Montag, Januar 31, 2011

Steinmeier, Merkel, Westerwelle – Wie deutsche Politiker von Diktator Mubarak schwärmten

"Ein Mann großer Weisheit": Deutsche Politiker interessierten sich schon immer mehr für die Stabilität Ägyptens als für die Rechte seiner Bürger - auch wenn sie das heute anders in Erinnerung haben.


Die Süddeutsche Zeitung berichtet. Und auf Spiegel-Online findet man einen Artikel darüber, wie Israel weiterhin jegliche Kritik an Diktator Mubarak tabuisieren möchte. (Und nächste Woche hockt vermutlich wieder Hans-Olaf Henkel bei Sandra Maischberger und behauptet, wie übel der Islam sei, könne man daran erkennen, dass praktisch alle islamischen Staaten Diktaturen wären – ohne dass die Mitschuld des Westens daran auch nur im geringsten in seinem Hirn aufleuchtet.)

Hollstein: "Kritische Beobachtung von Gender Mainstreaming vordringlich" – "Männerbewegung? Nix verstehen!"

Die Quote von Frauen in klassischen Männerberufen ist durch Aktionen wie den „Girls Day“ nicht gestiegen. Die Fähigkeiten der Geschlechter sind unterschiedlich. Es ist eine verquere Strategie, dass es nicht mehr sein darf, dass Frauen Frauenberufe ausüben und Männer Männerberufe. Es wäre vordringlich, sich einmal kritisch anzuschauen, was unter Programmen wie Gender Mainstreaming eigentlich praktiziert wird.


Das Focus-Interview mit Walter Hollstein steht online.

Bezeichnend ist allerdings, dass Hollstein auf die Frage nach einer Männerrechtsbewegung eben nicht auf die verschiedenen Gruppen hinweist, die hier seit Jahren aktiv sind und von denen natürlich auch er weiß, die ihm aber offenbar aus dem einen oder anderen oder wieder einem anderen Grund alle nicht genehm sind und die er deshalb verschweigt. Mit wissenschaftlicher Redlichkeit hat dies wenig zu tun. Insofern habe selbst ich mittlerweile meine Geduld mit diesem Mann verloren. Wer jegliche Unterstützung für die ganz unterschiedlichen Gruppen, die die von Hollstein beklagten Probleme angehen, verweigert, schafft es letzten Endes seit mittlerweile über 20 Jahren über das reine Herumjammern an den gegenwärtigen Zuständen nicht hinaus.

Ehemalige taz-Chefin: Frauen sind zu feige für Karriere

Streit der CDU-Ministerinnen: Ursula von der Leyen ist für eine starre, Kristina Schröder für eine flexible Frauenquote. Diese von ihr als "Zickenkrieg" bezeichnete Debatte bringt die Publizistin Margaret Heckel zum Lamentieren darüber, dass sich nicht alle Frauen widerstandslos hinter die radikalsten Quotenforderungen stellen, so dass die Quoten in den unterschiedlichsten Ländern letztlich immer wieder von Männern durchgesetzt werden mussten. In Heckels Klagelied über das Ärgernis geringfügig voneinander abweichender Meinungen (die Option "gar keine Frauenquote" würde sie wohl vollends verzweifeln lassen) findet sich aber auch eine interessante Passage:

Umso mehr, als demnächst mit Bascha Mikas Buch über Frauen, die angeblich zu feige zur Karriere sind, schon die nächste Frau die Bühne betritt, die auf andere Frauen einschlägt.


Gemeint ist Mikas für nächste Woche angekündigtes Werk Die Feigheit der Frauen, das folgende Position vertritt:

Genug mit dem Geschlechtertheater! Frauen betrügen sich selbst. Geben wir es zu: Wir Frauen haben es vermasselt und pflegen unsere Geiselmentalität. Wir fordern ein eigenes Leben und stolpern doch in die selbstverschuldete Unmündigkeit. Wir reden von Selbstbestimmung und erliegen doch der Faszination traditioneller Rollen. Rhetorisch sind wir emanzipiert, doch in der Praxis versagen wir jämmerlich. Wir ordnen uns unter. Freiwillig. Weil es bequem ist, weil wir Konflikte scheuen, weil wir davon profitieren. Frauen sind zu feige.


Bascha Mika wurde 1994 der EMMA-Journalistinnenpreis verliehen. 1998 veröffentlichte sie über Alice Schwarzer eine kritische Biographie, die Schwarzer auf die Palme brachte. Bis zum Jahr 2009 war sie die Chefredakteurin der "taz".

In der Frankfurter Allgemeinen stößt Melanie Amman anlässlich Mikas Buch ins selbe Horn wie Margaret Heckel: Frauen beschimpfen Frauen.

Hämisch lässt Amman ihren Artikel mit dem Absatz enden:

Wer sich für das Erfolgsrezept à la Mika interessiert, muss nicht nach Pfullingen fahren, sondern nur zum Internet-Buchhändler Amazon surfen: „Das dämliche Geschlecht“ heißt ein Buch von Barbara Bierach von 2006. Die These: „Die akademisch vorgebildete Weiberschaft könnte längst die Hälfte der Chefsessel unter dem Hintern haben, wenn sie endlich handelte.“ Verkaufspreis: ab 0,01 Euro (plus Versandkosten).


Nach dieser verqueren Logik müsste Amman mein Buch "Sind Frauen bessere Menschen?" für die Offenbarung schlechthin halten: das bekommt man bei Amazon erst ab 93,89 Euro. Was die FAZ-Journalistin aber viel mehr wurmen dürfte, ist, dass sich Bascha Mikas Buch schon eine Woche vor Erscheinen bei Amazon sehr günstig positioniert.

Bezeichnenderweise wird Kritik und eine kontroverse Debatte von Publizistinnen immer wieder dann verfemt, wenn es zur Widerrede gegen feministische Positionen kommt. Wenn feminismuskritische Frauen von ihren Geschlechtsgenossinnen geprügelt werden, hört man aus diesem Lager nur vielsagendes Schweigen.

Sonntag, Januar 30, 2011

Norwegen: Die verschwiegenen Schäden der Frauenquote

Wenn der SPIEGEL morgen die Werbetrommel für die Frauenquote nach norwegischem Vorbild schlagen wird und Politik und Medien mal wieder in vertrautem Gleichschritt diesen Weg beschreiten, sollte man einmal einen Blick auf all die Schäden dieser Politik werfen, die der SPIEGEL mit einiger Sicherheit nicht nennen dürfte: Die Frauenquote führte in Norwegen zu einer bizarren Diskriminierung älterer Arbeitnehmer, dadurch weniger sachkundigen Managern, infolgedessen einer schlechteren Performance der betroffenen Unternehmen, einem massiven Karriererisiko für überforderte Frauen sowie dem Phänomen der sogenannten "Goldröcke": einem relativ kleinen Klüngel von Frauen, die etliche Aufsichtsratsposten anhäufen, weil sich jede von ihnen mehrere davon unter den Nagel gerissen hat. Den Unternehmen blieb keine andere Wahl als sich darauf einzulassen, weil sich nicht ausreichend kompetente und führungswillige Frauen fanden, die staatlichen Zwangsvorgaben aber erfüllt werden mussten.

Als ich eben nach diesen Informationen recherchiert habe, war mir klar, dass ich dabei mit der Berichterstattung in deutschen Medien gar nicht erst anzufangen brauche – dort wird die Frauenquote wie auf Befehl seit Jahren nur hochgejubelt. Fündig wird man allerdings zum Beispiel in der einer konservativen Haltung unverdächtigen New York Times, die der Frauenquote zwar ideologisch erkennbar gewogen ist, aber in ihrem ausführlichen Artikel vom 28. Januar 2010 nicht verheimlichen konnte, als was für ein Debakel sie sich in Norwegen bisher herausgestellt hat. Ich zitiere hier einmal die zentralen Passagen:

But as the dust has settled, researchers are grappling with some frustrating facts: Bringing large numbers of women into Norway’s boardrooms has done little — yet — to improve either the professional caliber of the boards or to enhance corporate performance. In fact, early evidence from a little-noticed study by the University of Michigan suggests that the immediate effect has been negative on both counts. And the sixfold increase in women as directors has not yet brought any real rise in the number of women as chief executives.

(...) But the unheralded University of Michigan study, published in September, found that the sharp increase in women as directors significantly reduced the average amount of senior executive-level experience on the boards at 130 of the biggest Norwegian companies. Since 2002, women named to board seats have been, on average, seven years younger than the men they replaced.

(...) “When you suddenly replace 30 percent to 40 percent of your board with inexperienced people, it is easier for those new members to be manipulated — that’s just common sense,” said Ruilf Rustad, a professional investor who has been chairman of at least 20 listed companies over the past 10 years. Although he has worked with female board members for decades, he finds many of the women who have been brought on board since the quota to be unqualified. As a newcomer “it’s not always easy to see what’s going on in a board,” he said, adding that women who rise to boards too soon risk damaging their careers if they fail to perform.

(...) The Michigan study found that as the boards in Norway grew younger and more inexperienced, performance declined.

(...) Meanwhile, the quota law has had other unintended consequences: The “golden skirts,” as Norway’s sought-after businesswomen are known in the media, have taken on multiple boardroom roles. An elite group of 70 women hold more than 300 board seats, according to the Center for Corporate Diversity.


Immerhin wissen wir Deutschen aufgrund der norwegischen Erfahrungen jetzt, was auf uns zukommt – oder könnten es wissen, wenn auch unsere Medien darüber berichten würden.

Professor Hollstein problematisiert Entwertung von Männlichkeit

Der Soziologe und Autor Walter Hollstein (“Was vom Manne übrig blieb”) warnt vor einer Nivellierung der Verhaltensunterschiede zwischen den Geschlechtern. “Bis in die 70er-Jahre hinein sind Männer in der Literatur als weise und stark dargestellt worden. Heute sind sie vor allem Kinderschänder, Kriegsverbrecher oder Trottel”, sagte Hollstein dem Nachrichtenmagazin “Focus”.


Näheres dazu erfährt man hier. Die morgige Ausgabe des FOCUS wird Die Wahrheit über Männer zum Titelthema haben.

Der SPIEGEL und die Frauenquote

Die Verlogenheit einer der bekanntesten deutschen Illustrierten analysiert heute Zettels Raum.

Samstag, Januar 29, 2011

Tagesordnungspunkt 16 c oder so ...

... unserer heutigen Jahresmitgliederversammlung von AGENS war: Wäre schön, wenn wir auch eine Präsenz auf Facebook hätten. Voila.

Na guck

Unter dem Handelsblatt-Artikel von Kristina Schröder fehlen plötzlich sämtliche Kommentare. Die Bürger reagierten durchgehend kritisch bis ablehnend auf das Vorhaben der Ministerin.

Während ich volles Verständnis dafür habe, dass ein Blog seinen Kommentarbereich grundsätzlich schließt, weil die zeitlichen Kapazitäten zum Trolle jäten fehlen, erscheint das Löschen des kompletten Kommentarstrangs unter einzelnen Artiklen dubios. Die damit verbundene Botschaft lautet: "Darüber wird gefälligst nicht diskutiert! Das ist alternativlos."

Freitag, Januar 28, 2011

"Ich weiß einen Trick, tritt Papa in den Schritt!"

"Hinter meinem Schreibtisch" ist kein Blog, in dem nicht auch die Argumente des politischen Gegners zu Wort kommen sollen. Deshalb verweise ich heute gerne auf einen aktuellen Text der Rosa Antifa Wien:

Heul doch, Papa!
Egalitäre Rhetorik – antifeministisches Programm: Wie Väterrechtler* den Kampf ums Patriarchat führen

"Wir Väter wollen mehr Verantwortung für unsere Kinder übernehmen." So lautet der Beginn des Aufrufs zur "Daddy's Pride", einer "Europaweiten Demonstration für Väterrechte", die am 12. Juni 2010 in Wien stattfinden soll. Was wie ein guter Vorsatz klingt ist tatsächlich ein harmlos verpackter Versuch von Männern, (wieder) mehr Macht in Beziehungen zu erlangen.

Hauptziel der Kritik der im Selbstmitleid versinkenden Väterrechtler* sind Mütter, vor allem jene, "die Väter aktiv ausgrenzen" würden. Unterstützt würden diese durch eine Rechtssprechung, die ihnen vermeintlich eine allmächtige Position verschaffe – und die Väter mit Ohnmacht zurücklasse. Beklagt wird überhaupt viel: Zermürbende Verfahren, fiese Richter_innen, miese Rechtslage und vieles andere mehr. Denn eine Rolle haben die selbsternannten Vertreter der "aktiven Väter" gut eingeübt: Die des Opfers.


Hier geht es gruselig weiter.

Donnerstag, Januar 27, 2011

Männer in TV-Serien: Abschied von der Lusche

Der Mann muss keine Telenovela-Lusche mehr sein, sondern der Trend in der Fiction geht zum Mann mit Ecken und Kanten.


