Freitag, März 31, 2006

31. März 2006

Aktuell ist eine weitere Rezension zu Norman Finkelsteins neuestem Buch erschienen. Sie trägt die Überschrift “Wenn Antisemitismus politisch instrumentalisiert wird” und beginnt mit den Sätzen: „Keine Sorge. Dieses Buch wird keinen Entrüstungssturm auslösen, wie es Norman Finkelsteins Polemik gegen Die Holocaust-Industrie vor ein paar Jahren tat. Denn allzu bekannt sind inzwischen die Fakten und historischen Hintergründe des Nahost-Konflikts, als dass noch irgendjemand auf die Idee käme, die von Finkelstein allerdings höchst polemisch vorgetragenen Argumente ernsthaft infrage zu stellen. Die Bücher beispielsweise von Noam Chomsky, Michael Warschawski und Ziaudin Sardar/Merryl Wyn Davies haben auch hierzulande hinreichend publik gemacht, dass Israel und sein Hauptverbündeter USA maßgeblich dazu beitragen, dass eine einvernehmliche Zwei-Staaten-Lösung – die Koexistenz eines jüdischen Staates in den Grenzen von 1967 und eines palästinensischen Staates – permanent sabotiert wird.“ In diesem Stil geht es weiter, und verwundert reibt man sich ein wenig darüber die Augen, dass eine solche Besprechung ausgerechnet in der „Zeit“ erscheint – verweist sie doch all die irrlichternden Gestalten von Henryk Broders „Achse des Guten“ über Sacha Stawskis „Honestly Concerned“ bis zum Winkeladvokaten Dershowitz geradezu beiläufig in jenes politische Wolkenkuckucksheim, in dem sie sich ohnehin schon seit längerem befinden. Das verblüfft: Findet etwa nicht alle paar Wochen eine neue Hetzjagd gegen Menschen statt, die genau das, was der „Zeit“-Autor hier schon als Binsenweisheit verkündet, öffentlich zu äußern wagten – eine Hetzjagd, bei der sich auch die „Zeit“ (etwa im Fall Möllemanns) gerne mal beteiligt hatte? Muss man noch in diesem April damit rechnen, etwa in der „Jüdischen“ oder bei Hagalil einen Leitartikel mit Sätzen zu finden wie „Dass die israelischen Regierungen seit Jahrzehnten die Menschen- und Völkerrechte gezielt mit Füßen treten, um ihre Besatzungspolitik durchzusetzen, ist so trivial, dass diese Erkenntnis keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken würde“? Irgendwann in den letzten Monaten muss mal wieder ein Diskurs gekippt sein, und wer sich damals noch als Wortfüherer aufspielte, schaut heute als Ewig-Gestriger reichlich dumm aus der Wäsche. Dass muss die „Zeit“ auf den Gedanken gebracht haben, eine dreiste Flucht nach vorne anzutreten, frei nach dem Motto: Wenn sich irgendeine ursprünglich verhasste politische Erkenntnis einmal so weit durchgesetzt hat, dass du sie überhaupt nicht mehr bekämpfen kannst, dann tu am besten so, als sei sie völlig trivial und du hättest etwas Ähnliches eigentlich schon immer gesagt ...

Damit passiert genau das, was ich im Vorwort meines „Lexikons der Tabubrüche“ ausführlich analysiert habe: Was vor kurzem noch verbotenes Gelände irgendwo weit draußen war, ist etwas später wie selbstverständlich Teil der Innenstadt geworden. Der Impressionismus, zu seiner Zeit ein Skandal, ist heute ein Tapetenmuster. SM war vor fünfzehn Jahren noch pervers und beherrscht heute die Spitzenpositionen der Erotik-Titel bei Amazon. Selbst die Anliegen der Männerbewegung scheinen allmählich politische Aufmerksamkeit zu gewinnen, und wer die „Junge Freiheit“ aufschlägt, gilt außer bei der ideologisierten Linken auch nicht mehr automatisch als unrein. Zugegeben: Wer sich als erster vorwagt, bekommt naturgemäß auch als erster links und rechts ein paar in die Fresse - aber einer wird den Anfang wohl machen müssen. Hinterher hat man immerhin die satte Genugtuung, beim Kippen eines solchen ausgrenzenden Diskurses von Beginn an dabei gewesen zu sein.

Donnerstag, März 23, 2006

noch 23. März

Die deutsche Sektion der katholischen Friedensbewegung pax christi zeigt sich in einem offenen Brief an Bundesaußenminister Steinmeier schockiert über die Morddrohungen gegen den Friedensaktivisten Uri Avnery. Der Politiker, der diese Drohungen aussprach, wurde dazu mit Avnerys Bild im Hintergrund lange vom israelischen Fernsehen interviewt. Ist das jetzt eine verdeckte jüdische Variante der Fatwah?

23. März 2006

Norman Finkelsteines neuestes Buch, „Antisemitismus als politische Waffe“, ist gerade auf deutsch erschienen und wird bei Amazon bereits sehr positiv besprochen. Auf der Amazon-Seite findet sich auch das brillante Vorwort zu diesem Buch von der israelischen Menschenrechtsaktivistin Felicia Langer, die ebenfalls kein Blatt vor den Mund nimmt:

„Mit ihrem Antisemitismusvorwurf bezwecken die amerikanisch-jüdischen Eliten vor allen Dingen eines: Wer Israel kritisiert, soll als verkappter Antisemit erscheinen, und Berichte über die Lage der Palästinenser unter der Besatzung, ihre Unterdrückung und ihr Leid sollen tabu sein; denn nur Israel steht die Rolle des Opfers zu. Das bedeutet, die wahre Situation soll auf den Kopf gestellt werden, und Israel soll Immunität genießen.“

Wer dieses Blog hier seit längerer Zeit verfolgt hat, hat mitbekommen, wie Michael Miersch und sein Verein eben diese schäbige Strategie auch bei mir anzuwenden versuchten – und damit trotz eines vermutlich wohlkalkulierten Ausrasters, dem wir in unserer Zeitschrift gerne Raum gegeben haben, letztlich auf die Nase gefallen ist. Finkelsteins Neuerscheinung scheint bereits viele Leser zu finden, und auch mit dem Abwiegeln der amerikanischen Folterskandale konnte die US-israelische Lobby hierzulande keinen Stich machen. Ob sich deren Akteure nicht doch etwas besseres einfallen lassen sollten als persönliche Feindseligkeiten auf allerunterstem Niveau? Die in den letzten Monaten immer wieder abgespulten Hassausbrüche scheinen immer mehr nur die eigenen Anhänger zu „überzeugen“. Das ist doch wenigstens mal eine wirklich frohe Botschaft.

Mittwoch, März 22, 2006

22. März 2006

Ein Artikel in der morgigen „Jungen Freiheit“, der Hoffnung macht: „Und plötzlich regt sich Protest“. Ich wünschte, die Männerbewegung würde Ähnliches hinbekommen.

Dienstag, März 21, 2006

noch 21. März

An „gezielte Liquidierungen“ von Palästinensern durch das israelische Militär haben wir uns inzwischen fast gewöhnt. Grund genug offenbar für den israelischen Politiker Baruch Marzel, noch einen Schritt weiter zu gehen: Er fordert inzwischen die Tötung des israelischen Friedensaktivisten Uri Avnery, weil dieser mit seinen Äußerungen die Interessen Israels nicht weniger verletze als „externe“ Feinde des Landes.

Man stelle sich vor, dass kein Jude, sondern ein Muslim eine solche Äußerung getan hätte – was hätte das bei den üblichen Verdächtigen für eine monatelange Fiesta zur Folge, weil dies als der letzte Beweis gälte, dass die „Religion des Friedens“ in Wahrheit nur aus Despoten und Mordgesindel bestünde ...

21. März 2006

Na, was hab ich gesagt? Dauert keine fünf Minuten und auch die renommierten amerikanischen Politologen, die eine Studie über den Einfluss von Israels Lobby auf die amerikanische Nahost-Politik anfertigten, werden mit Vorwürfen von Antisemitismus unter Beschuss genommen. Die gut geölten Mechanismen sind eben vorhersagbar wie ein Uhrwerk.

Montag, März 20, 2006

noch 20. März

Wie war sie denn nun, die Leipziger Buchmesse, für die „Junge Freiheit“? Mein Verleger erstattet hier Bericht.

20. März 2006

Wie sich die Zeiten ändern.

