immer noch 8. Februar
Die Saat der Scharfmacher auf beiden Seiten scheint aufzugehen: Inzwischen fühlt sich einer aktuellen Umfrage zufolge jeder zweite Deutsche auch von den in Deutschland lebenden Muslimen bedroht. Die US-Amerikaner blicken kopfschüttelnd nach Europa, wie unter anderem sz-online berichtet: So habe „der frühere frühere US-Präsident Bill Clinton (…) die Europäer vor wachsenden anti-muslimischen Vorurteilen als Nachfolge des historischen Anti-Semitismus“ gewarnt. „Clintons früherer Botschafter für Religionsfreiheit Robert Seiple ging noch einen Schritt weiter und ermahnte die Europäer in einem Interview mit der türkischen Zeitung `Zaman´, ihre Lektion aus der Geschichte zu lernen. Auch Karikaturen hätten zum späteren Holocaust beigetragen.“ Währenddessen verurteilen die muslimischen Spitzenorganisationen die Gewaltausbrüche von einigen ihrer Glaubensbrüder und erhalten ihrerseits gegen die antiislamischen Zeichnungen Unterstützung vom Zentralrat der Juden in Gestalt von Paul Spiegel, der Verständnis für ihre verletzten Gefühle bekundet und davor warnt, sämtliche Muslime für die Gewalttäter unter ihnen in Kollektivhaftung zu nehmen. Was immer man von Spiegels Äußerungen in anderen Zusammenhängen halten mag, fällt hier doch wohltuend seine konsequente Haltung auf, mit der er für Mitglieder der islamischen Religion ebenso Empathie empfindet wie für Mitglieder seiner eigenen. Damit unterscheidet er sich in angenehmer Weise von all jenen, die bei Kritik am israelischen Regierungshandeln von „antisemitischen Ressentiments“ wettern, hetzerische und herabsetzende Karikaturen gegen Muslime aber als den höchsten Ausdruck von Meinungsfreiheit darstellen, den es um jeden Preis zu unterstützen gilt.
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