Ein Fundstück aus einem Interview von Serienjunkies.de mit Bora Dagtekin, dem Autor von "Türkisch für Anfänger" und "Doctor's Diary".

Klimawandel: Apokalyptische Warnungen können kontraproduktiv sein

Warum gibt es dermaßen viele "Klima-Skeptiker", obwohl sich sämtliche renommierten Klimaforscher bei diesem Thema grundsätzlich einig sind? Das Wissenschaftsblog "Research Digest" hat dazu eine interessante neue Studie über die menschliche Psychologie aufgetan:

Many people believe implicitly that the world is fair, that bad things by and large don't happen to good people. When presented with evidence to the contrary, they ignore or downplay it. According to Matthew Feinberg and Robb Willer, this is exactly what happens when such people are presented with dire warnings about global warning.

Feinberg and Willer had 97 undergrads read one of two versions of a newspaper-style article about global warming and its likely consequences. Both articles began in the same way with findings reported by the United Nations Intergovernmental Panel on Climate Change, but then one of them went on to describe apocalyptic consequences whereas the other was more upbeat and described potential technological solutions.


Hier geht es weiter.

"Böse Mädchen" am Trafalgar Square: Teenagerin trat Homosexuellen tot

Ein weiterer Einzelfall veranschaulicht das Problem steigender Frauen- und Mädchengewalt:

A former public schoolgirl who kicked and stamped on a gay civil servant during a deadly homophobic attack was jailed for seven years for his manslaughter. Ruby Thomas, 19, hurled obscene abuse at 62-year-old Ian Baynham during the drink-fuelled assault in London's Trafalgar Square in September 2009. Mr Baynham died 18 days later in hospital. Police found his blood smeared on Thomas's handbag and the ballet pumps she was wearing as she kicked him.


"Ballet Pumps"? Ein "public schoolgirl", also ein Mädchen aus der Oberschicht? Das hatten wir so auch noch nicht.

Hier geht es weiter.

Viele andere britische Medien berichten. Reich an Fotos ist zum Beispiel der Artikel im Daily Mirror, wo es über das Verbrechen heißt:

The teenager, who had been drinking for hours with two friends near their South London homes, launched her attack when the 62-year-old reprimanded her for her insults in front of tourists in London in September 2009.

Her friend Joel Alexander, then 18, punched Mr Baynham to the ground, and Thomas grinned as she stamped on the victim’s face ‘with all her might’, kicking him repeatedly with ‘great gusto’, before leaving him to die.

(...) After the attack, the killers were seen entering a lift. Thomas giggled and danced as her friend Rachael Burke, then 17, applied make-up.

The next day, Thomas, who had attended £12,000-a-year Sydenham High School for Girls, joked about the killing on Facebook.

"Ehefrau will Sex – Mann ruft Polizei"

Hier hatte ich auf die für viele sicher überraschenden Statistiken hingewiesen, was sexuelle Gewalt von Frauen gegen Männer angeht. Wie das im konkreten Einzelfall aussehen kann, schildert das Oberbayerische Volksblatt. Bemerkenswert ist, dass durch die idiotische Überschrift und die ironisierende Einleitung ("Es müssen schlimme Qualen gewesen sein") der Fall in leider typischer Weise als ulkige Klamotte präsentiert wird, was bei vertauschten Geschlechterrollen undenkbar gewesen wäre. (Und natürlich sind es nur wir angeblich so stockreaktionären Männerrechtler, die auf so etwas aufmerksam machen.)

Warum werden Väterrechtler wie Terroristen behandelt?

Unter der Schlagzeile "Väterverein unter Terrorverdacht" berichtete gestern der ORF über die neuesten Kapriolen der väterfeindlichen Justiz. Vorhersagbarerweise geht die Nummer aus wie das Hornberger Schießen: Konkrete Verdachtsmomente können die Ermittler den ORF-Reportern nicht nennen; das Verfahren wird schließlich eingestellt. Dass gegen "diese Väterrechtler schon mal wegen Terrorverdacht ermittelt" worden sei, wird bei vielen Zuschauern hängenbleiben.

Lamya Kaddor: Diskriminierung muslimischer Schüler keine Seltenheit

In der Schule diskriminiert? Moment mal! Ich denke, wir Lehrer sind immer die Opfer? Das sieht man doch immer wieder im Fernsehen.

Nun, neulich traf ich einen ehemaligen Schüler, den ich an meiner ersten, mittlerweile geschlossenen Schule unterrichtet hatte. Wir kamen ins Gespräch und plauderten über alte Zeiten. Irgendwann fielen Namen von diesem und jenem Lehrer. Und plötzlich meinte er, Frau X sei eine …. Ich hakte nach und er sagte, Frau X habe ihn als eine „Beleidigung für die Menschheit“ bezeichnet oder mehrfach als „dummen Türken“ und „kriminelle Penner“ beschimpft. Eine Mitschülerin habe sie „Türkenschlampe“ genannt. Das alles sei mitten in der Schule und vor Mitschülern passiert. Was er mir erzählte, schockte mich – allerdings nur bedingt. Denn ähnliche Schilderungen wurden mir früher schon aus anderen Schulen im Bundesgebiet zugetragen – aus Grundschulen ebenso wie aus weiterführenden Schulen. Dezidierte Studien zu diesem Phänomen sind mir zwar nicht bekannt, aber hin und wieder liest man auch in einzelnen Berichten davon. Seitdem bin ich für das Thema sensibilisiert. Offenbar klagen Schüler nicht selten darüber, aufgrund ihrer ethnischen Herkunft oder ihrer religiösen Zugehörigkeit ausgerechnet vom Lehrpersonal offen angefeindet zu werden. Die Attacken richten sich demnach wohl vor allem gegen männliche Schüler mit Migrationshintergrund.


Hier findet man Lamyas vollständigen Artikel – für Leute mit Interesse am Thema sehr lesenswert.

Justizministerin warnt vor Kulturkampf

FDP-Politikerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat Vorurteile über Muslime in Deutschland beklagt. Sie befürchtet einen Kampf der Kulturen.


Die Welt berichtet.

Mittwoch, Januar 26, 2011

Islamophobie: Attacke auf Polizisten

Es wird wirklich von Tag zu Tag irrer ...

Auf unglaublich aggressive Weise hat ein Ausländerhasser (67) im Olympiadorf einen aus Marokko stammenden Polizisten während eines Einsatzes angegriffen.

Der Beamte der PI 43 (Olympiapark) wollte abends mit Kollegen einer Frau helfen, die einen Schwächeanfall erlitten hatte. Da schoss der giftige Opa gegenüber plötzlich aus seiner Wohnung und beschimpfte den völlig überraschten Polizisten (34): „Drecks-Moslem! Islamistischer Polizeispitzel. Ab nach Tunesien, da wo Du hingehörst...!“


Hier geht es weiter.

via

"Methodisches Erschießen von Jungen" angeprangert

The deliberate injury of the limbs of 23 boys by high velocity weapons has been logged and described by Defence for Children International – Palestine Branch (DCI-P) since March 2010. Some of the facts have been published in national newspapers. These barbarous acts contravene international and national law but there are no judicial responses. (...) Political leaders have failed to act.


Global Research berichtet unter Bezugnahme auf Amnesty International, Defence for Children International und die israelische Zeitung Haáretz. Da als Opfer speziell Jungen ausgewählt werden, könnte das sogar ein Thema für eine internationale Männerbewegung sein, aber dann würde man uns vermutlich eh nur Antisemitismus vorwerfen.

Gemotze wegen "muslimischem Batman" hält an

Bilal Asselah wird in dem Comic irrtümlicherweise festgenommen und von der Polizei verprügelt. Dank des Einflusses seiner Mutter, einer frommen Muslimin, unterdrückt er aber jedes Hassgefühl. Unter seiner Maske und im schwarzen Anzug von "Nightrunner" wird er vielmehr zu einem Superhelden, der entschlossen ist, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen.

Konservative US-Bürger sehen in diesem muslimischen Helden freilich nur einen neuen Ausdruck der "political correctness". Zu einem Zeitpunkt, "wo junge Muslime Frankreich terrorisieren und der muslimische Terrorismus die ganze Welt überfällt" stifte dieser "Batman"-Comic Verwirrung in den Köpfen, meint Huston. Der Blog "Angry White Dude" empfiehlt dem Herausgeber des Comics, "den Muslim Nightrunner mit neuen Kräften auszustatten". Er solle beispielsweise Frauen bis zur Gürtellinie eingraben und ihre Köpfe mit Felsbrocken zertrümmern, schlägt er unter Anspielung auf Steinigungen in muslimischen Ländern vor.


Wie lange es wohl dauern mag, bis die ersten schwarzen Superhelden wegen den Zuständen in manchen afrikanischen Diktaturen angefeindet werden?

Der Standard berichtet.

Dienstag, Januar 25, 2011

Warum Obdachlosigkeit Frauen stärker als Männer trifft

Geschätzte 90 Prozent aller Obdachlosen sind männlich. Warum das so ist, wird weder erforscht, noch politisch zum Thema gemacht. (Wenn in den Firmenvorständen weit überwiegend Männer sitzen, ist das in unseren Medien hingegen ein Dauerbrenner und unhinterfragt ein Zeichen für Diskriminierung.) Schon in meinem Buch "Sind Frauen bessere Menschen?", mittlerweile auch schon über zehn Jahre her, hatte ich darauf aufmerksam gemacht, dass sich hierzulande das einzige geschlechterspezifische Hilfsprogramm für Obdachlose selbstverständlich um die Frauen unter ihnen dreht. Jetzt berichtet CNN über das Hilfsprogramm "Woman of Means", das sich in den USA ebenfalls allein um die Frauen unter den Obdachlosen kümmert.

Die CNN-Journalistin Danielle Berger fragt die Gründerin dieses Programms, was der Grund für diesen Sexismus ist. (Berger nennt es natürlich nicht Sexismus, Sexismus benachteiligt Frauen.) Sie erhält folgende Antwort:

There are so many things that women have to deal with more so than men do - reproductive years, and then mammograms, then menopause. A lot of women's health is preventive care, and if women lose out on those screening tests, their lives are in danger.

In the world of homelessness, there are lots of emotional issues, psychiatric issues, women who have been beaten up so many times they can't connect the dots. They don't have an address. They don't have a phone. They're all sitting in a shelter together, but they're not necessarily friends. There's not a common bond of, "We're all in this together." Everybody is struggling. Everybody's isolated. Everybody's miserable.


Noch einmal auf deutsch – folgende Probleme belasten obdachlose Frauen im Gegensatz zu obdachlosen Männern stark:

- Ihre Gesundheit wird zu einem großen Teil durch Vorsorgeuntersuchungen geschützt, und wenn man diese verpasst, könnte das lebensbedrohlich sein.
- Obdachlose Frauen haben oft emotionale und seelische Probleme.
- Obdachlose Frauen sind vom Leben ganz schön fertig gemacht worden.
- Obdachlose Frauen haben keine Adresse.
- Obdachlose Frauen haben kein Telefon.
- Obdachlose Frauen sitzen oft in derselben Notunterkunft, ohne miteinander befreundet oder durch das Gefühl verbunden zu sein "Wir stecken alle zusammen in diesem Schlamassel."
- Obdachlosen Frauen geht es ganz schön mies.

Junge, wenn ich diesen Schwachsinn lese, ist mir der unverblümte Sexismus in Meredith Haafs berühmtem Slogan "Heul doch und kauf dir 'nen Dauerlutscher oder was soll man sonst zu den armen Mann-Opfern sagen" fast schon lieber. Die Einstellung dahinter ist jedenfalls dieselbe: Wir kümmern uns um das wertvollere Geschlecht, basta. Die haarigen Nutztiere sollen mal schön selber sehen, wie sie zurechtkommen.

Britisches Parlamentsmitglied fordert zu Männerrechtsbewegung auf

Dominic Raab, für die Partei der Torys im britischen Parlament, ist genervt von "feministischer Heuchelei" und der Benachteiligung der Männer. Seiner Einschätzung nach müssten Männer, ähnlich wie die Feministinnen der sechziger Jahre symbolisch ihre BHs verbrannt haben sollen, ihre Unterhosen verbrennen. Die Daily Mail berichtet:

Dominic Raab, a new MP tipped for high office, said men were getting a ‘raw deal’ from the cradle to the grave following years of anti-discrimination legislation favouring women.

He pointed out women in their 20s are now paid more than their male peers, who work longer hours, retire later and die earlier.

(...) He said men were blamed by society for the banking crisis, discriminated against by parental leave rules which favour women who want time off and ignored by the courts when relationships break down and they seek custody of their children.

Mr Raab suggested men should rise up against what he called the ‘equality bandwagon’, which has pitted them against women since the 1960s, likening the cause to that of the Suffragettes.