Der Zentralrat der Juden ist nicht mehr der einzige, der Menschen aufgrund unerwünschter Äußerungen wegen „Volksverhetzung“ anzeigt. Jetzt tun es ihm Vertreter der Muslime gleich. Nur das mit der selbstgerechten Empörung in der Stimme bekommt Herr Emili noch nicht so ganz hin – diese Anzeige sei kein Angriff gegen die Pressefreiheit meint er, und das klingt schon fast ein wenig defensiv. Vielleicht hätte Emili zum Beispiel Paul Spiegel damals besser studieren sollen, als der gegen Möllemann Stimmung machte: Hat Spiegel sich etwa entschuldigt, sein Auftreten sei nicht gegen die Meinungsfreiheit gerichtet gewesen? Nein, er hat schlicht stillschweigend vorausgesetzt, dass Meinungsfreiheit scheiße ist, wenn sie Israels Interessen zuwiderläuft. Und mehrere Dutzend deutscher Top-Journalisten, die vor ihm knieten, haben ergeben genickt. So muss man das machen, Herr Emili! Nein, ich scherze natürlich nur, schließlich weiß ich selbst, wie sehr sich in unseren Medien die Stellung der Muslime von der der Juden unterscheidet. Quod licet Iovi ...

Und noch in anderer Weise haben sich die Zeiten geändert: War noch letztes Jahr die radikale Linke am Hetzen gegen die „Junge Freiheit“, weil sie doch „vom Verfassungsschutz beobachtet“ werde, was nie und nimmer politische Gründe haben konnte, gerät nun ausgerechnet die linke Ikone Oskar Lafontaine ins Visier der Behörde – was genauso lächerlich ist. Wo allerdings die Beobachtung der JF durch den Verfassungsschutz noch bereitwillig von Journalisten aller Art genutzt wurde, um die Gefährlichkeit der JF zu „belegen“, erhält Lafo von Medienseite breite Rückendeckung. (Googlen Sie einfach mal durch die Google-News, um sich zu überzeugen.) Schon der Name „Verfassungsschutz“ sei ein Orwellismus, heißt es etwa bei der “Berliner Umschau”, und diese Behörde müsse dringend abgeschafft werden: „Eingeführt wurde er seinerzeit, um Leute, denen man keine Verfassungswidrigkeit nachgewiesen werden konnte oder sollte, dennoch wie Illegale behandeln zu können.“ Stimmt auffallend. Aber sobald er wieder gegen Leute eingesetzt wird, die auch ihr linken Journalisten nicht leiden könnt, drückt ihr ihn bestimmt wieder an euer Herz.

Sonntag, März 19, 2006

19. März 2006

Einen bis auf einen verkackten letzten Absatz brillanten Artikel über den hessischen Fragebogen zur Einbürgerung fand man gestern in der „Berliner Zeitung“. Ich zitiere diesmal nichts daraus, sonst lest ihr doch nur wieder mein Zitat; der Artikel ist aber über längere Passagen bemerkenswert.

Samstag, März 18, 2006

immer noch 17. März

Die Nahost-Politik der USA werde zuvorderst durch eine pro-israelische Lobby geprägt. Für eine vergleichbare Behauptung hätten einige hierzulande Jamal Karsli am liebsten an der nächsten Straßenlaterne aufgeknüpft, und auch heute noch erhebt sich der übliche dauerempörte Klagechor, wenn man eine solche These auch nur zu denken wagt. Antiamerikanisch und antisemitisch zugleich, der absolute deutsche Sündenfall, Widergeburt des Dritten Reiches, SS marschiert! Je machtvoller diese Lobby wurde, desto verbotener war es bei Strafe der sozialen oder politischen Vernichtung, davon zu reden. Nun stammt die erwähnte These nicht aus irgendwelchen Hinterzimmertreffen von Rechtsradikalen, sondern aus einer sehr gründlichen und präzisen Studie zweier amerikanischer Forscher: Und Israelnetz berichtet darüber. Erstaunt stellt man fest, dass die Wissenschaftler nichts wesentlich anderes herausfanden als das, was die meisten von uns ohnehin schon wussten, auch wenn sie verdammt wurden, wenn sie dieses Wissen zu äußern wagten. „Die Autoren setzten sich ausdrücklich von Verschwörungstheorien ab“ heißt es zum Schluss des Beitrags. Ob ihnen das in einem Klima immer hysterischer ausufernder Anschuldigungen wohl viel nützen wird?

Freitag, März 17, 2006

noch 17. März

Auch der hessische Fragebogen zur Einbürgerung von Menschen, die anständige Deutsche werden wollen, wäre wohl in der Lage, selbst den meisten naturreinen Deutschen ihre Staatsbürgerschaft wieder abzuerkennen. Entweder, so zeigt sich bei Straßenumfragen, die Leute kommen bei dem Quizteil ins Schleudern und kriegen keine drei deutschen Philosophen auf die Reihe bzw. verwechseln beim Sitz des Europaparlamentes Straßburg und Brüssel (hier hätte der 50:50-Joker geholfen) oder sie haben für unseren Staat einfach die falsche Gesinnung. In diese Richtung geht auch der Artikel, aus dem der folgende Auszug stammt und der leider nicht online steht. Er stammt aus der heutigen FAZ, Seite 33, und wurde verfasst von Patrick Bahners:

--- (...) Im historischen Prüfungsteil wird Ereignisgeschichte abgefragt: Daten, Namen, Begriffe. Eine Frage von zweiundzwanzig fällt heraus. Auf Nr.15 "Erläutern Sie den Begriff ,Holocaust'!" und Nr.16 "Wenn jemand den Holocaust als Mythos oder Märchen bezeichnet: Was sagen Sie dazu?" folgt Frage 17: "Erläutern Sie den Begriff ,Existenzrecht' Israels!" Die Gegenfrage, ob denn die Gründung des Staates Israel ein Ereignis der deutschen Geschichte sei, wird wohl kein Bewerber zu stellen wagen. Der Prüfer könnte per Analogie den Satz von John Stuart Mill zitieren, die Schlacht von Marathon sei ein wichtigeres Ereignis der englischen Geschichte als die Schlacht bei Hastings. Aber das Existenzrecht eines Staates ist etwas anderes als eine Schlacht, keine Tatsache, sondern eine Norm. Das Für und Wider dieser Norm ist kein Problem der historischen Erkenntnis: Wenn den Palästinensern die Anerkennung des Existenzrechts Israels abverlangt wird, heißt das nicht, daß sie endlich die Lektion der deutschen Geschichte lernen sollen.

Die Frage, warum die Fortexistenz Israels ein moralisches Interesse Deutschlands ist, hat ihren Ort im außenpolitischen Teil. Bliebe die Linienführung der Fragen 16 bis 18 so stehen, die Suggestion, das Existenzrecht Israels folge als eine Art von historischer Tatsache aus der Zurückweisung der Lüge vom Holocaust-Mythos, dann könnte der eine oder andere Bewerber um das Bürgerrecht des demokratischsten Staates, den es auf deutschem Boden je gab, spätestens bei Frage 88 ins Grübeln kommen: "Erläutern Sie den Begriff ,Meinungs- und Pressefreiheit'!"

Der amerikanische Rechtsphilosoph Ronald Dworkin hat unlängst in einem Kommentar zum Karikaturenstreit die Meinung geäußert, das Verbot der Holocaust-Leugnung sei mit der Meinungsfreiheit als demokratischem Urprinzip nicht vereinbar. Professor Dworkin ist nach hessischem Hochschulrecht über das berufungsfähige Alter hinaus. Aber man male sich aus, er würde einem Ruf nach Frankfurt folgen wollen, in den Wirkungskreis seines Bewunderers Habermas: Dürfte in Hessen Deutscher werden, wer auf Frage 16 der Landesregierung antworten müßte, es seien fast nur unverbesserliche Antisemiten, die den Holocaust als Märchen bezeichneten, aber sie sollten das Recht haben, diese Meinung auch in Deutschland zu äußern? ---

17. März 2006

Das Deutschlandradio berichtet über Roger Willemsens neuestes Buch „Hier spricht Guantanamo“ und gelangt dabei zu dem Fazit:

--- "Hier spricht Guantanamo" ist ein uneingeschränkter Lesetipp: ein wirklich facettenreiches, vielerlei erhellendes Buch. Und es ist ein Buch, das äußerst überfällig war. Und es gibt unserer permanenten Islam- und Terroristenangst ein ganz neues, manchmal beschämendes Gesicht. ---

Kein Wunder, dass Henryk Broder und Co. so heftig am Hämen gegen dieses Buch sind.

