Montag, März 29, 2010

Kleine Nachlese zum Wochenende

Vom Sternmarsch zum elenden Häufchen

Tausende demonstrieren gegen Moscheefeinde

Ein Augenzeuge aus Marxloh berichtet

Moscheetour mit Siggi (und Peter)

Freitag, März 26, 2010

"Islamfeinde wollen vor NRW-Moscheen ziehen"

Die nächsten Tage gibt's wieder Rabatz. Der Tagesspiegel berichtet:

Dem Ruhrgebiet steht ein turbulenter Wochenausklang bevor. Vom heutigen Freitag an wollen Rechtspopulisten und Rechtsextremisten in mehreren Städten gegen den Islam agitieren. Wahrscheinlich werden zahlreiche Demokraten sowie radikale Linke gegenhalten.


Für alle, die mitmischen oder sich noch einen Logenplatz sichern wollen, stellt Der Westen einen Zeitplan für Gelsenkirchen vor. Auch der Evangelische Pressedienst informiert.

"Islamkritik" für Dumpfbacken

Noch mehr Rabatz, diesmal virtuell: Jörg Lau erteilt es dem "digitalen Pöbelpack", das deshalb vermutlich mal wieder seinen Kommentarbereich stürmen wird.

Schulen erteilen NPD klare Absage

Die Schülersprecherin hatte Post bekommen – von der NPD, genauer gesagt, von ihrer Jugendorganisation, den „Jungen Nationaldemokraten”. Rund 3000 solcher Briefe haben die Rechtsextremen in den vergangenen Tagen an Schulen in NRW verschickt. In dem Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt, macht sich ihr Vorsitzender Michael Schäfer große Sorgen um „die schleichende Islamisierung unseres Landes”, wie er es nennt. Er will Stadtteile ausgemacht haben, die man als Deutscher nicht mehr betreten dürfe und schwingt sich auf zum Sprecher der Schwachen, deren „Freiheit sich täglich Stück für Stück” verabschiede. Diskutieren will er mit den Schülervertretern über Zustände, die ihm „stinken”. Und er vergisst nicht, Politiker der demokratischen Parteien zu diffamieren. Zudem ruft er zum so genannten Ideenwettbewerb „Wir oder Scharia” auf, der die „Islamisierung unserer Schulen thematisieren” soll.


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Donnerstag, März 25, 2010

Wölfe im Schafspelz

Wie gefährlich sind die neuen Pro-Bewegungen? Wie Rechtsextreme sich als Bürgerbewegung maskieren war mit Blick auf das bevorstehende Wochenende heute Abend das Thema bei "SWR-2 Kontext". Die Sendung kann als viertelstündige Audiodatei hier angehört werden.

Domradio: Kirchen gegen Islamophobie

Evangelische und katholische Kirche haben die für das Wochenende angekündigten antiislamischen Aktionen der rechtspopulistischen Organisation „Pro NRW“ scharf kritisiert. Ein Minarettverbot sei mit der Religionsfreiheit nicht vereinbar, so die Initiatoren.

Den Versuch der Gruppierung, mit der Parole „Abendland in Christenhand“ Christen für ihre Kampagne zu vereinnahmen, wiesen die evangelischen Landeskirchen in Rheinland und Westfalen sowie die katholischen Bistümer Essen und Münster am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung entschieden zurück. „Die Positionen dieser Gruppierung sind mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar“, schreiben die Präsides Nikolaus Schneider und Alfred Buß sowie die Bischöfe Felix Genn und Franz-Josef Overbeck.


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Erster islamischer Online-Sexshop eröffnet

As well as making money, Aouragh wants his sex shop to change the image of Islam as hostile to women. "The image of women in the kitchen, submissive, dressed in a burkah isn't true. There is a lot of love. Islam has a lot of respect for women. Our shop puts the woman at the centre of things." The webshop also offers information; people can find answers to their questions there.


Hier findet man den vollständigen Artikel (und einen Link zum Sexshop).