(...) ‘Take the gender pay gap. The fascinating thing is just how sexist its champions have become,’ he said. ‘It is almost taboo for a man to question the assertion that the rapidly dwindling pay gap is the result of discrimination, rather than genuine choice,’ he said. ‘Yet, research shows the pay gap has halved since the 1970s. Office for National Statistics data in December showed that, since 1997, the difference between full-time median earnings has fallen from 17 per cent to 10 per cent – and the shrinkage is accelerating. According to research for the Institute for Economic Affairs, women in their 20s earn one per cent more than men, single women a shade more. Gay men earn more than straight men, lesbian women more than heterosexual women. Does that sound like a society riddled with discrimination? Meanwhile, pay is just one of the terms of employment. Men work longer hours, enjoy their jobs less, commute further and are more likely to get the sack.’

Mr Raab said Britain now had some of the toughest anti-discrimination laws in the world, but was ‘blind to some of the most flagrant discrimination – against men’.


Ich bin gespannt, wann endlich einer von den Schnarchnasen im Deutschen Bundestag in ähnlicher Weise aus den Puschen kommt. Natürlich gäbe es einen Shitstorm von den deutschen Medien, aber inzwischen auch massive Unterstützung von vielen Wählern.

Weitere britische Medien, die über Dominic Raab berichten (im Vergleich zu deutschen Verhältnissen in der Geschlechterdebatte übrigens erstaunlich sachlich), sind die BBC, der Daily Star, der Telegraph, der Express sowie der London Evening Standard. Vielleicht wäre deutschen Politikern so starke mediale Aufmerksamkeit schlicht zu viel ...

Montag, Januar 24, 2011

Aktuelle Studie: Führungspositionen machen nur Männer glücklich

Warum gibt es so viel mehr Männer in den Führungsetagen der Wirtschaft? Liegt es, wie ständig behauptet und nie nachgewiesen, an einer "gläsernen Decke" – oder nicht doch eher an etwas ganz Profanem?:

Bei Männern hängt die persönliche Zufriedenheit stärker von der beruflichen Stellung ab als bei Frauen. Zu diesem Schluss kamen zwei Wissenschaftlerinnen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Wayne State University in den USA nach der Auswertung von repräsentativen Daten von mehr als 20.000 Menschen, wie der "Spiegel" berichtet. Männer in Führungspositionen waren demnach zufriedener als Männer mit weniger herausgehobenen Jobs. (...) Bei Frauen ließ sich eine derartige Hierarchie demnach nicht feststellen. Der Grad der Zufriedenheit variierte nicht zwischen Frauen mit Managerpositionen, einfachen Angestellten oder Hausfrauen.


Vor diesem Hintergrund darf man bezweifeln, dass Zwangsquotierungen, wie aktuell mal wieder von Ursula von der Leyen angedroht, eine geeignete Maßnahme darstellen. Nicht zuletzt gilt hier, was Margaret Heckel über die Quote in der Politik ausführt:

In allen Parteien mit Quotierungen steigt der Anteil der Frauen bis exakt zu diesem Wert – und stagniert dann. Durchbruch sieht anders aus.


Eben. Die Quote kann eine Maßnahme sein, praktisch allen Frauen eine Führungsposition zu verschaffen, die überhaupt daran interessiert sind – wobei Nebensächlichkeiten wie Kompetenz egalisiert werden. Aber der oft verkündete Effekt, die Quote würde mehr Frauen zu entsprechenden "Karrieren" mitreißen, stellt sich gerade nicht ein. Die meisten Frauen sind deutlich weniger motiviert dazu als die meisten Männer.

Lässige Mode für Muslime

Melih Kesmen trägt sein Glaubensbekenntnis auf der Brust. „I love my prophet“ (übersetzt: Ich liebe meinen Propheten) steht auf seinem T-Shirt. Als im Jahre 2006 der Streit um die Mohammed-Karikaturen eskalierte, ließ der Wittener nur diese vier Worte auf ein Shirt flocken. Mittlerweile hat er tausende davon verkauft.

Aus einem ganz persönlichen T-Shirt ist ein Modelabel geworden, das in der ganzen Welt angesagt ist. Und wie jede Mode, stehen auch Melih Kesmens Shirts, Kappen und Taschen für ein Lebensgefühl: Es sind insbesondere junge, gebildete Muslime, die seine Mode tragen. Muslime, die auf lässige, unverkrampfte Art zu ihrem Glauben stehen – und sich von Fanatikern ebenso distanzieren wie von den Menschen, die den Islam verteufeln.

(...) Kesmen ist ein Ruhrpott-Junge. Statt von der Arbeit spricht er von der „Maloche“, Terroristen, nennt er „Typen, die total krank und krass drauf sind“. Um dann zu erklären: „Das Schlimmste ist doch, dass ich all den Menschen, die mich so angsterfüllt angucken am liebsten ins Gesicht schreien würde: ‚Hey, ich hab’ genauso große Angst wie ihr, dass irgend so ein Bekloppter kommt und ich mit meinem Hintern in die Luft fliege’.“ (...) Wenn er Vorträge hält, dann bekommt er Applaus, wenn er vom Islam als „gekidnappte Religion“ spricht. Einer Religion, „die von wenigen Fanatikern für ihre Ziele benutzt wird.“


Der Westen berichtet ausführlich.

US-Studie: 90 Prozent aller Programme zur Erziehung über häusliche Gewalt fallen durch

A report released today by Stop Abusive and Violent Environments (SAVE) shows nearly all federally-funded domestic violence education programs fail to meet minimum standards of accuracy, balance, and truthfulness. "At most one in 10 domestic violence training, education, and public awareness materials and programs are accurate, balanced, and truthful," reports SAVE.

(...) This distorted view of domestic violence has left many abused men with nowhere to turn. "One crisis call from an older gentleman will always stick out in my mind," recalls Lindi Jo Hall, a former hotline worker writing on facebook. "He was ashamed to go and file a police report, for fear of being belittled or looked down on by local police. His wife had broken his arm by twisting one too many times behind his back."

"My brother's ex showed a tape in divorce court of her beating on him. My brother has his hands on the car doing nothing. He comes home with bruises, and the court did nothing to her," wrote Kris Zegota, also on facebook. "Tell me, if it was reversed, would the man not be the worst thing to walk the earth? That is what our males have to endure now."


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Deutschlands renommierteste Islamexpertin im Interview

Auf der einen Seite bin ich natürlich irritiert, wenn ich mich an einem Tag über Henryk M. Broder, am nächsten Tag über Thilo Sarrazin und am dritten über Alice Schwarzer äußern soll, die nun alle keine Islamkenner sind, aber ganz laut feste und negative Meinungen über den Islam verkünden.


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Bezeichnendes TV-Experiment: Arbeitsverteilung im Haushalt

Freitagabend. RTL. "Typisch Frau – typisch Mann"

Ein Element der Sendung: Bei einem zufällig für eine Stichprobe herausgegriffenen Ehepaar soll die Verteilung der Hausarbeit ermittelt werden.

Frau vor dem Experiment: "Ich erledige 99% des Haushalts"
Mann vor dem Experiment: "Ich erledige 20% des Haushalts"
Kinder vor dem Experiment: "Papa liegt immer nur faul rum."

Tatsächliches Ergebnis, nachdem das Ehepaar über im Haus verteilte Kameras beobachtet wurde:

Frau: erledigt 53% des Haushalts
Mann: erledigt 47% des Haushalts

Soooo typisch ... :D

Sonntag, Januar 23, 2011

Wie sich Thomas Gesterkamp als Rechter entpuppte

Offener Leserbrief:

Sehr geehrte Damen und Herren,

in der aktuellen Ausgabe Ihrer Zeitschrift Switchboard (Nr. 193, Herbst/Winter 2010, S. 49) versucht Thomas Gesterkamp einmal mehr, prominente Vertreter der Männerrechtsbewegung als "rechts" einzuordnen, weil diese mit "islamophoben Parteifunktionären" zusammenarbeiteten.

Unabhängig vom Wahrheitsgehalt seiner Aussage verwundert die Art der Argumentation, da Thomas Gesterkamp selbst einen Beitrag in der aktuellen Ausgabe von Alice Schwarzers "Emma" veröffentlichte. Alice Schwarzers eigene islamfeindliche Haltung ist kein Geheimnis (vgl. hierzu etwa Bühl, Achim: Islamfeindlichkeit in Deutschland, VSA 2010, S. 155f.). So machte das multikulturelle Frauenmagazin "Gazelle" in einem offenen Brief an Alice Schwarzer darauf aufmerksam, dass diese "die Basis für einen aktuell salonfähigen kulturellen Rassismus" lege. Schwarzer geht sogar so weit zu behaupten, die Islamisten "werden vermutlich leider nicht mehr mit nur demokratischen Mitteln zu stoppen sein".

Legt man Gesterkamps eigene Argumentation zugrunde, rückt ihn seine Zusammenarbeit mit Islamophoben wie Alice Schwarzer klar ins rechte Lager. Ich wäre Ihnen daher sehr dankbar, wenn Sie den Lesern Ihrer Zeitschrift die Artikel von Rechtsauslegern wie Gesterkamp zukünftig ersparen könnten.

Mit freundlichen Grüßen

Arne Hoffmann


Bislang war Gesterkamp nur "eine gefährliche Verniedlichung des Rechtsextremismus" zur Last gelegt worden. Ich bin schockiert, wie sich dieser Mann entwickelt, und kann mich als Männerrechtler nur scharf von ihm distanzieren.

FYRB.

Mütter entführen ihre Kinder häufiger

Mal wieder eine Meldung aus der Schweiz:

Mütter entführen ihre eigenen Kinder häufiger ins Ausland als Väter, nämlich in fast drei von vier Fällen (71 Prozent). Das ist der Statistik der Zentralbehörde zur Behandlung internationaler Kindesentführungen im Bundesamt für Justiz (BJ) zu entnehmen.


Hier geht es weiter.

Samstag, Januar 22, 2011

Ministerin von der Leyen knallt mal wieder durch

MANNdat sagt dazu alles Notwendige hier.

Freitag, Januar 21, 2011

Wie sich die Sarrazins als Opfer inszenieren

Einige Leute finden "die Kampagne" gegen die Sarrazins "zum K*****", wie sie uns schreiben. Sie sind dabei vornehm genug, das ausgeschriebene Wort Kotzen zu vermeiden, gehen ansonsten allerdings wenig zimperlich um mit Abschaum und Gesocks, also vor allem Ausländern und Journalisten, obwohl ja, darauf vergisst kaum einer hinzuweisen, es in Deutschland von der Kanzlerin persönlich angeordnete, politisch korrekte Lese-, Rede- und sogar Denkverbote gibt. Sarrazins können also hoch erfreut feststellen, dass derselbe Trick auch zweimal funktioniert, und so machen sie sich dran, ihre ersten Millionen zu vermehren, nach dem gleichen Muster wie beim ersten Mal ...


Wie dieses Muster aussieht, wird hier analysiert.

Essen Schweizer wirklich Katzen?

Auf der Titelseite der Berliner Zeitung findet man heute die Schlagzeile "Schlimmer Verdacht: Schweizer essen Katzen". In dem dazugehörigen Artikel heißt es:

„Ich halte die Beschuldigungen für falsch. Die Polizei sieht keinen Grund einzugreifen, die Katzen sind nicht einmal vermisst gemeldet“, sagt Meier. Doch die Reaktionen auf den Artikel können unterschiedlicher nicht sein: „Viele Anrufer beschwerten sich über den tierverachtenden Artikel. Andere jedoch sagten, sie würden gern auch mal Katzenfleisch probieren“, staunte Meier.


Meiner persönlichen Einschätzung nach essen Schweizer natürlich keine Katzen. Entsprechende Gerüchte sind vermutlich eine reine Provokation, um verstärkt auf die Katzenproblematik aufmerksam zu machen. Schweizer essen Pudel.

Donnerstag, Januar 20, 2011

"Sexueller Missbrauch an einem Kind"

Monika Ebeling erzählt eine aufwühlende Geschichte von sexuellem Missbrauch.

Alice Schwarzer "fehlt leider das primitivste Grundwissen"

Das Deutschlandradio reflektiert noch einmal die Rolle der Medien beim Kachelmann-Prozess.

Valerie Solanas neu aufgelegt

Valerie Solanas "Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer", in dem unter anderem gefordert wird, dass die Mitglieder des anderen Geschlechts als "wandelnde Fehlgeburten" möglichst "unauffällig, schnell und schmerzlos vergast" werden sollten, ist seit September 2010 in einer Neuauflage bei einem weiteren deutschen Verlag erhältlich.

Astrid von Friesen: "Ich trete immer noch für Frauen ein"

Die Freie Welt hat die feminismuskritische Paar- und Traumatherapeutin Astrid von Friesen im Interview.

(Sorry für diese schnell hingeworfenen Beiträge - ich sitze gerade an einer längeren Sache für AGENS und komme deshalb nicht richtig zum Bloggen.)