Mittwoch, März 15, 2006

15. März 2006

Morgen beginnt sie also, die Leipziger Buchmesse. Mit zu Gast: die nationalkonservative Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT. Gegen heftigen Widerstand der Leipziger Messeleitung. Nicht weil die JF gewaltverherrlichend sei, sondern weil gewaltsame Randale GEGEN die JF von Linksradikalen erwartet wurde. (Ich habe in diesem Blog ausführlich darüber berichtet.) Da hat es sich die JF nicht nehmen lassen, zu diesem Anlass ein Schwerpunktthema „Pressefreiheit in Gefahr“ zu veröffentlichen, das sie auch online gestellt hat. Klicken Sie doch mal rein – meine Lieblingsbeiträge sind die Dokumentation über die bisherigen bitteren Erfahrungen der JF mit gewalttätigen Attacken von radikalen Linken und obrigkeitshörig kuschenden Mitläufern unseres gesellschaftlichen Mainstreams, das Interview mit dem Satiriker und TITANIC-Gründer Eckhard Henscheid (ein linksliberaler Tabubrecher und damit mein Verwandter im Geiste) und nicht zuletzt das Interview mit meinem Verleger Götz Kubitschek. (Ehrlich, das ist auch sehr lesenswert, das schreib ich nicht nur aus Loyalität ...)

Natürlich kann man soviel Aufmüpfigkeit einer „rechten“ Zeitung nicht einfach so durchgehen lassen. Deshalb hat das NDR-Medienmagazin ZAPP schon mal einen Beitrag angedroht, der die gewaltbereiten linken Schlägertrupps offenbar noch einmal richtig motivieren soll. Orwellscherweise ist der ZAPP-Beitrag betitelt mit „Attacken von Rechts“ (Attacken kommen in Deutschland IMMER von rechts, genau so wie Gewalt grundsätzlich männlich ist), und wenn man die Inhaltsangabe liest, weiß man schon, wohin die Reise geht: „Bei der Leipziger Buchmesse wird in dieser Woche eine im Untertitel harmlos klingende `Wochenzeitung für Kultur und Politik´ einen Stand aufbauen: die `Junge Freiheit´. Für Experten ist das Blatt dagegen der Wolf im Schafspelz: Nicht selten würden Artikel rechtsextremes Gedankengut transportieren, regelmäßig tauchte die `Junge Freiheit´ zudem in Verfassungsschutzberichten auf. Die Verantwortlichen der Buchmesse versuchten den Auftritt der `Jungen Freiheit´ zu verhindern - offiziell aus Angst vor linken Krawallmachern. Mit einer geschickten PR-Kampagne im Namen der Pressefreiheit schaffte es die Zeitung, doch als Aussteller zugelassen zu werden. Die `Junge Freiheit´ arbeitet systematisch an einem unverdächtigen Image. Hochrangigen Persönlichkeiten - auch aus der SPD - geben der Zeitung regelmäßig Interviews und machen sie damit hoffähig. Zapp ist es gelungen, einen Blick hinter die Kulissen dieser hoch umstrittenen Zeitung zu werfen. Sendetermin: NDR, 15.03.2006, 23.00 Uhr.“

Na, da sag ich doch mal hier in meinem im Obertitel harmlos klingenden Blog „Hinter meinem Schreibtisch“, das bestimmt auch irgendwelche Experten für den „Wolf im Schafspelz“ halten, auch wenn es unerklärlicherweise noch in keinem einzigen Verfassungsschutzbericht aufgetaucht ist, obwohl ich doch nun wahrlich nicht an einem unverdächtigen Image arbeite: Was soll das ganze Geschwurbel eigentlich?! Eine obskure Andeutung wird an die andere gereiht, nichts führt irgendwo hin, Wichtiges wird komplett ausgelassen (etwa dass das Bundesverfassungsgericht die Bewertung der JF als rechtsextrem und ihre Beobachtung durch den rot-grünen Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen untersagt hat). Bringt eine Zeitung rechtsradikalen Mist, sagt man zu Recht, sie sei missraten. Bringt sie aber keinen, dann wird ihr gerade daraus ein Strick gedreht, dass sie an einem „unverdächtigen Image“ arbeite. „Ja“ scheint uns der NDR zwischen den Zeilen warnen zu wollen, „dass Sie beim Lesen dieser Zeitung nichts Rechtsradikales finden, ist ja gerade das besonders Perfide, denn auf einmal, schwuppdiwupp, hat sie eine größere Auflage als die BILD-Zeitung und sobald das erreicht ist, schreibt sie eines Morgens urplötzlich `Juden ins Gas! Weltkrieg, aber dalli!!´ --- und was machen wir DANN? Ja, dann gucken wir nämlich wieder blöd aus der Wäsche! Weiß man doch, wie das mit allem endet, was nicht links ist! Es gibt nichts Heimtückischeres als hoffähige rechte Zeitungen mit einem unverdächtigen Image!“

Wer heute abend lieber etwas Geistvolles im Fernsehen schauen möchte: Auf Kabel 1 beginnt die auf Tatsachen beruhende Mystey-Serie „Medium“, die ich als Medien-Wissenschaftler nicht nur wegen Patricia Arquette in der Hauptrolle gerne sehen werde.

Dienstag, März 14, 2006

14. März 2006

„Deutsche U-Boote bedrohen Milliarde Menschen!“ meldet heute das Saar-Echo. Währenddessen ruft der Weltkirchenrat zum Frieden in Israel und Palästina auf: „Vor allem im Hinblick auf die 40-jährige Besetzung der palästinensischen Gebiete durch Israel. Für die Palästinenser hat sich die Situation nicht verbessert. Wir Christen müssen daher jetzt Farbe bekennen und versuchen, endlich den Konflikt zu beenden.“ Tatsächlich explodiert heute im Nahen Osten mal wieder die Gewalt: Die israelische Armee stürmte ein palästinensisches Gefängnis in Jericho, wobei zwei Palästinenser ums Leben kamen, was wiederum zu Racheaktionen einiger radikaler Palästinenser führte. Wenn wir Deutschen das gegenseitige Massakrieren mit weiteren Waffenlieferungen unterstützen können, damit wir nicht als Antisemiten dastehen – sagt nur Bescheid, wir helfen gerne.

Montag, März 13, 2006

noch 13. März

Auch das gibt es also noch: eine pro-israelische Stellungnahme, die Kritik zurückweist und zu erklären versucht, dabei aber sachlich bleibt und auf Unterstellungen von Antisemitismus und den ganzen Schmodder verzichtet. Vielleicht versteht Europa Israel unter anderem auch deshalb nicht, weil es größtenteils einfach verflucht beschissene Anwälte hat?

13. März 2006

Robert Fisk beklagt im Londoner „Independent“ die Aushöhlung der Meinungsfreiheit, was die Situation im Nahen Osten angehe. Der Artikel, den es leider nicht kostenlos zu lesen gibt, endet mit den Worten: „I better remember what I wrote in this newspaper just over six years ago, that `the degree of abuse and outright threats now being directed at anyone ... who dares to criticise Israel ... is fast reaching McCarthyite proportions. The attempt to force the media to obey Israel's rules is ... international´. And growing, I should now add.” Tröstlich immerhin, dass immer mehr Leute unabhängig voneinander zu denselben Schlussfolgerungen gelangen. Auch ich habe in meinem Buch „Warum Hohmann geht und Friedman bleibt“ den McCarthyismus als Analogie gewählt.