Hm, ich frage mich gerade, welche meiner Sex-Ratgeber aus islamischer Sicht haram und welche halal sind ...

Süßmuth (CDU): Auseinandersetzung mit Islamophobie wichtige Aufgabe

Er sehe es nicht so, "dass unser Land von Islamfeindlichkeit durchdrungen ist", sagte de Maizière der taz. Dem widerspricht die frühere Bundestagspräsidentin und Leiterin der Zuwanderungskommission, Rita Süssmuth (CDU): "Die Islamophobie ist ein Tatbestand in der deutschen Gesellschaft", sagte sie der FR. "Es ist dringend erforderlich, darüber aufzuklären, was Studien belegen: Mehr als 80 Prozent der Muslime wollen sowohl treue Gläubige, als auch treue Bürger der Bundesrepublik sein." Die kritische Auseinandersetzung mit "irrationalen Ängsten" der Deutschen vor dem Islam "zählt aus meiner Sicht zu den wichtigsten Aufgaben der zweiten Islamkonferenz", so Süssmuth.


Die Frankfurter Rundschau berichtet.

Islamophobe mischen Caritas-Vortrag auf

„Wie Sie hier argumentieren, das ist ja wirklich nicht auf unserem Niveau“, beschimpfte eine ältere Dame die promovierte Theologin Dagmar Stoltmann-Lukas, die über das Thema referiert hatte, und warf ihr empört „Schönfärberei“ vor. „Toleranz gegenüber Intoleranz“ müsse ein Ende haben, hatte zuvor ein männlicher Zuhörer reiferen Alters gemahnt, während ein anderer Herr gar befürchtete, die Muslime wollten „in das Abendland einmarschieren“. Einige Zuhörerinnen verließen aufgrund dieser Entwicklung noch während der Veranstaltung enttäuscht den Saal: Der Vortrag selbst habe ihnen sehr gut gefallen, betonten sie beim Weggehen gegenüber unserer Zeitung. Das um sich greifende negative „Stammtisch-Gerede“ und die fehlende Bereitschaft mancher Teilnehmer, sich auf die Ausführungen der Referentin einzulassen, hätten ihnen indes die Laune verdorben. Was war geschehen?


Hier geht es weiter.

Neue Studie: Medien bei Integration der Ausländer eher hinderlich

Wenn Ausländer im Mittelpunkt stünden, dann überwiegend mit negativen Nachrichten: Ihr Überhang betrug zwischen -37% im Jahr 2006 und -28% im Jahr 2008. „Die ersten beiden Monate dieses Jahres zeigen allerdings einen Aufwärtstrend“, stellt Dr. Christian Kolmer, Leiter Gesellschaftsanalysen bei Media Tenor International, fest. “Der Überhang der Kritik sank auf ‘nur noch´ -22%”. Eine der Hauptursachen liegt darin, daß die Medien immer noch gerne auf den ausländischen Hintergrund von Tätern und Opfer abheben, wenn es um Kriminalität geht. Ausländer werden deshalb vor allem mit Verbrechen und – als Opfer mit politischer Kriminalität verknüpft. Der positive Beitrag, den Ausländer zum Wirtschaftserfolg und zum gesellschaftlichen Miteinander leisten, wird weitestgehend ausgeblendet.


Wobei der Witz der Sache noch zusätzlich darin besteht, dass in den letzten Jahren etliche Blogs mit der Begründung gestartet sind, unsere "gutmenschlichen, gleichgeschalteten Mainstreammedien" seien viel zu ausländerfreundlich. Einige Leute leben offenbar längst in ihrer ganz eigenen Realität.

Hier findet man den vollständigen Artikel.