Mittwoch, Januar 19, 2011

Neue Studie: Deutschlands Frauen bringen's immer noch nicht

Einer aktuellen Untersuchung zufolge sind die allermeisten Frauen unseres Landes noch immer unwillig oder unfähig eine herausragende Führungsposition einzunehmen. Deshalb wird zunehmend intensiver diskutiert, Angehörige des weiblichen Geschlechts per Quote zu inthronisieren. Frauen in anderen Ländern (etwa in der Türkei) sind jedoch auch ohne Quote deutlich erfolgreicher.

Etliche Medien berichten, darunter Die Welt. Natürlich geschieht dies in der Regel unter stark ideologisierter Perspektive ("Frauen erhalten keine Chance" etc.). Als Anfang letzten Jahres dasselbe Ritual stattfand, sagte in der FAZ bereits Julia Löhr alles Notwendige dazu.

Dienstag, Januar 18, 2011

Neuer Sarrazin-Konflikt schaukelt sich weiter hoch

Die Verabschiedung der 6. Klassen aus der Reinhold-Otto-Grundschule im Berliner Westend sollte ein schönes Fest werden, mit Reden, Musik und Sketchen. Sechs Kinder trugen im Sommer 2008 Erinnerungen an ihre Grundschulzeit vor. Als letztes kam in der überfüllten Aula ein Mädchen an die Reihe. Es stand auf der Bühne und griff sich selbstbewusst das Mikrofon:

"Die Schule machte mir sehr viel Spaß, außer im Fach Deutsch, denn meine Lehrerin war sehr streng, und vor allen Dingen schrak ich manchmal zurück, wenn sie so laut schrie, dass ihr Kopf leicht rot anlief."

Ursula Sarrazin, ihre Deutschlehrerin, saß im Saal mit versteinerter Miene. Einige Tage zuvor hatte der Klassenlehrer, der ihren Text vorher gelesen hatte, noch abends bei den Eltern des Mädchens angerufen und gedrängt, die Passage abzuschwächen oder wegzulassen. Die 13-Jährige weigerte sich und sorgte damals für einen kleinen Eklat.


Mit dieser kleinen Anekdote eröffnet heute Spiegel-Online einen ausführlichen Artikel zu diesem Thema. Und auch darine rfährt man, dass die Anhängerschar des Berliner Paares so reagiert, wie man es von ihr erwartet:

In der Grundschule wie auch bei Eltern trafen Schmäh- und Drohbriefe gegen Sarrazin-Kritiker ein. Man wolle "mehr Sarrazins" und "weniger Türken" an der Schule, heißt es da. Nach einer Drohung gegen den Schulleiter, der seine prominente Lehrerin seit längerem kritisiert, kam sogar der Staatsschutz. Zwei Beamte inspizierten die Computer im Sekretariat der Grundschule und sahen E-Mails durch, "um die Bedrohungslage einzuschätzen". Die Schulaufsicht stellte Strafanzeige. Lehrer rieten ihrem Chef, früher nach Hause zu gehen, um einem möglichen Angriff zu entgehen.

Auch der Vorsitzende des Berliner Landeselternausschusses, Günter Peiritsch, bekam den Zorn der Sarrazin-Fans zu spüren. Peiritsch hatte die Vorwürfe von Eltern in Interviews öffentlich gemacht und wird nun bezichtigt, sich in dieser "Schmierenkomödie" als "nützlicher Idiot" missbrauchen zu lassen. Eigentlich gehe es um Herrn Sarrazin, weil der so viel "völkischen" Zuspruch erhalte. "Man sollte immer an die Auswirkungen seines Handelns denken", heißt es in einem Drohbrief, "auch Sie haben eine Familie, die Ihren Schutz braucht."


Auf diese Weise zeigt sich leider immer wieder die Rechte in Deutschland: Sie eröffnet mit irgendwelchen Unsäglichkeiten, krakeelt, sobald diese zurückgewiesen werden, mit "Man wird doch noch mal sagen dürfen!" und "Zensur!" – und sobald sich die Vertreter einer Gegenposition selbst zu Wort melden, heißt es "Fresse, oder du bekommst eins aufs Maul!" Gerade als liberaler Autor, der auch zu stramm konservativen Medienmachern Kontakte hat, betrachte ich dieses Spektakel seit mittlerweile mehreren Jahren. Die Theorie einer spezifisch linken "Tugenddiktatur" lässt sich nicht halten – die Rechte würde sich noch schlimmer aufführen, wenn sie an der Macht wäre. Nur hätte das dann mit "Tugend" überhaupt nichts mehr zu tun.

Aber auch zum Thema "Redeverbote" weiß der Spiegel-Online-Artikel Erhellendes zu berichten:

Berlins Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD), der Thilo Sarrazin als langjährigen Finanzsenator gut kennt, nahm das Problem lange nicht in Angriff. Obwohl der Konflikt in internen Vermerken etwa als "Störung des sozialen Friedens" bewertet wird. Allerdings folgenlos. Stattdessen wurde ein Beamter, der Ursula Sarrazin versetzen wollte, auf einen anderen Posten abgeschoben. Direktor, Lehrer, Schulaufsicht - alle sind angewiesen zu schweigen. Nur Ursula Sarrazin darf sich weiter zu Wort melden.


Dass Jürgen Zöllner unwillig oder unfähig ist, sich diesem Problem zu widmen, wundert mich im übrigen nicht. Ich hatte früher schon Gelegenheit, diesen Mann kennzulernen: als Präsidenten der Universität Mainz. Wenn der Mann zuständig ist, das sage ich mal kühn voraus, dann wird sich dieser Konflikt noch lange Zeit hinziehen.

"Goethe war Araber"

Goethes „West-östlicher Divan“ ist antisarrazinisch, weil dies kein Buch der Spaltung ist, sondern ein Großwerk des Dialogs. Im Einfühlungsvermögen in die islamische Kultur ist Goethe ein Gigant.


In der inzwischen bestimmt auch schon irgendwo als linksgrüngutmenschlich verdammten Frankfurter Allgemeinen glänzt heute der Schriftsteller Thomas Lehr mit einem Artikel, der schon rein sprachlich ein Genuss ist. Eine Kostprobe:

Allen Ernstes: Man kann, wenn man Sarrazins „Bilanz“ (Thilo Sarrazin: Ich hätte eine Staatskrise auslösen können) liest, nicht mehr ernst bleiben. Mir ist angesichts dieses peinlichen Auflagenstolzes, den schamlos vorgetragenen Proselyten-Anekdoten, dem realsozialistischen Gerede von „99 Prozent“ positiver Reaktionen und den mathematisch erstaunlichen „endlosen Zahlen“ von Autogrammen nach einer Portion Heiner-Müller-Zynismus zumute, der auch schon einmal die Islamisierung kommen sah und sich darauf freute, endlich einen Burnus zu tragen, vier Ehefrauen zu haben und den ganzen Tag Wasserpfeife zu rauchen. Kamele (Sarrazins Gegner) haben wir ja schon ausreichend und Sand, den es in die Augen zu streuen gilt, türmt sich vorm Bundespräsidialamt genügend auf, wo wahrscheinlich in den Kellern schon Unmengen grauer Kopftücher genäht werden. Nur der Sarrazin-Gessler-Hut stört mich noch in der aufblühenden Wüste, die alberne Idee nämlich, dass ein jeder, der sich mit Migration oder dem modernen Islam beschäftigt, das Gebräu aus Statistik, Ressentiments und Paranoia aus dem Hause Sarrazin gelesen haben sollte – der Koran ist ungleich poetischer, großartiger und interessanter und seine Polemik hat dagegen wahre Raffinesse.


Wegen Inhalt und Stil erhält der vollständige Artikel von mir eine klare Leseempfehlung – nicht nur für Germanisten.

Lesermail (Twitter)

Ich bin gebeten worden, in diesem Blog auf die Existenz der Twitter-Kanäle von Agens sowie der Maskulisten aufmerksam zu machen, was ich hiermit tue. (Ich selbst komme allerdings nicht dazu, mich Twitter intensiver zu widmen.)

Elternproteste gegen Ursula Sarrazin werden schärfer

Die Sarrazins bleiben bei ihrem Vorwurf, Ursula Sarrazin werde für das Machwerk Ihres Mannes Thilo in Sippenhaft genommen. Aber die Opfernummer überzeugt immer weniger:

Gegen diese Darstellung spricht, dass sich weitere Eltern melden, die berichten, dass ihre Kinder bereits unter Frau Sarrazin gelitten hätten, als ihr Mann noch nicht prominent war. So liegt dem Tagesspiegel ein Elternbrief vom Juni 2002 vor, der an die damalige Oberschulrätin Marcks gerichtet war. Darin beklagten die Eltern „persönliche Diffamierungen“ der Kinder durch die Lehrerin. Zudem drohten die Eltern in dem Brief mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde. Weiter heißt es: „Uns sind in zwei konkreten Fällen körperliche Übergriffe einem Schüler gegenüber zur Kenntnis gekommen.“ Die „Dynamik“ der Situation lasse befürchten, „dass diese Geschehnisse eskalieren. Das Verhalten unseren Kindern gegenüber definieren wir inzwischen als eine subtile Form psychischer Gewalt“, schrieben die Eltern.

Ursula Sarrazin sagte gestern, alle damaligen Vorwürfe seien geprüft worden. Das Ergebnis sei gewesen, „dass nichts dran war. Ich habe keine Fehler gemacht!“, betonte sie. Der Wechsel zur Reinhold-Otto-Schule sei freiwillig erfolgt. Doch auch aus ihrer jetzigen Schule tauchen immer neue Vorwürfe auf. Dem Tagesspiegel liegt der Brief eines Elternvertreters vor, der im Frühjahr 2009 sein Amt niederlegte. Er begründet dies mit „Repressalien“ seitens Frau Sarrazin gegenüber seinem Sohn infolge seiner Tätigkeit als Elternvertreter. In dem Brief ist auch die Rede davon, dass sie ein 30-minütiges Gespräch über eine schlecht ausgefallene Mathematikarbeit nach nur vier Monaten komplett vergessen habe: „Sie wusste nicht einmal mehr, wer ich bin.“ Es ist nicht der einzige Fall, in dem Wahrnehmungen der Eltern oder Kinder denen der Lehrerin komplett widersprechen. So bestreitet Ursula Sarrazin, dass sie Schüler oder Lehrer anschreie. Dagegen sprechen allerdings unzählige Elternmails, Briefe und mündliche Aussagen.


Der Berliner Tagesspiegel berichtet ausführlich.

Montag, Januar 17, 2011

Muslimischer Batman erzürnt Rassisten

Superheld Batman will doch nur das Böse bekämpfen. In seinen neusten beiden Comicbüchern ist es das organisierte Verbrechen in Paris. Als Assistenten hat er sich einen muslimischen Jungen ausgesucht. Damit haben die Macher nun den Zorn von amerikanischen Bloggern auf sich gezogen.


Der Tagesanzeiger berichtet ausführlich.

Zum Verdruss vieler Rechter machen die Schöpfer von Superhelden-Comics immer wieder speziell die Angehörigen angefeindeter Minderheiten zu Hauptfiguren. Das rangierte von schwarzen Superhelden wie dem Falcon und Black Panther in den späten Sechzigern über Homosexuelle wie Northstar (Mitglied des kanadischen Teams "Alpha Flight") in den Achtzigern zu – allerdings nur wenigen – muslimischen Helden der Gegenwart. Bei den "X-Men" etwa (als von der Gesamtgesellschaft angefeindete "Mutanten" ohnehin der Platzhalter für die verschiedensten denkbaren Minderheiten) platzierte der geniale Comic-Autor Grant Morrison vor einigen Jahren die afghanische Superheldin Dust – und lieferte damit einmal mehr eine Anregung zu den ausführlichsten kulturkritischen Essays.

Orientierung an rechtem Nonsens bringt FOCUS in Schwierigkeiten

Die Vorschusslorbeeren waren verfrüht ausgegeben: Die Masche, analog zur Schweizer "Weltwoche" und vielen Blogs, vor allem auf rechtskonservative Leser zu setzen und Titelgeschichten anzubieten, die zwischen provokant und absurd changieren, scheint sich für den FOCUS derzeit nicht auszuzahlen:

Insgesamt neun Mal fiel die Auflage im Einzelverkauf im zweiten Halbjahr 2010 unter die ohnehin maue Marke von 100.000 Heften. Die erste Pleite war ein Wirtschaftswunder-Titel: "Ja, der Aufschwung ist da!" (Heft 30/10; 98.366 Exemplare). Zuletzt ging ein Titel baden, auf dem der "unheimliche" Wikileaks-Mitbegründer Julian Assange zu sehen war (49/10; 85.991 verkaufte Hefte).

(...) In der Woche, in der das Hamburger Magazin zusammen mit dem Guardian, der New York Times und anderen Medien exklusiv die ersten Geheimdepeschen amerikanischer Diplomaten präsentierte, entschied sich der Münchner Konkurrent für einen kruden Titel zum Thema globale Erwärmung ("Prima Klima!").