Einen interessanten Artikel gibt es darüber hinaus in der „Welt“: Demnach fordern die Amerikaner die vollständige Offenlegung der NS-Opferakten im Internet. (Was ganz bestimmt kein Ablenkungsmanöver von den amerikanischen Folterlagern unserer Tage darstellen soll.) Wolfgang Benz argumentiert dagegen: „(W)as die Informationsfreiheit angeht: Da sind die US-Behörden durchaus nicht immer so offen. Als ich in den National Archives in Washington war, konnte ich Unterlagen über das Privatleben eines deutschen Ministerpräsidenten vollkommen frei benutzen - wenn ich aber etwas wissen wollte über einen GI, der im Vollrausch seinen Jeep in den Straßengraben gefahren hatte und dafür acht Tage Bau bekam, war die `nationale Sicherheit´ der USA betroffen: Ich durfte die Akte nicht sehen.“

Freitag, März 10, 2006

immer noch 10. März

Zwei Links, gefunden in Erhard Arendts Palästina-Portal:

Die Grüne Partei der USA ruft zu einem umfassenden Boykott Israels auf. Ruth Weill, eine der ErstunterzeichnerInnen des Antrags, erklärte, dass „in den achtziger Jahren in Südafrika bewiesen wurde, dass Investitionsstopps und Boykott wirksame Mittel sind, um den Unterdrückten zu Gerechtigkeit zu verhelfen.“

Währendessen findet man im neuesten „Freitag“ eine bemerkenswerte Analyse über den vermutlich kurz bevorstehenden neuen Angriffskrieg der USA, seine propagandistische Vorbereitung und wie sich Deutschland vermutlich wieder mit hineinziehen lässt.

noch 10. März

Man muss den Leuten ja immerhin dankbar sein, dass sie so deutlich zeigen, was in ihnen vorgeht ...

Eine hübsche Illustration über das Naturell der Springer-Presse und ihrer Leser gibt es heute zum Beispiel hier. Es geht diesmal nicht um Araber oder Muslime, aber die Leichtigkeit, mit der manche Deppen rhetorisch aufzuhetzen sind, einfach indem man Wesentliches gezielt verschweigt, ist doch immer wieder erschreckend.

Währenddessen verteidigt Henryk Broder noch immer wacker die Folterknechte im amerikanischen Guantanamo. Wer diese Zustände kritisiere, beispielsweise dass viele der Gefolterten „amnesty international“ zufolge unschuldig seien, mache sich nämlich durch selbstgerechtes „Betroffenheitsgedusel“ lächerlich. Je mehr ich von all diesem Erbrochenen lese, desto mehr gelange ich zu dem Eindruck, wenn einige Leute so könnten, wie sie wollten, dann würden sie unsere Welt gründlich verändern: zu einem einzigen riesigen Moslem-KZ. Und wie immer, wenn man solche Lager einrichtet, macht man sich selbst natürlich vor, dies nur zu tun, weil man sich vor den größten Bedrohungen schützen müsse ...

Eines der Schicksale, die bei der „Achse des Guten“ offenbar wechselweise zu Gähnkrämpfen und zu Heiterkeitsausbrüchen führen, ist das des 23jährigen Murat Kurnaz aus Bremen, der seit vier Jahren ohne Anklage und fast ohne Kontakt zur Außenwelt in US-Gefangenschaft Misshandlung und Folter ausgesetzt ist. Deutsche Ermittlungsbeamte finden keinen Hinweis, dass Murnaz an illegalen Aktivitäten beteiligt war. Ähnlich sieht es die US-Bundesrichterin Green, der zufolge seine Inhaftierung die Genfer Konvention und die US-Verfassung verletzen – eine Schlussfolgerung, die allerdings nicht zu Murnaz Freilassung führte. Jetzt will sich Angela Merkel für den jungen Mann einsetzen. Aber selbst wenn er freikommt, dürften seine Seele und sein Leben von vier Jahren Folter deutlich geprägt worden sein. Wie man solche Zustände 60 Jahre nach dem Holocaust mit enormer rhetorischer Energie im locker-flockigen ironischen Plauderton verteidigen kann, bleibt mir unbegreiflich. Beschreiben kann man es nur noch mit einem Wort: widerwärtig.

10. März 2006

Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Auch die deutsche Bundesregierung ermahnt inzwischen Israel.

Mittwoch, März 08, 2006

8. März 2006

Auch UNICEF ist inzwischen antisemitisch. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen zeigt sich nämlich darüber besorgt, dass „allein am Montag fünf Kinder durch die erneute Eskalation von israelischen Besatzungstruppen sowie zwei durch ungeklärte Umstände getötet“ worden seien und appelliert, die Kinder vor Gewalt zu schützen. Erst Felica Langer, dann Rupert Neudeck und Norbert Blüm, dann Amnesty international, jetzt UNICEF ... kein Wunder, dass sich die zionistische Fraktion allmählich von Judenhassern umzingelt glaubt.

Dienstag, März 07, 2006

7. März 2006

Frankreich fordert Israel auf, mit dem Morden aufzuhören. Starke Worte. Dauert vermutlich nicht lange, und Israels Propagandastaffel kontert: So lange Frankreich Staat XY nicht ebenfalls gestoppt hat, morden wir auch weiter, sonst würde Israel ja wieder als gesondert Einzelfall herausgegriffen und das wäre ... na? ... genau: antisemitisch. Da der Weltfrieden auf absehbare Zeit nicht erreicht werden dürfte, sorgt diese Rhetorik für Schwachsinnige seit Jahrzehnten dafür, dass das Abschlachten nicht aufhört. Was helfen würde, wäre vielleicht endlich einmal gebündelte und zielstrebige Politik der Europäischen Union, ohne sich von der unweigerlich folgenden schrillen Hysterie von Tätern in der Opferrolle beeindrucken zu lassen. Warum darf der Irak eigentlich für die Verbrechen seiner Machthaber plattgebombt werden, während bei den israelischen Verbrechen schon die bloße Erwähnung eines möglichen Boykotts dazu führt, dass sich zahllose Killer und die sie unterstützenden Schreibtischtäter selbstmitleidig auf die Brust schlagen und etliche Politker sofort wieder anfangen zu kuschen?

Montag, März 06, 2006

noch 6. März

Ich bring die Leute mal wieder nur auf dumme Gedanken. Jetzt hat sich auch der zweite meiner Verleger ebenfalls ein Blog zugelegt.

6. März 2006

Heute hatte ich die neuste Ausgabe unseres liberalen Magazins „eigentümlich frei“ im Zeitungsrohr und war davon mal wieder sehr angetan. Zwei Beiträge Kaspar Rosenbaums stellen sich sogar, jeder für sich, als echte journalistische Offenbarung im besten Sinne des Wortes heraus.

Über fünf Seiten zieht sich die ebenso brillante wie mutige Analyse „Sarajewo, Dänemark“, in der Rosenbaum aufzeigt, wie gut sich Liberalismus und Pazifismus verknüpfen lassen. Dabei nimmt er wahrlich kein Blatt vor den Mund. Wer sich damals schon wegen meinem harmlosen Muslim-Markt-Interview in seinen Teppich verbiss und unserem Magazin ewige Feindschaft schwor, müsste nach dem Lesen dieses Beitrags eigentlich für die nächsten paar Stunden funkensprühend unter der Decke hängen. Dieser Text liefert wirklich Zündstoff! Und wenn es einen Reader zum „Kampf der Kulturen“ gäbe, würde er dort unbedingt hineingehören. Ich muss hier einfach ein paar Passagen sehr ausführlich zitieren; lesenswert ist natürlich der komplette oben verlinkte Text.

Zum Karikaturenstreit:
--- Zwölf Karikaturen wurden (...) gedruckt und – es war ja schließlich auch das Ziel – die moslemische Gemeinde empörte sich. Sie empört sich nicht zuletzt auch deshalb, weil mit Karikaturen über Moslems manch einer in Europa sein Mütchen kühlt, der dies etwa mit Karrikaturen über den jüdischen Glauben niemals tun würde. Man ist empört über zweierlei Maß. So wird also die Reaktion einigermaßen nachvollziehbar. Auch für jene, welche die Meinungsfreiheit hochhalten. Auch sie können es wenigstens etwas nachvollziehen, auch wenn sie ohne Wenn und Aber sagen: Jeder hat das Recht, in seiner Zeitung, die andere nicht kaufen oder lesen müssen, das zu sagen und abzubilden, was er will. Jeder hat auch das Recht, in einem Film, den andere nicht kaufen oder sehen müssen, das zu zeigen, was er will. Jeder hat das Recht, Moslems zu beleidigen. Jeder hat das Recht, Christen zu verhöhnen. Jeder hat das Recht, Judenwitze zu machen. Jeder hat das Recht, Homosexuelle zu diskriminieren und ihnen die Menschlichkeit abzusprechen. Jeder hat das Recht, ausländerfeindlich zu sein. Jeder hat das Recht, den Holocaust zu leugnen. Oder etwa nicht?
Diese kleine Auflistung macht deutlich, wie verlogen die meisten derjenigen sind, die jetzt so heldenhaft für die „Meinungsfreiheit“ streiten. Denn wo war denn die „taz“, als in Frankreich die ersten Menschen vom Staat mit hohen Geldstrafen belegt wurden, nur weil sie „ausländerfeindlich“ sprachen? Wo war die „Welt“, als ebendort noch höhere Strafen an „homophobe“ Schwulenhasser verhängt wurden? Und vor allem: Wo waren denn die „Welt“ und die „taz“, als jüngst Geschichtsrevisionisten wie Germar Rudolf oder David Irving in Deutschland und in Österreich verhaftet und ins Gefängnis gesteckt wurden, weil sie nichts anderes taten, als eine abweichende Meinung zu historischen Fragen zu vertreten? Jene, die jetzt bereit sind, in den Krieg zu ziehen für das hohe „westliche Gut der Meinungsfreiheit“ haben dieses an anderer Stelle tausendmal verraten. ---