Mittwoch, März 24, 2010

Sieg für die Meinungsfreiheit: Sabine Schiffer freigesprochen

Glaubt man der im Tagesspiegel wiedergegebenen Darstellung, scheint sich die Sache folgendermaßen abgespielt zu haben: Die Medienwissenschaftlerin Sabine Schiffer, die sich schwerpunktmäßig damit beschäftigt, wie in unseren Medien Rassismus gegen Muslime zum Ausdruck kommt und weiter geschürt wird, hatte nach einem Interview zur Ermordung Marwa El-Sherbinis in einem Dresdner Gerichtssaal um die 30 Hass- und Drohmails erhalten. Als sie damit zur Polizei ging, wurde allerdings das Ermittlungsverfahren gegen die durchgeknallten Islamophoben schnell eingestellt – und gegen die bedrohte Wissenschaftlerin selbst ein Strafbefehl über 6000 Euro oder wahlweise zwei Monate Haft erlassen: Sie hatte nämlich spekuliert, dass der Polizist, der im Durcheinander nach der Tat statt auf den Täter auf den dunkelhäutigen Ehemann des Opfers geschossen hatte, dabei durch (bewusste oder unbewusste) rassistische Einstellungen geleitet worden sein könnte. Das Entstehen eben solcher Einstellungen ist ja der Kern von Schiffers wissenschaftlicher Arbeit.

So sieht es also aus im komplett dem Islam unterworfenen Deutschland, in dem angeblich vor allem die Meinungsfreiheit der Rassisten ständig bedroht ist: Auch wenn man mehr als zwei Dutzend Drohmails erhält, sollte man sich damit vielleicht besser nicht an die Polizei wenden – denn statt um die Rassisten kümmert die sich offenbar viel eher um deren Opfer. Oder wie es im "Tagesspiegel" zu Schiffers Einschätzung der Dinge heißt:

Aus Schiffers Sicht drängt sich bei Lektüre der Akte der Eindruck auf, dass der Kommissar, dem sie die Drohmails mit der Bitte um Ermittlung übergab, sich intensiv darum bemühte, den schießenden Kollegen zur Klage gegen sie zu bewegen.


Manchmal kann einen dieses Land schon krank machen. Aber es gibt auch immer wieder Anzeichen zur Hoffnung. So berichtet die Neue Rheinische Zeitung über eine offenbar hochspannende und informative Diskussionsveranstaltung zum Strafverfahren gegen Schiffer.

Und soeben meldeten die Nürnberger Nachrichten den Freispuch Schiffers: Ihre Sicht der Dinge ist vom Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt. Einem anderen Artikel zufolge soll die Stimmung vor Gericht recht ausgelassen gewesen sein:

Das etwa zweistündige Verfahren endete mit einem Freispruch für die Angeklagte Sabine Schiffer. Jubel brandete im Gerichtssaal des Erlanger Amtsgericht auf, als Richter Wolfgang Frank diesen verkündete. Doch diesen verbat er sich ebenso, wie die zuvor geäußerten Unmutsäußerungen der Zuschauer, während des Plädoyers der Staatsanwältin.


Ganz anders ist derzeit wohl die herrschende Stimmung bei einigen islamophoben Bloggern bis hin zu einem SPIEGEL-Journalisten, die ihre eigene Hetze immer forsch unter das Banner der Meinungsfreiheit stellten, selbst aber in den Tagen vor dem Prozess bei ihren Lesern tüchtig Stimmung gegen die mutige Medienwissenschaftlerin gemacht hatten. (Zu diesem Dreck gibt es hier natürlich keine Links.)

Schiffer hatte schon vor dem Prozess eine Pressekonferenz nach dessen Ausgang angekündigt. Man darf auf die weitere Berichterstattung gespannt sein.

Die Website zum Prozess mitsamt einer Auswahl der schönsten Hassmails findet man hier.

Nachtrag vom nächsten Morgen: Inzwischen liegen mehrere weitere Medienberichte zum Prozess vor. Den informativsten gibt es hier.