Der Eisbär auf dem Cover, dem die Redaktion allen Ernstes eine Sonnenbrille aufsetzte, lockte am Kiosk 84.225 Käufer (mit Abos und sonstigen Verkäufen: 536.416). Der Spiegel kam im Einzelverkauf auf 481.355 Exemplare (gesamt: 1.113.981).

Zum Lesermangel kommt der Mitarbeiterschwund. Weil die Geschäfte so mager liefen, mussten beim Focus kürzlich 80 Mitarbeiter die Redaktion verlassen. 150 sind geblieben - und haben entsprechend gut zu tun. Auch, weil Weimer offenbar deutlich mehr Texte einfordert, als ins Blatt passen.


Über die absurde Klimawandel-Titelgeschichte (verbrochen von Michael Miersch, Weimers Kompagnon auf der "Achse des Guten") hatte ich mich hier schon einmal kurz geäußert. Erfreulich, dass die meisten Leute diesen Unfug gleich im Zeitschriftenladen liegen ließen.

Es gibt allerdings immer noch Beiträge und Autoren, mit denen der FOCUS glänzen und sich von der Konkurrenz positiv absetzen kann:

Das Debatten-Ressort etwa, unter Leitung des knochenkonservativen, aber wunderbar witzigen Michael Klonovsky.


In der Tat: Klonovsky etwa veröffentliche kürzlich eine vielfach anerkennend zitierte Abrechnung mit dem Gender-Mainstreaming – und war auch schon Jahre vorher durch glänzend recherchierte feminismuskritische Artikel aufgefallen. Von solchen Beiträgen wünscht sich auch so mancher linke Leser gerne etwas mehr.

Piratenradio: Heute Sendung über Männerrechtler

Die AG-Männer der Piratenpartei ist heute Abend ab 19 Uhr Thema im Piratenradio. Hier erfährt man Näheres.

Neue Vorwürfe gegen Ursula Sarrazin

Gegen die Frau des ehemaligen Finanzsenators Thilo Sarrazin, Ursula Sarrazin, sind neue Vorwürfe aufgetaucht. Nach Informationen des Tagesspiegels gab es bereits in einer anderen Schule Probleme. Dort soll sie einem Schüler mit einer Blockflöte auf den Kopf geschlagen und ebenfalls massive Auseinandersetzungen mit Eltern gehabt haben. Frau Sarrazin bestreitet dies allerdings vehement.

„In kürzester Zeit gab es einen Aufstand der Eltern und Schüler“, berichtet eine Mutter, deren Kind bis 2001 die Reinfelder Grundschule in Charlottenburg besuchte. Sie selbst sei zunächst froh über die neue Lehrerin gewesen, die den Eindruck vermittelt habe, den Kindern wirklich etwas beibringen zu wollen.

„Ich ging zu einer Versammlung extra hin, um Frau Sarrazin gegen die aufgebrachten Eltern zu verteidigen“, sagt die Mutter. Allerdings habe sie feststellen müssen, „dass die Frau nicht zu verteidigen war. Sie war respektlos und mitunter richtig erbarmungslos.“ Allgemein habe es Erleichterung darüber gegeben, dass die Lehrerin 2002 an die Reinhold-OttoSchule gewechselt sei, nachdem der Vorfall mit der Blockflöte und andere Streitigkeiten das Fass zum Überlaufen gebracht hätten.


Das berichtet der Berliner Tagesspiegel, während BILD und FOCUS die Lehrerin als einer Art neuer konservativer Nationalheldin jeweils die Titelseite widmen. Aber nicht jeder mag sich diesem Jubelgeheul Marke "Endlich wird gegen unsere Kinder mal richtig durchgegriffen!" anschließen. So heißt es im STERN:

Über eine Sammelbeschwerde von gut 50 Eltern aus dem März 2009 berichtet der "Spiegel". Dort hieß es, dass die Lehrerin "im Unterricht die Beherrschung verliert und die Kinder anschreit". Eltern eines japanisch-deutschen Jungen hätten sich beklagt, dass Ursula Sarrazin ihren Sohn wiederholt wie eine Automarke in "Suzuki" umtaufe. Dies geschehe "zum Teil unter dem Gelächter der Klassenkameraden, die ihn dann prompt auch so nennen".


Besonders befremdlich wirken in verschiedenen Internetforen einmal mehr Wortmeldungen von Vertretern des rechten Flügels der Männerbewegung. Während dort mancher jeden noch so unbestätigte Bericht über Lehrerinnen, die sich angeblich falsch verhalten hatten, genüsslich als Beleg dafür zitiert, wie inkompetent Frauen doch seien, findet man im Falle Ursula Sarrazins viele, die reflexartig "Sippenhaft!" blöken und sich dabei der von der BILD und FOCUS unterstützten Medienstrategie der Sarrazins blindlings anschließen. Aber auch darüber hinaus lässt sich der rechte Mob genauso leicht aufhetzen, wie man es von ihm erwarten durfte:

Inzwischen ist die Situation so weit eskaliert, dass Sarrazin- Unterstützer Drohbriefe an den Direktor und die Elternvertreter ihrer Schule im bürgerlichen Berliner Stadtteil Westend schicken, die wiederum die Polizei einschalteten.


Die Drohbriefe überraschen nicht: Hetze gegen die Kritiker Ursula Sarrazins wird auf denselben rechtsradikalen Websites betrieben, die auch Ursulas Mann Thilo bejubeln, Kritiker des neuen deutschen Moslemhasses durch den Schmutz ziehen und dabei gerne deren Kontaktadresse veröffentlichen – woraufhin diese Kritiker ebenfalls mit Hassbriefen und Morddrohungen eingedeckt werden.

FOCUS und CSU ziehen gegen "unterhaltsflüchtige" Väter zu Felde

Die letzte Ausgabe des FOCUS beinhaltete ein Interview mit der CSU-Familienministerin Christine Haderthauer. Natürlich erscheinen darin Frauen einmal mehr als die besseren Menschen:

Das ist ein überwiegend männliches Delikt, Ich wette, dass kaum eine Mutter ihr Kind um den Unterhalt prellen würde.


Diese Wette würde die CSU-Ministerin verlieren. Denn, so erklärte schon vor mehreren Jahren Rosemarie Rittinger vom Interessenverband Unterhalt und Familienrecht, um die Zahlungsmoral vieler Frauen stehe es wirklich schlecht: "Für Väter ist das selbstverständlich, aber Müttern müssen Sie das erst mal klarmachen." Von den unterhaltspflichtigen und zahlungsfähigen Müttern kommen nur zehn Prozent ihren Verpflichtungen nach, glatte 90 Prozent sind unterhaltssäumig. Das alte Rollenmodell, dem zufolge der Mann für seine Familie zu sorgen hat, sitzt noch immer betonfest in etlichen Köpfen.

Auch wissen wir längst, dass die Bereitschaft von Vätern, Unterhalt zu zahlen, sprunghaft ansteigt, je mehr ihnen Kontakt zu ihren Kindern gewährt wird. Hier allerdings errichten zahllose Mütter Blockaden – ein zentrales Problem, das in dem FOCUS-Interview gar nicht erst auftaucht.

Die letzte große ministerielle Kampagne gegen angeblich massenhaft unterhaltsflüchtige Väter ging 1998 von der damaligen Bundesfrauenministerin Claudia Nolte aus. Damals hatte ich dazu in meinem Buch "Sind Frauen bessere Menschen?" unter anderem geschrieben:

Es ist keineswegs der Fall, daß die meisten Väter, die keinen Unterhalt zahlten, dies aus niederträchtigen Motiven taten. Aufgrund einer zigfach zitierten Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der SPD ist in 70 bis 75 Prozent jeder Versuch, den Unterhalt einzutreiben, von vorneherein aussichtslos, weil die Väter infolge der Scheidung vollkommen verarmt sind und selbst nichts genug zum Knabbern haben. Dies bestätigen z. B. auch die Hamburger Jugendbehörde und der Interessenverband Unterhalt und Familienrecht in Nürnberg. Schuld daran, so konnte man sich selbst in einer „Mona-Lisa“-Sendung zu diesem Thema vorrechnen lassen, ist das bundesdeutsche Steuerrecht, das einen Mann nach der Scheidung von Steuerklasse drei in Steuerklasse eins rutschen läßt, wodurch ihm tausend Mark im Monat verlorengehen. Der erforderliche Betrag, um eine vierköpfige Familie einschließlich sich selbst nach Trennung und Scheidung einigermaßen über die Runden zu bringen, entspricht 9.000,- DM im Monat, also etwa dem Doppelten des statistischen Durchschnittseinkommens. „Mona Lisa“ empfahl den betroffenen Frauen übrigens, wirtschaftlich unabhängig zu werden und so schnell wie möglich ein eigenes Einkommen zu verdienen.


Dass viele Väter sich "das Geld nicht abknapsen" können, räumt immerhin auch Ministerin Haderthauer ein. Wie immens hoch dieser Anteil offenbar ist, lässt sie indes unter den Tisch fallen. Vielleicht sollte man diese Frage erst einmal klären, bevor man das Feindbild des egoistischen Rabenvaters wieder aus der Mottenkiste holt.

Freitag, Januar 14, 2011

Was beim Thema "Serienkiller" gelegentlich untergeht

Ein Fundstück bei meiner privaten Freizeitlektüre gerade eben:

Until 1978 (...) the largest number of victims dispatched by a single American serial killer was 31. This (...) killer (...) was a classic criminal psychopath who led an outwardly respectable life while secretly indulging in wholesale torture and murder, a sadist who achieved the heights of sexual ecstasy by inflicting slow suffering and death on helpless victims. Before Gacy laid temporary claim to the dubios distinction, the "Guiness Book of Records" listed this long forgotten psycho-killer (...) as our country's most prolific multiple murderer. Her name was Jane Toppan.

That a woman was America's long-reigning champion of serial homicide comes as a surprise to many people, particularly those who continue to believe the hype about Aileen Wuornos, the hard-bitten Florida prostitute who, having shot seven male motorists in the course of a year, was widely touted as "the first female serial killer in history" and subsequently immortalized in the Oscar winning movie Monster. To some extent, the insistence that only men are capable of such enormities is a sexist assumption that cuts across political lines, being shared by social reactionaries (who persist in seeing women as the "weaker sex"), middle-class liberals (who idealize women as less prone to violence), and radical feminists (who tend to see their sex as morally superior to the male).


Leider gibt es diesen überparteilichen Schulterschluss auch bei weniger extremen Fällen als gerade Serienkiller_innen, wenn es um die beiden Geschlechter und Gewalt geht.

Quelle für das obige Zitat: Serial Killers. Philosphy for Everyone: Being and Killing

(Ich weiß, ich lese seltsame Bücher, um mich abends zu entspannen. Seid froh, dass ich nicht aus Ass Goblins of Auschwitz zitiert habe.)

"Im Land der Niedertracht"

In Frankreich wühlt ein Buch die Nation auf - es ruft zum Kampf gegen Ungerechtigkeit und Menschenfeindlichkeit auf. In Deutschland wird ein Buch der Niedertracht zum Bestseller. Das ist beschämend.


Jakob Augstein stellt auf Spiegel-Online die beiden Länder einander gegenüber.

In Großbritanniens erstem Männerhaus

Unter der Überschrift My wife hugged me to say sorry for beating me up ... then knifed me in the back veröffentlicht die britische Daily Mail heute einen Bericht über die erste britische Zufluchtstätte für Männer, die von ihren Frauen misshandelt wurden. Der Artikel knüpft an eine Radiosendung der BBC über diese Einrichtung an. Einige Auszüge:

One resident will forever carry the scars from near-fatal stab wounds, while another sits silently in the corner with a face etched with fear. Both have fled to this safe house to escape violent partners. Both have done so in fear of their lives and — shockingly — both are men: members of a growing band of British male domestic abuse victims.

(...) There are 4,000 refuge places for women in Britain, and only 20 for men, most of them at this centre run by the Montgomery Family Crisis Centre. (...) More than 400 men have asked for refuge here. Often it is police who tell them about the ­refuge while they’re recovering in hospital. ­Residents have come from as far afield as London, Devon, Lancashire and Nottingham and have included a judge, several policemen, and Army veterans. ‘Domestic abuse knows no class barriers,’ says the managing director, Shirley Powell, who also runs a safe house for women close by.

(...) ‘Women are much more dominant now than they have ever been,’ Shirley says. ‘And many women are abusing this dominance. In the home, the gender roles are going through a period of great change, which can lead to rows and disagreements and for some, ­violence,’ she says. Figures from the national helpline for male victims of domestic abuse show that in 2009 it spoke to 2,300 callers and answered 850 emails. Last year, it had more than 3,000 callers and replied to 1,200 emails — a 35 per cent increase. Sixty per cent of those men reported some form of physical abuse, including being hit, beaten, or stabbed. They also reported ­frequent incidents of scratching, slashing, biting and burning.