Zum deutschen demokratischen Glaubensbekenntnis:
--- Schauen wir uns deshalb diese, ihre, Geschichte mal genauer an. Sie wird ja vermutlich von etwa 99 Prozent der Deutschen geglaubt. Nennen wir sie deshalb mal das „Deutsche Demokratische Glaubensbekenntnis“. Dieser Katechismus besteht aus zwei Suren und lautet: „Das Vergleichsverbot“ als erster nicht hinterfragbarer Glaubenssatz: „Es war einmal der schlimmste und mit nichts vergleichbare Verbrecherstaat, den es je gab.“ Gemeint ist Hitlerdeutschland. Und die Demokratische Heiligkeit als zweiter nicht hinterfragbarer Glaubenssatz: „Dieses unvorstellbare Reich des Bösesten konnte nur überwunden werden, weil die edlen und guten und vor allem demokratischen Amerikaner dagegen kämpften und es besiegten.“ Was passiert, wenn man gegen die Vergleichsverbotssure verstößt, erfuhr etwa Martin Hohmann zuletzt sehr eindringlich. Es war dieser verbotene Vergleich von Nazideutschland mit Sowjetrussland, der ihn dergestalt zu Fall brachte, dass man seine eigentlich kollektivismus- und damit geschichtsglaubenskritischen Aussagen – „es gibt kein Tätervolk, es gibt nur einzelne Täter“ – ins Gegenteil verkehrte. Die Missachtung der Demokratischen Heiligkeit bleibt in Deutschland ebenfalls nicht ungesühnt. Natürlich ist der Deutsche Demokratische Glaube wie jede Religiosität kaum durch Fakten belegt. Natürlich gab es erstens viele Grautöne. Und es gab ganz sicher noch schlimmere Terrorstaaten als Nazideutschland, etwa den amerikanischen Kriegsverbündeten Sowjetunion. Stalin hat wesentlich mehr Menschen auf dem Gewissen als Hitler. Und schlimmer noch: Als die Amerikaner an seiner Seite in den Krieg eintraten, gab es noch keinen Holocaust in Deutschland, sehr wohl aber bereits viele Millionen Opfer stalinistischer Säuberungen. ---

Zur aktuellen Lage:
--- Ja, sie meinen es ja auch alle nur gut – „die Westler“. Und vor allem „die Amerikaner“. So wie sie es „mit Deutschland“ gut meinten, als sie an der Seite Stalins in den Krieg zogen. „Der Westen“ muss sich eben so stark im Nahen Osten „engagieren“, um dort den Menschen zu helfen, etwa „die Iraker“ oder zukünftig „die Iraner“ zu „befreien“ oder zu „demokratisieren“. Die deutschen Glaubensbrüder huldigen der Offenbarung gerne. Sie ist Bestandteil ihrer (Geschichts-) Religion. Im Nahen Osten und auch in den Vorstädten von Paris oder Berlin glaubt dieses Märchen dagegen kein Moslem. Wenn die amerikanische Armee mit Waffengewalt helfen wollte, würde sie sich ihre Verbündeten etwas genauer ansehen. Sie würde auch viel eher die weit mehr unter ihrem Regime leidenden Nordkoreaner befreit haben als die Iraker. Oder sie könnte zum Beispiel mit spielender Leichtigkeit im Norden Ugandas die laut UNO „brutalste Terrorgruppe der Welt“, die „Lord’s Resistance Army“ besiegen, die dort im Namen von Jesus Christus in den letzten 10 Jahren mehr als 100.000 Menschen auf ekligste Art und Weise abgeschlachtet hat. Aber „der Westen“ im allgemeinen und die USA im besonderen haben wenig Interesse an den Menschen in Nordkorea. Und noch weniger an den Opfern in Uganda. ---

Zum Grundproblem:
--- Bisher ist es noch eine eigentümlich freie Minderheit, ob im Irak, im Iran, in Dänemark oder in Deutschland, die weiß und nicht erst ahnt, dass die Gründe für all den Irrsinn dieser Tage dieselben sind wie bei allen beginnenden Kriegen zuvor auch: Kollektivismus und Etatismus. Es ist das Denken in Kollektiven – von „den Moslems“, „den Dänen“ oder „dem Westen“. Und es ist das Wesen des Staates, der Menschen in Gruppen einteilt und aufeinanderhetzt, welches mittelfristig jetzt erneut zu Abermillionen Opfern führen könnte. ---

Zu einem satirischen, aber wirklichkeitsnahen Szenario:
--- Der österreichische Libertäre Rahim Tagizadeghan beschreibt im Internettagebuch auf „Liberty.li“ sehr eindringlich, wie solch ein Szenario der sich überschlagenden politisch-kollektivistischen Dummheit aussehen könnte: „Ein Muslim steckt einen Nichtmuslim mit Grippe an. Eine Satirezeitschrift greift dies auf. Ein vertrottelter Leser nimmt es ernst und schreibt einen Leserbrief an eine Klatschzeitung und beklagt sich über die keimverseuchten Zuwanderer. Eine Gutmenschenvereinigung strengt eine Klage wegen Rassismus und Antiislamismus an. Die Zentralräte schreiben Presseaussendungen. Deutsche Konvertiten zum Islamismus tingeln durch die Talkshows. Eine populistische Ein-Prozent-Partei fordert Quarantäne für muslimische Zuwanderer. Nigeria hält eine französische Krankenschwester einen Tag am Flughafen fest, um sie auf Aids zu testen. Frankreich protestiert und verweist auf seine Atomwaffen. Ein ungebildeter iranischer Beamter aus der zweiten Reihe meint bei einer Konferenz, bei einem Angriff würde der Iran Nigeria beistehen. Die Angelegenheit erobert die Titelseiten. Die Europapräsidentin spielende Ministerin eines unbedeutenden
Landes sichert die ungeteilte Solidarität des Westens zu. Der Botschafter des Landes wird aus Saudiarabien verwiesen. Die ‘Bild’-Zeitung titelt: ‘Muslime erklären Westen den Krieg’. Ein besoffener deutscher Skinhead verpasst einem Muslim ein blaues Auge. 1.000 Berufsdemonstranten aus der gesamten islamischen Welt werden eingeflogen und zünden eine Mc Donald’s-Filiale im Libanon an. Die USA antworten mit Flächenbombardements. Ein zum Islam konvertierter Brite erhält vom iranischen Geheimdienst ein Paket Uran und zündet dieses mit einem Sprengsatz. Diese schmutzige Bombe bleibt wirkungslos, doch in den Medien ist von Atomkrieg die Rede. Dies ist natürlich übereilt, denn erst am nächsten Tag fliegen die Atombomben.“ So ähnlich haben andere Weltkriege auch begonnen. Und doch gibt es begründete Hoffnung dafür, dass alles vielleicht doch ganz anders kommt. Denn die Aufregung auf islamistischer wie auf kämpferisch-westlicher Seite wirkt bei genauem Hinsehen doch immer noch so aufgesetzt wie ihre inszenierten Antidänendemos oder ihre heuchlerische Meinungsfreiheitsfassade. Noch lassen wir uns das Essen beim auch noch freundlichen Dönermann um die Ecke nämlich schmecken. Diesseits der Empörung der meinungsbildenden Kollektivisten auf allen Seiten. Es gilt also nur ein wenig aufzuklären, hier wie dort, solange dazu noch Zeit ist. ---

