Zürcher Professoren kontern SVP-Kampagne gegen Muslime und Deutsche
Das Böse ist immer und überall. Wo genau, darauf weiß die Schweizerische Volkspartei (SVP) stets eine Antwort: Es seien vor allem Muslime, Schwarzafrikaner und Einwanderer aus Balkanländern, die das Alpenparadies gefährden - und auch Deutsche. Gemeint sind Arbeitnehmer aus der Bundesrepublik, die den Einheimischen die Jobs wegnehmen sollen - vor allem die attraktiven und hochbezahlten Stellen in der Forschung und an Kliniken.
So zumindest verkündet es die Zürcher SVP derzeit in ihrer Kampagne im Vorfeld der Gemeinderatswahlen 2010. "Ausländische Ellbögler drängen an unsere Arbeitsplätze", erklärt die Partei im Schweizer Idiom in einer Anzeige, die am 15. Dezember in der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ) erschien. Schuld seien "arrogante Ausländer" auch an den Mondmieten in Zürich. Und weiter: "Deutscher Filz macht sich breit. Denn Deutsche stellen vor allem Deutsche an - an der Uni und in den Spitälern." Eines der Inserate trägt die Überschrift "Immer mehr ausländische Arroganz!" und ist illustriert mit einem Foto des vormaligen deutschen Finanzministers Peer Steinbrück. (…)
Die Radikal-Rhetorik folgt SVP-Kampagnen in früheren Wahlkämpfen - und ist den Deutschen in dieser Form nur von der NPD oder der DVU bekannt. Nun aber ist Zürcher Professoren der Kragen geplatzt. Am Mittwoch schalteten sie eine ganzseitige Anzeige, ebenfalls in der "NZZ", und finden darin scharfe Widerworte. "Die rassistische und fremdenfeindliche Rhetorik, Ideologie und Politik der SVP torpediert die Ausbildung unserer Jugend, setzt unsere Zukunft aufs Spiel, vergiftet unsere Gesellschaft und gefährdet das, was unsere Stadt und unser Land lebenswert macht: die freundschaftliche Nachbarschaft unterschiedlicher Kulturen", heißt es darin, "wer sich abschottet, hat verloren".
Spiegel-Online berichtet über die Schweizer Zustände.