(...) Matthew Bailey runs the Dyn Project, in South Wales, which offers counselling, support and housing to men and women suffering domestic abuse. He says all types of male domestic abuse are becoming more prevalent. Not just physical abuse, but emotional, psychological and financial. Much of it centres on control, and the problems often start long before a relationship descends into physical harm. While it’s not widespread — yet — he believes the number of women abusing men is increasing even more dramatically than figures suggest. ‘I think what we are seeing is the tip of the tip of the iceberg,’ he says.

(...) Female violent crime is at record levels. Latest official statistics show 88,139 women were arrested for violence in Britain in 2009 — nearly 250 every day. That’s an increase of nearly 1,000 on 2008. In the same period, the number of men arrested for violence fell by 10,000. Violence against the person, including manslaughter, assault and GBH, accounted for 35 per cent of all arrests of women. This compared with 30 per cent of arrests of men.


Leider verbreitet auch dieser Artikel die Behauptung, häusliche Gewalt gehe noch immer weit überwiegend von Männern aus – das widerspricht allerdings dem tatsächlichen Stand der Forschung.

Donnerstag, Januar 13, 2011

Neu auf der Blogroll

... sind jetzt Romans Roter Mann als ein Blog der Linken in der Männerrechtsbewegung sowie der Medienanwalt Markus Kompa wegen seiner gelungenen Beiträge über die Zustände in der Wikipedia und anderen fragwürdigen Medienangeboten.

England: Tory-Stadtrat beklagt stalinistische Methoden beim Krieg gegen die Männer

Die englische Version des "Gewaltschutzgesetzes" sieht mittlerweile so aus, dass Polizeibeamte Männer, die der häuslichen Gewalt verdächtigt werden, für 24 Stunden ihrer Wohnung verweisen können – einen Zeitraum, den ein Richter auf zwei Wochen ausdehnen kann. Es gibt keine vergleichbaren Maßnahmen gegen weibliche Täter – und das obwohl man inzwischen weiß, dass häusliche Gewalt etwa zur Hälfte von Männern und zur anderen Hälfte von Frauen ausgeht. Auch dass Falschbeschuldigungen infolge von Konflikten in einer Partnerschaft ungeprüft zu Sanktionen gegen den männlichen Partner führen können, stimmt manchen bedenklich.

Der Tory-Stadtrat James Williams hat jetzt die Faxen dicke und verkündete, an keinen Kampagnen seiner Partei außerhalb seines eigenen Bezirks teilzunehmen, wenn dieser Blödsinn nicht geändert werde. Und er wird sehr deutlich in seiner Kritik der neuen Gesetzgebung:

"As an elected Conservative councillor, I am ashamed Theresa May has chosen to adopt totalitarian methods in the ongoing war against men by the feminist movement," he said. (...) He added: "This is a Stalinist policy and goes against everything I believe in as a Conservative. I am in the party because I believe in freedom and fairness, and this policy is the opposite. Domestic violence, both physical and emotional, is a very serious problem, but this policy gives police the power to act as judge and jury, kicking men out of their homes. What if a woman alleges domestic abuse even if none has happened? It's unfair that this policy will deprive men from seeing their children even if they've done nothing wrong."


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Eltern kämpfen weiter gegen Ursula Sarrazin

Wie der Berliner Tagesspiegel berichtet, halten Fachleute trotz anhaltender Elternproteste gegen Ursula Sarrazin die Vorwürfe nicht für ausreichend, um damit juristisch Erfolg zu haben:

„Wenn man nicht gerade goldene Löffel klaut, kann man kaum versetzt oder gar aus dem Dienst entfernt werden“, beschreibt eine Elternvertreterin die Lage, die sich sowohl mit dem konkreten Fall als auch mit ähnlichen Personalangelegenheiten auskennt. Weder weinende Kinder noch verzweifelte Kollegen würden vor Gericht als Argumente anerkannt, wenn ein Lehrer gegen seine Versetzung klage. „Es muss eine Dienstpflichtverletzung nachgewiesen werden. Sonst hat man vor Gericht keine Chance“, fasst es ein Fachmann der Behörde zusammen.

In den Beschwerdebriefen, die die Eltern bisher verfasst haben, ist davon die Rede, dass Sarrazin ihre Schüler als „Schmarotzer“ oder „armseliges Opfer“ tituliere. Es komme auch vor, dass Kinder „den Rektoren zur Hilfe holen“, weil sie sich keinen anderen Rat wüssten. Ein Brief endet mit der „inständigen“ Bitte, der Schule zu helfen.

Die Bildungsverwaltung hält sich bedeckt. Dem Vernehmen nach sieht sie aktuell keine Handhabe. Offenbar steckt ihr noch der jahrelange Prozess gegen den Steglitzer Lehrer Karl-Heinz S. in den Knochen, der trotz viel massiverer Vorwürfe nicht aus dem Dienst zu drängen war. Damals hatte eine Elterninitiative des Gymnasiums Steglitz gewarnt, dass S. rechtslastige Thesen vertrete und Naziverbrechen verharmlose. Der Druck der Elterninitiative war so stark, dass der damalige Bildungssenator Klaus Böger (SPD) den Lehrer vom Dienst suspendierte, der daraufhin etliche Jahre lang bei vollen Bezügen zu Hause sitzen musste. Eine Unzahl von Schüler- und Elternaussagen reichten dann aber nicht, die Vorwürfe gerichtsfest zu machen, sodass S. längst wieder unterrichtet – aktuell an einem Gymnasium in Steglitz-Zehlendorf.


Beklagt sich Ursulas Mann Thilo nicht immer wieder über Leute, die genau wissen, wie man das System in Deutschland ausnutzt, um trotz unmöglichen Verhaltens so viel Staatsknete wie möglich abzuzocken? Womöglich hat der Mann zumindest in diesem Punkt doch einen kleinen Einblick in das, worüber er schreibt.

Mittwoch, Januar 12, 2011

SPD-Frauen unglücklich mit wachsendem Pluralismus in der Geschlechterdebatte

Jahrzentelang bedeutete "Geschlechterdebatte" in unserer Gesellschaft: Frauen sprechen, Männer stimmen zu oder schweigen. Wer aufmuckte, war ein reaktionärer Macho, Chauvi oder was einer sonst so an Beschimpfungen einfiel. Erst in den letzten Jahren ist diese starre Struktur immer weiter aufgebrochen. Bettina Luise Rürup und Christina Schildmann zeigen sich darüber in den "Frankfurter Heften" (eine SPD-nahe Monatszeitschrift, gegründet als Theoriezeitschrift der Friedrich-Ebert-Stiftung) sehr unglücklich. Sie fühlen sich schon jetzt von den Feminismuskritikern an den Rand gedrängt, die sich gerade erst zu artikulieren beginnen. Rürups und Schildmanns Artikel enthält soviel Klagen, dass man Männern, würden sie dasselbe tun, Wehleidigkeit, Jammern und Gegreine vorwerfen. Ihre Hauptprobleme scheinen dabei die folgenden zu sein:

- Antifeministen erhielten "ein übergroßes Forum, um ihre Weltsicht zu präsentieren, die darin besteht, dass der Feminismus längst über das Ziel hinausgeschossen sei – und die Männer nun die Unterdrückten seien."

- Wo früher Feministinnen die Tabubrecher spielten, tun das nun die Männer. Eine "spezielle Generation von überwiegend männlichen Journalisten" erkläre "die Männer zu Opfern des Feminismus oder verbindet den Feminismus mit Islamkritik – und kann sich sicher sein, dass Spiegel und Focus bereitwillig berichten."

- Der Opferfeminismus sei tot, die vermaledeiten Postfeministinnen ("die Mehrheit der gut ausgebildeten und ehrgeizigen jungen Frauen") sähen statt patriarchaler Unterdrückung vor allem persönliche Chancen.

- Der Opferfeminismus habe darüber hinaus ein "Mobiliserungsproblem", weil alle sichtbaren Hürden beseitigt worden seien und nur die "unsichtbaren" übrigblieben (die natürlich ausreichen, alle Frauen komplett zu unterdrücken, während die Männer sich mit ihren Problemchen mal nicht so haben sollen).

- Kristina Schröder haue "als unfreiwillige Verbündete der Antifeministen (...) in die gleiche Kerbe, der Tenor lautet: Der Feminismus kann abtreten, sein Werk ist vollbracht – Frauen und Männer sind gleichgestellt."

- Zur Lösung all dieser Probleme seien vor allem zwei Dinge nötig. Erstens: Parteipolitker/innen müssten "akzeptieren, dass es politisch ist, ein feministisches Magazin für Popkultur herauszugeben, oder zu einer Party einzuladen, bei der 'alle Geschlechter willkommen' seien". Zweitens: Die SPD (die Partei, in deren aktuellem Programm man den Slogan findet "Wer die menschliche Gesellschaft will, muss die männliche überwinden") solle sich endlich klar und ausdrücklich zum Feminismus bekennen.

Ich verarsche euch nicht: Hier findet man den vollständigen Artikel.

Gott, wenn's nur wahr wäre, und maskulistischen Positionen in Politik und Medien wirklich so viel Raum eingeräumt würde wie feministischen! Aber natürlich hat noch immer jede einzelne Bundestagspartei einen frauen- und keine einzeige einen männerpolitischen Sprecher, von eigenen Ministerien un dergleichen ganz zu schweigen. Wenn ich Bettina Rürup und Christina Schildmann strategisches Denken unterstellen würde, müsste ich schon fast annehmen, sie wollten Männerrechtler mit diesem Mumpitz in die falsche Sicherheit wiegen, dass unsere Arbeit längst schon getan sei und wir wirklich den Geschlechterdiskurs dominierten. Tatsächlich aber erinnern mich die Verfasserinnen mit ihrem Artikel an ein altes Märchen, das von einem bekannten weiblichen Archetyp handelt: Die Prinzessin auf der Erbse.

Dienstag, Januar 11, 2011

Eins muss man "Politically Incorrect" lassen ...

... das mitunter etwas abstrakt diskutierte Problem "Islamophobie" wird dort immer wieder ausgesprochen anschaulich.

Zweifel an richterlicher Unvoreingenommenheit – AGENS fordert Verfassungsrichterin Baer zu Klarstellung auf

P R E S S E M I T T E I L U N G vom 10.01.2011

Der Verein agens e.V., ist eine Initiative zur Herbeiführung einer geschlechterdemokratischen Gesellschaft. Wir greifen mit dem beigefügten „offenen Brief“ an die neue Richterin am Bundesverfassungsgericht, Frau Dr. Susanne Baer, deren Stellungnahme über „mittelbare Diskriminierungen“ des deutschen Gesetzgebers auf. Wir möchten ihr Gelegenheit geben, eine irritierende Äußerung klarzustellen, die Zweifel an ihrer richterlichen Unvoreingenommenheit aufkommen ließ. Es geht um das gemeinsame Sorgerecht beider Eltern:

Verlust des Sorgerechts infolge einer Elterntrennung

§ 1671 BGB des Familienrechts ermöglicht es, auf bloßen Antrag eines getrennt lebenden Elternteils das Sorgerecht des anderen Elternteils - auch ohne Verfehlungen von dessen Seite - zu beseitigen. Damit wird zugleich auch das dem Sorgerecht innewohnende Grund- und Menschenrecht des betroffenen Elternteils auf „Pflege und Erziehung“ seiner Kinder vernichtet. Die zwar geschlechtsneutral abgefasste Norm führt in ihrer Anwendung allerdings dazu, dass zu ca. 90% Väter, aber nur zu ca. 10% Mütter von solcher Grundrechtsbeschränkung betroffen werden. An diesem Missverhältnis wird eine mittelbare Diskriminierung nach dem Geschlecht im Sinne der Rechtsprechung des EU-Gerichtshofes offenkundig. Da die neue Bundesverfassungsrichterin im 1. Senat des Bundesverfassungsgerichtes auch für Familienrecht zuständig sein wird, halten wir ihre Bewertung dieser Rechtstatsache – auch als Fingerzeig an den Gesetzgeber – für im öffentlichen Interesse liegend.

Kritik an der „Dominanz“ eines Menschenrechtes?

Die mit gleicher FAZ.NET-Stellungnahme verbreitete Äußerung der neuen Verfassungsrichterin, das gemeinsame Sorgerecht werde als „allzu dominanter Regelfall“ angesehen, muss wegen des dem Sorgerecht innewohnenden universellen Eltern- Menschenrechtes Irritationen hervorrufen.

Ja, es muss darüber hinaus Zweifel an ihrer richterlichen Unvoreingenommenheit aufkommen lassen. Im Interesse des hohen Ansehens und des Respekts, den das Bundesverfassungsgericht in der deutschen Öffentlichkeit genießt, halten wir es daher für geboten, Frau Dr. Baer diesbezüglich Gelegenheit zu einer Klarstellung einzuräumen.