Zu der Frage, was nun zu tun ist:
--- Statt im Wolkenkuckucksheim könnten Individualisten und Freihändler schlicht mit Wahrheit, mit Recht und mit Moral argumentieren. Denn diese befinden sich nicht auf der Seite der Heuchler. Freiheitsfreunde stehen in der guten publizistischen Pazifismus-Tradition der Freihändler und Manchesterliberalen, die immer glaubhaft für das Recht auf Meinungsfreiheit fochten. Ganz im Gegensatz zu den von altlinks zu neurechts oder neulinks nur scheinbar gewendet formulierenden heutigen Meinungsführern. Wirkliche Liberale könnten aufklären über die vielen Menschen weltweit, im Iran, in China oder in Deutschland, die in staatlichen Gefängnissen sitzen, nur weil sie öffentlich eine Meinung vertreten, die den Mächtigen des Landes nicht gefällt und dem herrschenden Glauben zuwiderläuft. Und die hier wie dort von einer speichelleckenden Presse hinterrücks verraten werden. (D)er Deutsche Demokratische Glaube ist bei vielen gar nicht mehr so gefestigt, wie es die Hohepriester in den Parteien und Medien gerne hätten. Die Ketzer Hohmann oder Möllemann waren so unbeliebt nun doch wieder nicht. Ja selbst die islamistische Revolution könnte ihren Höhepunkt in dem Moment schon überschritten haben, in dem das glänzende Beispiel des Arabischen Kapitalismus und Minimalstaates von Dubai in die Nachbarländer hinüberscheint. Es könnte sein, dass die politische Klasse und ihre Hofschreiber deshalb heute so aggressiv auf allen Seiten den Kulturkrieg ausrufen, weil sie ahnen, dass ihnen schon kaum mehr jemand zu folgen bereit ist. In diesem Sinne: Auf die weitverbreitete Politikverdrossenheit und den Unmut der vielen, die sich nicht mehr aufhetzen lassen! ---

Der zweite sehr, sehr gute Beitrag Rosenbaums behandelt den Skandal um die Leipziger Buchmesse und wie die „Junge Freiheit“ dank ihrer Unterstützer ihre von der Messeleitung geplante Ausgrenzung verhinderte. Auch hier wieder ein längerer Auszug:

--- Der Bogen war angespannt bis kurz vor dem Zusammenbrechen. Waren es in den 70er Jahren noch wirkliche Nazis, deren Zeitungsvertrieb von Kiosken einfach abgelehnt wurde, so waren dies in den 80ern bereits etwa die bieder startenden Republikaner, denen man Hallen einfach nicht vermietete. In den 90er Jahren wurde dann Manfred Brunners Bund Freier Bürger mit der Faschismuskeule und ähnlichen Mitteln ausgegrenzt. Da traf es erstmals auch Liberale. Alles, was der politisch korrekten Meinungsmacht nicht gefiel, wurde als „neofaschistisch“ denunziert und ausgesondert. Die vereinte Medienfestung zur Propagierung all dessen reichte von der „Jungen Welt“ über die „taz“ und „Faz“ bis hin zu „Bild“ und „Welt“. Martin Hohmann etwa wurde vor allem von den beiden Springerzeitungen zu Fall gebracht. Die Politische Korrektheit übertraf noch orwellsche Vorwarnungen, wenn etwa wochenlang die „Bild“-Zeitung gegen einen älteren und biederen Abgeordneten hetzte, indem sie den freundlichen und zurückhaltenden Herrn mit roten Riesenlettern täglich als „der Hetzer“ vorführte. Er hatte nie eine Chance auf Gegenwehr. (...) Am Ende schwammen auch vermeintlich liberale Meinungsführer im Strom mit und mieden die Ausgestoßenen, die immer mehr wurden und dabei immer weniger „rechts“ waren. Eines der Opfer war seit Jahren die nationalkonservative Wochenzeitung „Junge Freiheit“. (...) Auch hier weigerten sich plötzlich Kioske oder Vermieter. Und in der Öffentlichkeit gilt es, dass bestimmte Zeremonien mitgespielt werden müssen. Das äußert sich dann etwa so, dass sich FDP-Generalsekretär Niebel zu einer öffentlichen Entschuldigung gezwungen sieht, weil er vor Jahren mal einen Gastkommentar beisteuerte, „ohne gewusst zu haben, um was für eine Zeitschrift es sich da handelte“. Ist solch eine Peinlichkeit von außen betrachtet noch eher amüsant, so trifft dies weniger zu, wenn auf die Drukkerei der Zeitung Brandanschläge verübt werden und fast die gesamte Mainstreampresse dies in Schweigen hüllt. Zuletzt erfuhren wir Ende Januar, dass die Leitung der Leipziger Buchmesse die „Junge Freiheit“ von der Teilnahme ausgeschlossen hat. Nicht weil von ihr irgend eine Gefahr ausgeht, sondern weil linke Gegner diesen Stand stören könnten und deshalb die Sicherheit nicht gewährleistet sei. (...) Solcherlei Ausschluss ist man seit Jahren gewohnt und man fragt sich lediglich, wen trifft es als nächstes? Wann sind Liberale und Libertäre an der Reihe, für vogelfrei erklärt zu werden? Es war alles nur eine Frage der Zeit. Bis nun ein kleines Wunder geschah – durch beherztes Eintreten einiger mutiger Menschen, die im Moment des größten Gegenwindes dagegenhielten. Allen voran drei Medienmänner: Der ausgewiesene Liberale und Gründer sowie Herausgeber des „Focus“, Helmut Markwort. Der nationalkonservative Götz Kubitschek, der mit seinem Institut für Staatspolitik die Theoriezeitschrift „Sezession“ herausgibt und der als Verleger des Antaios-Buchverlages gemeinsam in Leipzig mit der „Jungen Freiheit“ ausstellen wollte. Und der Gründer und Herausgeber der „Jungen Freiheit“ selbst, Dieter Stein. ---

Lest in dem hochspannenden Artikel doch selbst weiter, wie standhafte, couragierte Journalisten eine peinlich bigotte Pressekonferenz kippten, wie eine ins Totalitäre gleitende Politische Korrektheit an diesem Tag zu einem ersten knirschenden Halt gebracht wurde, warum der 10. Februar 2006 insofern eine kleine Zäsur für die Freiheit in unserem Lande darstellt – und inwiefern sich nur der Springer-Verlag mal wieder bis auf die Knochen blamierte: „Markwort, Kubitschek, Stein und die anderen stritten um ihre ganz realen Möglichkeiten des Vertriebs und der Werbung. Bestimmte Auffassungen – mehr und mehr auch betont liberale – wurden mit Mitteln der `political correctness´ immer erfolgreicher ausgegrenzt. Verträge mit den Aussätzigen machte man lieber nicht, wollte man sich nicht selbst in die Gefahr des Rufmords begeben. Der immer dreistere vereinte Machtanspruch der Neosozialisten und Neokonservativen wurde nun am 10. Februar erstmals erfolgreich von Altkonservativen in Frage gestellt. Dafür sollten auch alle Liberalen und Libertären dankbar sein. Sie wären nach der bisherigen Logik der `political correctness´ als nächste an der Reihe gewesen.“ Und das ist genau der Grund, warum auch ich als Noch-nicht-mal-Konservativer die „Junge Freiheit“ und ihr Umfeld mit Nachdruck unterstütze. Weil ich diese Methoden des politisch korrekten Rufmords selbst gründlich analysiert und in den verschiedensten Zusammenhängen oft genug auch am eigenen Leib erfahren habe. Und weil es in diesem Land schon mehr als genug Duckmäuser und Feiglinge gibt.

Sonntag, März 05, 2006

5. März 2006

Die immer aggressiver werdenden Anfeindungen von zionistischer Seite führen momentan zu immer offenen und klareren Worten jener Fraktion, die für Frieden und Versöhnung eintritt. So hat sich inzwischen auch die Menschenrechtsaktivistin und ehemalige israelische Erziehungsministerin Shulamit Aloni in der israelischen Oppositionszeitung „Haáretz“ mit einem beeindruckenden Text zu Wort gemeldet.

