegung der Gesetze, die die beitragsfreie Mitversicherung von Familienangehörigen in der GKV bei Vielehen regeln (§ 34 SGB I), hat sich die Arbeitsgruppe der Spitzenverbände der Krankenkassen und des Justizministeriums nach massiver Kritik der Öffentlichkeit ausgesprochen. Das geht aus einer Stellungnahme des Bundesgesundheitsministeriums vom 25. Januar 2005 hervor.
Der FOCUS berichtet über Udo Ulfkottes neue Kapriolen:
Der Terrorexperte Ulfkotte plant eine anti-islamistische Partei. Doch die CDU-Granden, die er gerne im Boot hätte, winken ab. Dafür zeigen sich die Rechtsextremen interessiert – und der Verfassungsschutz.
Für seine anti-islamistische Partei, die er Ende Mai in Berlin gründen will und die politisch rechts von der CSU stehen wird, kann er daher nur mit Ideen werben (...) „Wir hoffen, dass uns keine Rechten durchflutschen“, sagt der Geheimdienstexperte, der bereits mit einem Beamten der Sicherheitsbehörden über das Problem gesprochen hat.
Die Islamische Zeitung greift den taz-Artikel von gestern auf:
Robert Misik hat heute in der taz ausgesprochen, was viele Muslime denken: "Die neuen Xenophoben haben die "Ausländer" durch den "Islam" ersetzt, was zu Modernisierungstendenzen in der Argumentationslinie führte." Mit anderen Worten, die gute alte deutsche Ausländerfeindlichkeit (seit 2001 ja verschwunden!) versteckt sich heute geschickt im Mäntelchen der Islamkritik. Das alte Erkennungsmerkmal aller Ideologen und jeder auf Negativität beruhenden "Gegen"-Ideologie ist dabei gleich geblieben: radikale Subjektivität. Im Falle der Muslime beobachten wir den Versuch, den Konsens der Muslime und die Akzeptanz der Rechtsordnung durch die Muslime immer wieder anhand exzentrischer Einzelbeispiele in Frage zu stellen. Die Logik der Berufskritiker "wir sind gut, weil sie böse sind" ist so einfach wie die Lage auf Dauer gefährlicher wird. Heute frägt der Spiegel den BND-Chef noch vorsichtig und schüchtern, "ob ein Guantanamo auf Helgoland denkbar wäre" - was aber geschieht nach der nächsten rhetorischen Eskalationsstufe? Hier wird das alte, abgründige Problem jeder Dialektik bedeutsam: man nimmt auf Dauer die Eigenschaften selbst an, gegen die man sich angeblich definiert!
In Europa grassiert die Angstlust vor der "Islamisierung". Das führt zu schrillen Allianzen zwischen alten Ausländerfeinden, christlichen Fundamentalisten und rechten Juden
Die Titelstrecke des Spiegel, ein einziger Panikanfall ("Haben wir schon die Scharia hier?"), ist ohnehin nur das Symptom für eine Tendenz im Geistesleben: Die Angstlust vor dem gefährlichen Moslem grassiert. (...) Auch mancher einstige Linksliberale klingt da gelegentlich, als wäre er heute in der NPD. Längst gibt es im Internet eine eingeschworene Gemeinschaft der Kämpfer gegen die "Islamisierung". Da wird vor "Eurabia" gewarnt, markig nach dem starken Staat gerufen ("der Islam gehört verboten"), werden "Risiken und Nebenwirkungen des Mohammedanertums" debattiert, ist von "Hinterhofbetern" und "Migrationsmüll" die Rede. All das stammt nicht aus obskuren Internetforen betrunkener Skinheads aus der Provinz, sondern aus Kommentaren im populären Weblog "Politically Incorrect", das an Spitzentagen 25.000 Besucher verzeichnet. Dass es sich bei den PI-Machern nicht um Dumpfnazis aus der Eckkneipe handelt, sieht man nur an der programmatischen Kopfzeile: "Pro-amerikanisch - Pro-israelisch - Gegen die Islamisierung Europas".
Das öffnet Spielraum für die schrillsten Allianzen. Rassistische Ausländerfeinde, christliche Fundamentalisten und meschuggene rechte Juden finden sich plötzlich in einem natürlich-unnatürlichen Bündnis wieder. Der Radaupolemiker Henryk M. Broder (...) traf sich bei seiner jüngsten Wien-Tour mit dem Christenajatollah Andreas Laun. Der fordert, "christliche Einwanderer ins Land zu holen", weil sonst "die Moslems aus Europa ein durch und durch islamisches Land machen". Heinz-Christian Strache, als Führer der rechtspopulistischen FPÖ der radikale Erbe von Jörg Haider, bediente sich bei der Präsentation seines Antiislam-Vereins "SOS Abendland" wiederum bei Broders Publizistiknetzwerk "Achse des Guten".
"In Großbritannien werden die Sparschweine aus den Banken geräumt, weil sie die religiösen Gefühle der Muslime verletzen könnten, die im Schwein ein unreines Tier sehen", zitierte Strache aus einer der "Achse"-Enthüllungen und hob an: "Was ist eigentlich los in Europa, im freien Westen?" Blöd nur, dass die Sache frei erfunden war. Die britische Halifax-Bank, um die es ging, stellte dazu fest, "dass wir keine Sparschweine aus unseren Filialen verbannt haben - wir haben sie schon seit Jahren nicht verwendet".
„Soll unsere Republik ein Gottesstaat werden?“ ist morgen abend um 20:15 eine der für die Redaktion offenbar naheliegenden Fragen in der SWR-Sendung Quergefragt. Erwartet wird ein Schlagabtausch zwischen Henryk Broder und Heribert Prantl - was wohl den furiosesten Showkampf seit Stefan Raab gegen Regina Halmich verspricht.