Sofern Frau Dr. Baer unsere Anregungen aufgreift, werden wir ihre Reaktion auf gleichem Wege der Öffentlichkeit zur Kenntnis geben, ebenso wie den Fall einer möglichen Nichtreaktion nach angemessener Zeit.


Es folgt der offene Brief von AGENS an Bundesverfassungsrichterin Baer:

Frau
Bundesverfassungsrichterin Dr. Susanne Baer
Bundesverfassungsgericht
Schlossbezirk 3
76131 Karlsruhe

Sehr geehrte Frau Dr. Baer,

der Herr Bundespräsident hat Sie vor wenigen Wochen zur neuen Verfassungsrichterin im 1. Senat des Bundesverfassungsgerichtes ernannt. Hierzu beglückwünschen wir Sie recht herzlich und wünschen Ihnen stets einen ungetrübten Blick auf die Grund- und Menschenrechte der in unserem Lande lebenden gesetzesunterworfenen Bürger beiderlei Geschlechts.

In einer über FAZ.NET verbreiteten Stellungnahme vom 23.11.2010 wenden Sie sich sehr deutlich gegen bestehende „mittelbare Diskriminierungen“ durch den deutschen Gesetzgeber. Wir begrüßen diese Feststellung ganz ausdrücklich, insbesondere auch hinsichtlich der – wie sie es formulierten – „renitenten“ Missachtung solcher mittelbaren Diskriminierung durch die Gesetzgebung und die Rechtspolitiker. Wir stimmen mit Ihnen vollkommen überein, dass es nicht den Diskriminierten überlassen bleiben darf, gegen ihre Diskriminierung zu klagen, denn das wäre – und ist – eines zivilisierten Rechtsstaates unwürdig.

Hinsichtlich der „mittelbaren Diskriminierung nach dem Geschlecht“ dürfte Ihnen die Leitentscheidung des EuGH (Luxemburg) aus dem Mai 1986 (sog. „Bilka-Kaufhaus-Urteil“) nicht unbekannt sein. Der EuGH legte in dieser das Arbeitsrecht betreffenden Entscheidung Kriterien dafür fest, wann eine „mittelbare Diskriminierung nach dem Geschlecht“ vorliegt, und wie man diese ggf. mathematisch ermitteln kann, indem man die Anzahl der von einer Maßnahme negativ oder positiv betroffenen Personen des einen Geschlechtes ins Verhältnis setzt zur Anzahl der ebenso betroffenen Personen des anderen Geschlechts. Wenn sich aus dieser Verhältniszahl – bezogen auf die Grundgesamtheit – ein deutliches Missverhältnis zulasten eines Geschlechts ergibt, soll eine „mittelbare Diskriminierung nach dem Geschlecht“ vorliegen. Es ist naheliegend, dass diese Methode sehr gut geeignet ist, in allen Rechtsbereichen als Prüfmaßstab für „mittelbare Diskriminierung nach dem Geschlecht“ zu dienen.

Im deutschen Familienrecht existiert ein Bereich, in dem solch „mittelbare Diskriminierung nach dem Geschlecht“ ganz augenfällig ist. Nach der höchstrichterlichen Rechtsprechung zu § 1671 BGB soll getrennt lebenden Eltern das gemeinsame Sorgerecht für ihre gemeinsamen Kinder dann nicht belassen bleiben, wenn sie sich nach ihrer Trennung über wesentliche Inhalte der Kindeserziehung nicht mehr in kindeswohldienlicher Weise verständigen können.

Stellt man die Anzahl der seit Inkraftsetzung des § 1671 BGB (im Juli 1998) unter dieser Rechtsprechung „entsorgten“ Elternteile des einen Geschlechts in Relation zu denjenigen „entsorgten“ Elternteilen des anderen Geschlechts, so ergibt sich – wie seinerzeit vom EuGH demonstriert – ein derartiges Missverhältnis zwischen den von der Grundrechtsbeseitigung betroffenen Elternteilen beider Geschlechter, dass sich § 1671 BGB als diejenige Quelle „mittelbarer Diskriminierung nach dem Geschlecht“ im Familienrecht schlechthin offenbart.

Mit welchen Mitteln wird das erreicht? Zum einen ist § 1671 BGB ja keine amtswegige Kindesschutznorm, wie z.B. §§ 1666, 1666a BGB, sondern wird nur dann virulent, wenn Eltern(teile) das dort vorausgesetzte Antragsrecht wahrnehmen. Da der Staat infolge § 1671 BGB nur tätig wird, um ein „streitiges Rechtsverhältnis“ zwischen den Eltern zu befrieden, und dazu lediglich das Innenverhältnis zwischen den Eltern zum Elternrecht regelt, ohne selbst sich an die Stelle der Eltern zu setzen, bedarf es als Voraussetzung für diesen staatlichen (konkret: familiengerichtlichen) Eingriff eines „Elternstreites“. Zur Herbeiführung dieses Streits wird den Eltern in der Norm des § 1671 BGB unter Verstoß gegen die Unveräußerlichkeit und Unverzichtbarkeit des Menschenrechtes (vgl. Art.1 Abs.2 GG) auf „Pflege und Erziehung“ der Kinder (vgl. Art.6 Abs.2 GG), das Recht eingeräumt, ohne jede rechtfertigende Voraussetzung die Beseitigung dieses Menschenrechtes, das ja über die §§ 1626 und 1631 BGB im elterlichen Sorgerecht eingebunden ist, von dem anderen Elternteil zu beantragen. Zu Recht wird diese Regelung daher von bindungsintoleranten - und damit partiell nicht erziehungsfähigen - Eltern(teilen) als ein „Rechtsanspruch auf Alleinsorge“ missverstanden. Vorhersehbar durch das Gesetz begünstigte Elternteile werden von ihren Anwälten und Anwältinnen auch dahingehend beraten. Auch die Jugendämter informieren häufig die in ihren Augen von dem Gesetz begünstigen Elternteile in diesem Sinne. Sodann wird dem danach beklagten Elternteil in der Norm eine Zustimmungsmöglichkeit zu dem Antrag des anderen Elternteils eingeräumt, obwohl Art.1 Abs.2 GG gerade die Unverzichtbarkeit eines solchen Menschenrechtes, wie es dem Sorgerecht innewohnt, bestimmt.

Jeder pflichtbewusste, erziehungsbereite und für sein(e) Kind(er) empathische Elternteil wird und muss die ungerechtfertigte Antragstellung durch den anderen Elternteil gemäß § 1671 Abs.1 BGB als Frontalangriff auf sein Grund- und Menschenrecht ansehen und auffassen, und wird dementsprechende Verteidigungs- und Abwehrpositionen beziehen. Damit provoziert § 1671 Abs.1 BGB gerade denjenigen „Elternstreit“, der zur Rechtfertigung des Grundrechtseingriffs nach dieser Norm benötigt wird! Es ist Praxis der deutschen Familiengerichte, dass nach solcher Feststellung eines Elternkonflikts – unberücksichtigt wer ihn auslöste – über die Beseitigung des Mitsorgerechtes des beklagten Elternteils entschieden wird, jetzt aber nach ganz anderen Kriterien (sog. „Kontinuitäten“), als diejenigen, mit denen der Eingriff überhaupt gerechtfertigt wird.

In der Regel führt diese Rechtsprechung dazu, dass derjenige pflichtgemäß durch Erwerbsarbeit für seine Familie und Kinder sorgende Elternteil seines Grundrechtes entledigt wird, weil er bzw. sie dementsprechend für die Kindesbetreuung weniger zeitlich verfügbar ist. Die menschenrechtliche Scharlatanerie solcher (Un-)Rechtsprechung ist himmelschreiend! Dies äußert sich auch in der euphemistischen Floskel über die sog. „Übertragung des elterlichen Sorgerechtes“.

Denn tatsächlich wird dem dann (weiter) und allein-sorgeberechtigten Elternteil kein Recht und keine Pflicht übertragen, die er bzw. sie nicht bereits zuvor (wie auch der andere Elternteil) besaß. Ein(e) Alleinsorgeberechtigte(r) besitzt nach dem Eingriff gemäß § 1671 BGB kein(e) neues (neuen) oder zusätzliche Recht(e) und Pflicht(en), wie bereits vor dem Grundrechtseingriff bei dem anderen Elternteil. Lediglich der seines Sorgerechtes verlustig gehende Elternteil verliert sein Grund- und Menschenrecht auf „Pflege und Erziehung“ seines bzw. seiner Kinder. Durch den Euphemismus „Sorgerechtsübertragung“ soll offenkundig dieser brutale, niedrigschwellige und damit gänzlich unverhältnismäßige Grundrechtsverlust des beklagten Elternteils aufgrund der in § 1671 BGB gesetzlich ermöglichten Streitauslösung verschleiert werden.

§ 1671 BGB ist damit eine „self-fulfilling prophecy“! Bereits insoweit kann diese Norm daher als ein Rechtsmissbrauch unseres Grundgesetzes angesehen werden. Dass die praktische Anwendung dieses Gesetzes obendrein dann auch noch zur aufgezeigten „mittelbaren Diskriminierung nach dem Geschlecht“ führt, bekräftigt diese rechtliche Einschätzung, und lässt sogar vermuten, dass darin der eigentliche Normzweck besteht.

Wir würden es begrüßen, wenn Sie in ihren zukünftigen politischen Äußerungen dieses konkrete Beispiel „mittelbarer Diskriminierung nach dem Geschlecht“ aufgreifen würden. Wir sind uns allerdings bewusst, dass sie in ihrer amtlichen Funktion als Bundesverfassungsrichterin im für Familiensachen zuständigen 1. Senat des Bundesverfassungsgerichtes nur dann diesbezüglich regulierend tätig werden können, wenn aufgrund vorliegender geeigneter Verfassungsbeschwerden oder Richtervorlagen das Bundesverfassungsgericht zur Prüfung dieser Rechtsfrage berufen ist.

In der oben bereits zitierten FAZ.NET-Ausgabe äußerten Sie sich darüber hinaus zum gemeinsamen Sorgerecht „als allzu dominanter Regelfall“.

Angesichts des dem Sorgerecht über die §§ 1626 und 1631 BGB innewohnenden Menschenrechtes auf „Pflege und Erziehung“ der Kinder kann ihre Äußerung nur so verstanden werden, dass Sie sich damit gegen die Universalität dieses Menschenrechtes wenden. Angesichts ihrer neuen Position als Bundesverfassungsrichterin verstößt diese erstaunliche persönliche Positionierung einerseits gegen das Mäßigungsgebot (§ 39 DRiG), und verlangt andererseits nach einer Klarstellung, da diese Äußerung Ihre Unparteilichkeit und richterliche Unabhängigkeit als Verfassungsrichterin im maßgeblichen Senat von vornherein zweifelhaft erscheinen lässt.

Wir fordern Sie daher zu dieser Äußerung (Sorgerecht als „allzu dominanter Regelfall“) zu einer klarstellenden Stellungnahme für die gesetzesunterworfene deutsche Öffentlichkeit auf, um einerseits die aufkommenden Zweifel an ihrer richterlichen Unabhängigkeit möglichst auszuräumen, und um andererseits einen Ansehensschaden von unserem höchsten deutschen Gericht abzuwenden.

Wir sehen Ihrer Rückäußerung (bzw. Stellungnahme) in angemessener Zeit mit großem Interesse entgegen.

Mit freundlicher Hochachtung
Eckhard Kuhla
Vorstand

Kritik am Gender-Mainstreaming erreicht die radikale Linke

Kritik am staatlichen "Gender Mainstreaming" findet man inzwischen an immer überraschenderen Orten – so aktuell im sozialistischen Magazin "Die rote Fahne", wo es unter anderem heißt:

Dem Individuum und seiner natürlichen Sozialisation, u.a. organischen humanen Rollenmustern in der Familie, soll der Garaus gemacht, die Familie als sozialer und ökonomischer Schutzraum zerschlagen werden. Hierbei artikuliert sich nicht etwa von unten ein Bedürfnis nach kultureller Evolution, sondern sucht das Herrschaftssystem von oben Kontrolle über das Selbstverständnis sozialer Gemeinschaften zu erlangen. Aus der Geschichte ist ein derartiger Machtanspruch totalitärer und faschistischer Systeme, der omnipotente Wunsch nach Schaffung eines designten "neuen Menschentyps" hinreichend bekannt.


Hier findet man den vollständigen Artikel, der auch auf den Soziologieprofessor Gerhard Amendt (Gründungsmitglied von AGENS) Bezug nimmt.

Verunsicherung und Angst unter Muslimen nehmen zu

Vor einigen Monaten hatte ich hier noch einen Artikel verlinkt, dem zufolge die Sarrazin-Debatte an den meisten Migranten vorbei gehe. Inzwischen liegen anderslautende Erkenntnisse vor:

Die Sarrazin-Debatte hat sich negativ auf das Zugehörigkeitsgefühl von Migranten in Deutschland ausgewirkt: Nach einer Studie blicken Zuwanderer mit weniger Zuversicht auf das Zusammenleben als noch vor einem Jahr. Stimmten im Jahr 2009 noch 21,7 Prozent der Zuwanderer in Deutschland "voll und ganz" der Aussage zu, dass Mehrheits- und Zuwandererbevölkerung "ungestört miteinander" leben, waren es Ende 2010 nur noch 9,1 Prozent, wie aus einer am Montag veröffentlichten vergleichenden Befragung des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) hervorgeht.