Einige Auszüge: „Jeder Einfaltspinsel weiß, dass es für Israel keine existenzielle Bedrohung gibt. Jeder vernünftige Mensch versteht, dass die übertriebenen Operationen des israelischen Militärs gegen die Palästinenser nur Hass, Zorn, Fanatismus und Rachegefühle wecken. Die Bemerkungen der Generäle, die nicht versehentlich herausrutschten, sondern absichtlich gemacht wurden, wollen weiterhin unsere Angst schüren und uns erlauben, mit dem Töten, Zerstören, Vertreiben, mit den Straßensperren und Apartheidstraßen fortzufahren. (...) Was heute am meisten beunruhigt, ist die Vorsicht, mit der Leute aus der Friedensbewegung über Möglichkeiten der Versöhnung - selbst mit einer Hamasregierung - sprechen, damit sie nicht wegen fehlendem `Nationalismus´ angeklagt werden. (...) Anscheinend werden `unsere weisen Männer´ glücklich sein, wenn sich die muslimischen Länder noch einmal gegen uns wenden. Dann können wir uns noch einmal als das letzte Opfer der Welt sehen und dann – ein Hoch auf die Armee und unsere Kriegsausrüstung! Danach wird es wieder viele festliche Gedenktage geben. (...) Aber so muss es nicht sein. Es könnte ganz anders sein. Es ist möglich, dass wir versuchen, uns zu versöhnen und zu verstehen versuchen, dass die Palästinenser auch das Recht auf einen eigenen Staat haben. Es sollte uns klar werden, dass wir jetzt eine rassistische, kolonialistische und verachtenswerte Politik treiben, die wir (eigentlich) so nicht wollen. Allein wenn wir dies laut aussprechen, läuft es uns kalt den Rücken runter; denn wir dachten, wir Juden hätten humanitäre Werte und denken daran, dass jeder Mensch als Ebenbild Gottes geschaffen wurde. Wenn wir uns wirklich daran erinnern würden, mit unsern Aktionen aber gegen die Palästinenser so weiter machen wie bisher, werden wir schizophren.“

Das sind starke und weise Worte. Aber machen wir uns nichts vor: Diejenigen innerhalb der Debatte, die eher auf Krawall gebürstet sind, dürften davon kaum erreicht werden. Für sie ist Aloni wohl nichts mehr als eine weitere „jüdische Antisemitin“ und wer immer sie zitiert, "beweist" in diesem kruden Weltbild so seinen eigenen Antisemitismus, weil er sich einen Hausjuden halte wie schon jeder alte Nazi. Das sind die altbekannten rhetorischen Versatzstücke, inhaltsleer, aber dafür problemlos austauschbar und immer schnell zur Hand. Und wie bereitwillig führende deutsche Journalisten sich auf diesen Esel setzen lassen, haben wir in den vergangenen Jahren mehrfach gesehen. Diese perfide Rhetorik des Hasses trägt mit dazu bei, dass das tausendfache Abschlachten im Nahen Osten ungehindert weitergehen kann. Ja, wenn es nicht so lobenswerte Einrichtungen wie Erhard Arendts Palästina-Portal gäbe, wüssten viele von uns nicht einmal, dass es auch auf jüdisch-israelischer Seite solche Menschen wie Shulamit Aloni überhaupt gibt.

Samstag, März 04, 2006

noch 4. März

In der taz von heute setzt sich Robert Misik mit dem „militanten Liberalismus“ auseinander (wie er zum Beispiel auch von einigen islamfeindlichen Internetblogs und -foren betrieben wird) und betrachtet ihn als problematisch: „Er proklamiert `universale Werte´ und kümmert sich nicht darum, wie diese Proklamation auf der anderen Seite ankommt. Es schert ihn nicht, dass die andere Seite das Gefühl hat, der Westen setze sich als universale Norm, und dass sie sich in ihrer Überzeugung, unter der Kuratel westlicher Herrenreiter-Arroganz zu stehen, bestätigt fühlt. Er realisiert die Paradoxie nicht einmal, dass dieser Liberalismus jenen, denen er militant gegenübertritt, gerade als das erscheint, was er nicht sein will: eine Herrschaftsideologie. Wie er überhaupt alle Versuche, den Anderen zu verstehen, schroff als nützliche Idiotie delegitimiert, die den `Islamofaschisten´ in die Hände spiele. Dabei kann es natürlich nie zu viel Verständnis geben: Schließlich ist das Verständnis für die Motivation des Anderen die Bedingung dafür, dass das eigene Tun nicht das Gegenteil von dem bewirkt, was es zu bezwecken beabsichtigt. Wer den Islamismus bekämpfen will, darf sich darum auch nicht `weigern´, von der Islamophobie zu sprechen - schließlich treibt diese ja die Moderaten in die Hände der Radikalen. (...) Womöglich ist dafür die alte Brecht'sche Maxime der bessere Wegweiser als alte antitotalitäre Posen. Die lautet: Ein jeder rede über die Schande der eigenen Leute.“

In der Tat, das wäre eine wünschenswerte Maxime. Allein, sie führt zu massiven Anfeindungen. Sobald etwa ein Westler die Politik der USA kritisiert, wird er als „antiamerikanisch“ gebrandmarkt, und bemängelt ein israelischer Jude seine Regierung, etikettiert man ihn als „jüdischer Antisemit“. Insofern versucht dieser militante "Liberalismus" vor allem eines durchzusetzen: ein durch und durch totalitäres Verbot der Selbstkritik. Denn schließlich lautet die zentrale Parole der Scharfmacher zu allen Zeiten: „Wir oder die“.

4. März 2006

In Berlin startete gestern eine Kampagne gegen die Zwangsprostitution, die vor allem an nette und humane Freier appelliert. Diesem Appell kann ich mich nur anschließen. Allerdings mit dem kleinen Caveat, dass es umstritten ist, ob Freier überhaupt in der Lage seien, Zwangsprostitution als solche zu erkennen. Die Prostitutionsexpertin Tamara Domentat behauptet mit Bezug auf Terre des Femmes, dem sei so, und nennt auch entsprechende Hinweise. Manfred Vonhausen hingegen, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Frankfurt, betrachtet entsprechende Appelle als “weltfremd”: Das könne kein Mann vorher feststellen. Meiner persönlichen Einschätzung nach bewegt sich die Wahrheit zwischen diesen beiden Positionen: Mann wird es häufig in der Tat nicht erspüren können, hat vielleicht keine klaren Kennzeichen wie im von Terre des Femmes konstruierten „Idealfall“, sondern spürt nur, dass sich eine Prostituierte offensichtlich unwohl fühlt, wofür es die unterschiedlichsten Gründe geben kann. Andererseits haben wir in der Literatur zum Thema verschiedene Fälle vorliegen, bei denen Freier selbst eindeutige Hilfegesuche von Frauen ignorierten, und umgekehrt Fälle, wo Freier aktiv wurden und dazu beitrugen, Frauen aus ihrer Notlage zu retten. Da kann es schon sinnvoll sein, dieses Verhalten wenigstens in die richtige Richtung zu lenken.

In meinem Engagement für die Menschenrechte ist auch Zwangsprostitution ein zentrales Thema, und ich werde im Lauf dieses Jahres noch öfter darauf zurückkommen. Insofern gibt es auch auf meiner Homepage seit neuestem an prominenter Stelle einen Link zur Opferschutzgruppe Solwodi.

Freitag, März 03, 2006

noch 3. März

Die Frankfurter Neue Presse berichtet über die jüngste „verstörende Entgleisung“ Henryk Broders, gegen den der Präsident des Landgerichts Frankfurt jetzt einen Strafantrag gestellt hat. Dieser Antrag allerdings scheint derzeit herumgereicht zu werden „wie eine heiße Kartoffel“. Klar: In unserem ach so judenfeindlichen Staat, möchte sich scheinbar keiner die Finger verbrennen und der nächste sein, der dann womöglich als „Antisemit“ unter Dauerfeuer genommen wird. Das wissen die Beteiligten natürlich: Nachdem die israelische Regierung gelernt hat, dass sie ihr Sonderstatus gegen alle denkbaren internationalen Sanktionen unangreifbar macht, Massenmord und Folter hin oder her, scheint innerhalb Deutschlands dasselbe Spiel eröffnet. So beleidigt man eben fröhlich drauflos, und wenn einem dafür die Quittung gereicht wird, gibt man den armen, verfolgten Juden und seufzt theatralisch: „Ist es denn etwa schon wieder soweit ..?“

3. März 2006

Kein Wunder, dass die Israelitische Kultursgemeinde Wien auf 180 ist. Der jüdische Politikwissenschaftler Norman Finkelstein verteilt in einem aktuellen Interview mit den österreichischen NEWS eine Watschen nach der anderen. Das traut sich nicht jeder, denn soviel Mut zur Meinung wird grundsätzlich scharf sanktioniert. Ein paar Kostproben:

Zum israelisch-palästinensischen Konflikt: "Die Palästinenser zerstören nicht israelische Häuser, foltern nicht ihre Gefangenen, exekutieren nicht israelische Führer."

Zum neuen Antisemitismus: "Natürlich gibt es persönliche Vorurteile gegenüber Juden, doch die haben exakt null Einfluss auf deren Stellungen in Bildungseinrichtungen, am Arbeitsplatz, im Wohnbereich. Leute haben Vorurteile gegen alles mögliche (...) Aber gibt es eine breite gesellschaftliche Diskriminierung? Nein."

Zum vom Westen unerwünschten Ausgang der demokratischen Wahl in Palästina: "Jetzt ist das Geschrei im Westen nach einem Hamas-Boykott groß. Ich kann mich nicht entsinnen, dass es ähnliche Proteste gab, als Israel mit Sharon einen Massenmörder zum Premier wählte. Und was man der Hamas zu Recht an Verbrechen vorwirft, hat die USA in einer Woche in Faludscha zu verantworten."

Zum Karikaturenstreit: "Ich hätte mir von den Medien auch so viel Mut gewünscht, als Judenorganisationen gegen eine ,antiisraelische’ Zeichnung im ,New Statesman’ Sturm liefen. Alle sind sofort in Deckung gegangen, haben sich gleich brav entschuldigt. Die ganze Kampagne für Pressefreiheit ist Heuchelei solange es unterschiedliche Standards im Umgang mit möglichem Antisemitismus und der Verunglimpfung des Propheten Mohammed als Bombenwerfer gibt."

Bezeichnend ist, dass die Israelitische Kultusgemeinde Wien in die übliche Reaktion verfällt: Während sie Finkelstein auf der Sachebene offenbar wenig entgegenhalten kann, überschlägt sie sich mit dem Denunzieren von Finkelstein als Person: vom „jüdischen David Irving“ bis zum „Stockholm-Syndrom“ – und gibt dem Israelkritiker so ungewollt Recht.

Donnerstag, März 02, 2006

immer noch 2. März

„Anyone who sees the photographs of the victims of the Nazi concentration camps must wonder how human beings could ever have allowed such things to happen. They must wonder how people of good will could have stood by while their government committed atrocities in their name. In the wake of that nightmarish era, people often asked, `Where were the good Germans?´
After the publication of the long-suppressed pictures of Abu Ghraib victims and the United Nations finding that torture and abuse are still taking place at the US prison in Guantánamo Bay, America has fashioned its own nightmare. We now must ask ourselves, `Where are the good Americans?´”

So beginnt ein Artikel aus der amerikanischen Oppositionszeitschrift „The Nation“, der hier fortgesetzt wird.

Wobei man Hitlerdeutschland und die gegenwärtigen USA natürlich nicht vergleichen kann. Aus den Konzentrationslagern gab es keine Fotos, über die sich jeder über die Greuel informieren konnte, der nur bereit dazu war. Wer heute die Hände in den Schoß legt oder die Regierung Bush gar noch unterstützt, kann sich auf eines garantiert nicht berufen: auf Unwissenheit wegen mangelnder Informationsmöglichkeiten in einer Diktatur.

noch 2. März

Amnesty international ist eine „Organisation, die für geistige und psychische Vernichtung von Juden eintritt“. Glauben Sie nicht? Ich auch nicht. Samuel Laster schon. Das Spielchen „Wer immer israelische Menschenrechtsverbrechen kritisiert, bereitet den nächsten Holocaust vor“ befand sich in den letzten Jahren ohnehin schon auf einer Stufe höchster Absurdität. Jetzt sind wir endgültig beim geifernden Irrsinn angekommen. Und während es in den letzten Jahren noch so war, dass sich die deutschen Medien vom ZDF-Magazin „Frontal 21“ bis zur BILD-Zeitung selbst dem Übergeschnapptesten angeschlossen haben, der nur laut genug „Antisemitismus!!!“ krakeelt hat, habe ich so meine Zweifel, dass man diesen Pawlowschen Reflex komplett ins Beliebige ausdehnen kann. Werft mir zu wenig Phantasie vor, aber irgendwie kann ich mir eine ähnliche Hasskampagne, wie sie gegen Möllemann, Hohmann und andere geführt wurde, im Falle Amnestys nicht so ganz vorstellen. Zumal sie sich dann ja nicht nur gegen Amnesty richten müsste, sondern gegen so ziemlich jede internationale oder auch innerisraelisch tätige Menschenrechtsorganisation. Eine letzte Scheu, sich vollends lächerlich zu machen, gibt es wohl selbst bei Claudia und Thomas Roth. Insofern befürworte ich diese Entwicklung sehr: Je klarer auch dem letzten bislang völlig merkbefreiten Polit-Deppen wird, wie hirnrissig diese Rufmorde sind, desto besser. Ähnlich wie nach der Sexuelle-Missbrauchs-Hysterie Ende der neunziger Jahre werden sich dann viele fragen: "O Gott, in was haben wir uns da eigentlich hineingesteigert?" Schon heute wird das immer mehr Menschen klar. Ob die Herren Laster, Stawski, Broder, Miersch und Co. wohl viel Spaß in ihrem zunehmend kleiner werdenden Bunker haben?

2. März 2006

Irgendjemand muss das Manuskript zu meinem Roman „Dämonenprinz“ Ubooks, einem „Verlag für außergewöhnliche Literatur“,zugespielt haben, und die möchten ihn jetzt gerne bei sich herausbringen. Das ist natürlich ein bisschen irritierend. Da ich nach wie vor nicht der Ansicht bin, dass man dieses Buch so einfach auf die Menschheit loslassen kann, werde ich wohl ablehnen müssen.

Mittwoch, März 01, 2006

noch 1. März

In der kanadischen freien Presse CFP findet sich ein interessanter Artikel, der Meinungsfreiheit selbst für Holocaust-Leugner einfordert. Aufhänger ist natürlich das Urteil gegen David Irving. Auch der vielleicht bekannteste englische Männerrechtler „Angry Harry“ ist von Irvings Verurteilung nicht besonders angetan:

„If Jewish folk think that they will benefit from this, they are sorely mistaken.
1. Irving will now be seen as a martyr for free speech - as I now see him - after all, it is his speech that got him imprisoned.
2. Many people - and millions of Muslims - will think that the very fact that he was punished for speaking suggests that there must be something to hide; notably, that the holocaust has been exaggerated.
3. Millions of Muslims will be now be able to argue that it should also be forbidden for Jews to say ... .... whatever! ... ... and they will get angry when Jews say whatever it is.
4. The 'hidden power' of the Jewish lobby has been exposed even more - which will backfire horribly - now that we have the internet, and now that there are millions of Muslims ferreting around for reasons to hit out at Jews.
5. Jewish people will lose more support from those people who believe in free speech. And there are many millions of those.”

Ja, ich könnte mir vorstellen dass das passiert. Insbesondere nachdem Item 5 auf dieser Liste ziemlich genau das ist, was der Zentralrat der Juden in Deutschland bei mir damals mit seinen unablässigen Attacken gegen den Israelkritiker Jürgen Möllemann erreichte. Dasselbe habe ich bei anderen Liberalen beobachtet. Und Leute wie Henryk Broders „Achse des Guten“ oder Sacha Stawskis „Honestlys Concerned“ arbeiten noch heute mit großem Furor daran, dass die Unterstützung der Juden durch Freunde der Meinungsfreiheit weit geringer ist, als sie sein könnte. Etliche Juden, die mit Meinungsfreiheit nicht das geringste Problem haben, fallen hier der Selbstdarstellungssucht und der Selbstgerechtigkeit einiger Weniger zum Opfer.

1. März 2006

Der Londoner Bürgermeister Ken Livingstone wehrte sich für den Moment erfolgreich gegen eine Suspendierung wegen Antisemitismusvorwürfen. Livingstone hatte mit einem jüdischen Journalisten in einem Tonfall gesprochen, der zwar garstig und herablassend war, andererseits zum Beispiel bei vielen deutschen Journalisten zum ganz normalen Umgangston gehört, ohne dass sie deshalb Angst haben müssten, ihren Job zu verlieren. Wie der oben verlinkte FAZ-Artikel erläutert, sehen Beobachter als den eigentlichen Grund für die Attacken auf Livingstone seine Israelkritik und seine Islamfreundschaft – Positionen, die einem in unserer ach so liberalen westlichen Welt schon mal die Existenz kosten können. Der Wiener „Standard“ führt den mutigen Politiker heute als „Kopf des Tages”.