Hier geht es weiter.

Wie stark sich die anhaltende Hetze gegen Deutschlands Muslime auswirkt, schildert auch die Berliner "taz":

Verunsicherung und Angst nehmen unter Berliner Muslimen nach dem siebten Brandanschlag auf Moscheen in der Hauptstadt zu. Es gebe ein "ausgeprägtes Unwohlsein", sagt Lydia Nofal vom Verein Inssan, die das Projekt "Netzwerk gegen Diskriminierung von Muslimen" leitet. "Wir hören in Moscheen, dass Ängste und Sorgen zunehmen." Die Brandanschläge seien "die Spitze eines Eisbergs": Auch Belästigungen und Beschimpfungen auf der Straße seien Muslime immer häufiger ausgesetzt. "Von bewussten Rempeleien bis zu im Vorbeigehen zugezischten Schimpfworten" werde berichtet, so Nofal. Am Wochenende wurde versucht, ein islamisches Gebetshaus in Wilmersdorf anzuzünden. Zuvor hatte es in den vergangenen acht Monaten Anschläge auf die Neuköllner Moscheen Sehitlik und Al-Nur sowie auf eine Moschee iranischer Muslime in Tempelhof gegeben. (...) "Wenn ein oder zwei Mal etwas passiert, glaubt man noch, das ist ein Verrückter", sagt Yavuz. "Aber nach dem siebten Versuch sieht das nicht mehr so aus. Das hat Plan."


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Ich bin schon ein wenig überrascht, dass niemand der vielen Medienmacher, die all die Broders, Sarrazins und Ulfkottes durch die Talkshows geschleppt hat, vorausgesehen haben will, zu was für einem vergifteten Klima die tägliche Hetze führen wird.

Montag, Januar 10, 2011

Ein zweiter Blick auf Sarah Palins Abschussliste

Die Financial Times hat sich die Hetze genauer angeschaut, die in den USA vom rechtskonservativen Lager um die "Tea Party" gegen die Demokraten ausgeht:

Nicht nur Giffords nahmen Extremisten im wahrsten Sinne des Wortes ins Visier. Schon kurz vor und nach der entscheidenden Abstimmung Ende März berichteten viele der aufgelisteten Abgeordneten von Drohungen. Betroffen waren auch zwei weitere Kongressabgeordnete aus Arizona. Harry Mitchell erhielt unter anderem eine Nachricht mit dem Wunsch, ein "Unterhosenbomber sollte Deinen Laden einfach verdammt noch mal in die Luft jagen". Bei Mitchells Kollegin Ann Kirkpatrick wurde sogar ein Gullydeckel durchs Fenster geschmissen.

Der mittlerweile abgetretene Abgeordnete Vic Snyder aus Arkansas erhielt Todesdrohungen, die explizit Bezug auf seine Zustimmung zu Präsident Barack Obamas Gesundheitsreform nahmen. "Es ist offensichtlich, dass ein paar Attentate notwendig sein werden, um Obamacare zu stoppen", hieß es in einer Botschaft. "Wenn wir Dir nicht in Washington auflauern können, dann erwischen wir Dich in Little Rock."

Einen Tag vor der letzten Abstimmung über die Gesundheitsreform erhielt auch die Abgeordnete Betsy Marky aus Colorado einen Drohanruf. "Du solltest hoffen, dass ich Dir nicht auf einer dunklen Straße mit Messer, Knüppel oder Pistole begegne", soll der Anrufer gesagt haben.

Die New Yorker Abgeordnete Louise Slaughter wurde per Anrufbeantworter vor "Scharfschützen" gewarnt, die Parlamentarierin Kathy Dahlkemper aus Pennsylvania erhielt eine Notiz mit der Prophezeiung: "Du wirst nie wieder durchschlafen können." Die Abgeordnete Suzanne Kosmas aus Florida, die sich erst spät für ein Ja zur Gesundheitsreform entschieden hatte, wurde per Email zum Selbstmord geraten.


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Die folgenden Schachzüge der Tea-Party-Bewegung werden so sicher folgen wie das Amen in der Kirche:
- "Alle sind so furchtbar gemein zu uns. Erst recht die scheißlinke Gutmenschenpresse, pfui!"
- "Man wird nie nachweisen können, dass der Amokläufer wegen unserer Hetze durchgeknallt ist."
- "Guckt doch mal, einer aus der demokratischen Partei hat im März 2008 auch mal was gesagt, was nicht nett war."

Folgendes wird mit Sicherheit ausbleiben:
- Selbstkritik des bisherigen Vorgehens
- Eine Abrüstung der polemischen Rhetorik gegen die Demokraten
- Die eine oder andere fällige Entschuldigung
- Eine strengere Reglementierung des Waffenbesitzes

Lesenswert, was die Hintergründe der Tea-Party-Bewegung angeht, ist folgende Buchvorstellung in der New York Times: The Engine of Right-Wing Rage, Fueled by More Than Just Anger

US-Passanträge: "Mutter" und "Vater" werden ersetzt durch "Elter 1" und "Elter 2"

The words “mother” and “father” will be removed from U.S. passport applications and replaced with gender neutral terminology, the State Department says. “The words in the old form were ‘mother’ and ‘father,’” said Brenda Sprague, deputy assistant Secretary of State for Passport Services. "They are now ‘parent one’ and ‘parent two.’"


Hier geht es weiter.

Kritikverbot an Sarrazins?

In den letzten Tagen ist es zum Medienthema geworden, dass mehrere Eltern das pädagogische Talent von Thilo Sarrazins Frau Ursula anzweifeln und kritisieren. Diese soll denselben harschen und verletzenden Unterton gegenüber ihren Schülern an den Tag legen, für den Sarrazin gegenüber Migranten und Andersdenkenden so bekannt geworden ist. Wie zurückhaltend dagegen die elterliche Kritik an Ursula Sarrazin aussieht, zeigt etwa die B.Z. anhand dem Bericht einer Mutter. Der Artikel endet mit dem Fazit:

Ines Zimzinski hält Ursula Sarrazin im Grunde dennoch für eine gute Lehrkraft. "Ich will nur eins - dass sie ihren Unterrichtsstil ändert. Zum Wohl unserer Kinder."


Prompt findet sich heute morgen quer über die obere Hälfte der BILD-Titelseite die Riesenschlagzeile "Sarrazin: Hetzjagd auf meine Frau".

Schau an: Der Meister im polemischen Austeilen ist ein Sensibelchen geworden, sobald er oder seine Angetraute selbst mit Kritik zu tun bekommen. Da wird plötzlich auf Opfer gemacht. Schuld an der offenbar mindestens seit 2008 anhaltenden elterlichen Kritik am Unterricht seiner Frau, mutmaßt Sarrazin, könne sehr wohl sein 2010 erschienenes Buch haben. Aua. Diese verquere Logik passt zu der ähnlich verqueren Logik in Sarrazins Schinken – und zu der überängstlichen Weltsicht, die die Gesellschaft für Konsumforschung vor einigen Tagen den Sarrazin-Lesern attestierte. Die BILD indes, zögert nicht, die sarrazinsche Paranoia so darzustellen, als handele es sich um nachgeprüfte Wahrheit:

Für Klartext-Politiker Thilo Sarrazin (65) und seine Familie hat das Buch auch negative Folgen!


Allerdings berichtet die BILD im selben Artikel auch, dass Berlins oberstem Elternvertreter zufolge Ursula Sarrazin als hochproblematische Lehrkraft gelte, die Kollegen angebrüllt und Kinder ungerecht behandelt haben soll. Könnte das eventuell ein Grund sein, warum sie kritisiert wird? Nein? Ist ausgeschlossen? Wer einen Sarrazin kritisiert, muss Teil der linken Weltverschwörung sein?

Tatsächlich erhält Ursula Sarrazin etwas, was keine andere wegen ihres Unterrichtsstils kritisierte Lehrerin in diesem Land erhält: eine engagierte Unterstützung der deutschen Boulevardmedien. Nützen dürfte ihr das nichts. Solange die politische Rechte ihren Thilo nicht als den großen Führer inthronisiert hat, als den sie ihn offenbar gerne hätte und an dem jegliche Kritik verboten ist, wird er ebenso wie seine Frau damit leben müssen.

***

Weiterführende Informationen zu dem Hintergrund des Hickhacks um Ursula Sarrazin findet man in den Artikeln Ursula Sarrazin in der Kritik: Ist sie gegen Kinder ausfällig?, Die neuen Leiden der Ursula Sarrazin sowie von 2008 Die Frau des Senators sorgt für Streit.

Samstag, Januar 08, 2011

Gesellschaft für Konsumforschung entschlüsselt den typischen Sarrazin-Leser

Einen ausgesprochen interessanten und aufschlussreichen Artikel findet man heute in der "Süddeutschen Zeitung". Da auf der Grundlage von Sarrazins Bucherfolg einige Leute eine neue Volkspartei, einen deutlichen Rechtsruck für Deutschland usw. vorhersagen, hat sich die Gesellschaft für Konsumforschung die Frage gestellt: Was sind das eigentlich für Leute, die "Deutschland schafft sich ab" im Buchhandel aus den Regalen gerissen haben? Auf der Grundlage einer Gruppe von 10.000 Personen, die nach den verschiedensten Kriterien als repräsentativ für die deutsche Wohnbevölkerung ausgewählt wurden, konnte man ein facettenreiches Psychogramm des typischen Sarrazin-Lesers erstellen. Der ist beispielsweise weit überwiegend männlich, entweder jenseits der sechzig oder zwischen 20 und 29 Jahren alt und mag Bauerntheater ebenso wie die "Frankfurter Allgemeine". Die Sauberkeit der Wohnung steht bei ihm hoch im Kurs, Veränderungen mag er nicht. (Trifft bis jetzt auf meine eigenen Bekannten, die Sarrazins Thesen zustimmen, alles zu.) Außerdem lässt sich feststellen:

"In meiner Freizeit unternehme ich viel" - nein, das können Sarrazin-Käufer nicht bestätigen. Sie schätzen sich selbst 16 Prozent weniger aktiv ein als der Durchschnittsdeutsche. Dann wird es karger. Das "Leben in vollen Zügen genießen" ist noch weniger gefragt, da beträgt der negative Ausschlag in Richtung Askese und sorgenzerfurchter Selbstkasteiung schon gute 25 Prozent. Entscheidungen "spontan und mehr aus dem Gefühl heraus"? Nicht wirklich. Vollends ins Negative sackt die Kurve bei der Aussage "Ich gehe gerne Risiken ein" - da landet die Statistik bei dem sagenhaft risikofeindlichen Wert von minus sechzig Prozent. Wer nicht zu den Sarrazin-Käufern gehört, ist um zwei Drittel aufgeschlossener, sobald es darum geht, auch mal ein Wagnis einzugehen. Ob sich mit einer Wählergruppe, die bei Abenteuern und Risiken um keinen Preis mitmachen möchte, wirklich viel bewegen lässt?


Zusammengefasst enthüllt das Psychogramm der Gesellschaft für Konsumforschung den typischen Sarrazin-Leser als genau den Typ Mensch, den man ohnehhin schon vermutet hatte: griesgrämig, stockkonservativ bis reaktionär, ängstlich und träge. Das sind etwa jene Menschen, deren liebstes Hobby es ist, über Jahre hinweg mehrere Stunden am Tag die Kommentarspalten der Online-Zeitungen und Blogs sowie Internetforen mit menschenfeindlichem Gemoser, Verschwörungs- und Untergangsphantasien vollzumüllen, von denen man darüber hinaus aber keine großen Impulse für unsere Gesellschaft erwarten darf. Dabei wird natürlich anonym geschimpft, denn: "In diesem Land darf man ja seine Meinung nicht offen sagen." Eine Weltsicht, die wiederum wunderbar zum Charakterzug der Überängstlichkeit passt.

Nach all dem überrascht es nicht, wenn die "Süddeutsche" zu folgendem Fazit gelangt, was Sarrazins Anhängerschar angeht:

Sie lassen kaum vermuten, dass von dieser gesellschaftlichen Gruppe größere Taten ausgehen werden, etwa die Gründung einer Partei - das wäre, gemessen an den ermittelten Einstellungen, das reinste Kamikaze-Unternehmen. Auch die Hoffnung, die viele Apologeten der Debatte formuliert haben - erst mal müssen die unangenehmen Wahrheiten beim Namen genannt werden, dann packen wir das Problem tatkräftig an - sollten sich eher nicht primär auf den Sarrazin-Leserkreis fokussieren.