Montag, März 22, 2010

"Herr Gesterkamp, kehren Sie zum argumentativen Diskurs zurück"

Nachdem der Publizist Thomas Gesterkamp vor einigen Wochen versucht hatte, die Männerrechtsbewegung in die braune Ecke zu schieben, gibt es hierzu jetzt einen offenen Brief von Dr. Matthias Stiehler, dem Vorsitzenden des Dresdner Instituts für Erwachsenenbildung und Gesundheitswissenschaft:

Sehr geehrter Herr Dr. Gesterkamp,

mehrfach musste ich in letzter Zeit Artikel von Ihnen lesen, die Männerrechtler als rechtsextrem darstellen. Grundlage war eine Expertise, die Sie für die Friedrich-Ebert-Stiftung angefertigt haben. Auch wenn ich manche Kritiken von Ihnen teile, finde ich die diffamierende Pauschalisierung, mit der Sie hausieren gehen, weder expertisenreif noch nützlich. Sie tun im Grunde das, was Sie den „Gegnern“ vorwerfen: Sie ideologisieren und versuchen sie damit mundtot zu machen.

Ich habe selbst einen Beitrag in dem Buch „Befreiungsbewegung für Männer“ geschrieben. Trotzdem wollte ich mich der Initiative AGENS nicht anschließen. Der Grund dafür ist, dass mir die Kritik dieser Initiative zu einseitig, manchmal zu polemisch und das „MANNifest“ zu flach ist. Die Auseinandersetzung damit ist also wirklich gut und wichtig. Aber wenn Sie glauben, diese mit der pauschalen Behauptung, das sei „Geschlechterkampf von rechts“, abtun zu können, dann verlassen Sie die argumentative Ebene und diffamieren. Sie verstehen vielleicht, dass ich als ehemaliger DDR-Bürger sehr empfindlich auf solch eine Propaganda reagiere.

Ich möchte mit dieser Einschätzung nicht in Abrede stellen, dass es auch Rechte gibt, die sich des Männerthemas bemächtigen. Vielleicht – ich kann das selbst nicht wirklich einschätzen – nutzt die Rechte dieses Thema für ihre Interessen. Aber das bedeutet doch nicht, dass damit alle, die sich gegen Einseitigkeiten in der Geschlechterdiskussion zur Wehr setzen, automatisch rechts sind. Es bedeutet für mich, der ich meine Wurzeln in der linken Bürgerbewegung sehe, vielmehr, dass die linken Institutionen, zu der ich auch die SPD und damit die Friedrich-Ebert-Stiftung zähle, dieses Thema sträflich vernachlässigen. So ist die jahrelange Weigerung des SPD-geführten Bundesgesundheitsministeriums, einen Männergesundheitsbericht herauszugeben, eben nicht als Kampf gegen Feminismusfeindlichkeit und rechtsextreme Ansichten zu verstehen, sondern als irrationale Weigerung, über die eigenen festgefahrenen Vorstellungen hinwegzukommen. Wenn nun die schwarz-gelbe Regierung einen anderen Kurs einschlägt, dann sehe ich das keineswegs als Sieg der Rechten, sondern als Niederlage der (meiner!) Linken. Und genau diesen Blick vermisse ich bei Ihnen.

Eine Expertise, die sich mit dem Männerthema in seinen unterschiedlichen Schattierungen auseinandersetzt, hätte darauf hinweisen müssen, dass sich derzeit an vielerlei Punkten unserer Gesellschaft alte Gewissheiten zu Ideologien verfestigt haben. Das gilt auch für den Feminismus. Es ist doch keine Schande festzustellen, dass sich hier Pfründe entwickelt haben, die mit aller Macht verteidigt werden. Das bedeutet ja nicht gleich, dass Frauenbewegung an sich falsch wäre. Aber ein ideologischer Feminismus ist falsch und konservativ. Und „ideologischer Feminismus“ bedeutet, dass das Urteil bereits vor der Analyse feststeht bzw. sich auf veraltete Analysen stützt. Und dass er zu oft die gesellschaftliche Deutungshoheit errungen hat, habe ich selbst in mehreren Veröffentlichungen beschrieben.

Ich plädiere daher unbedingt für einen argumentativen Geschlechterdiskurs, der ergebnisoffen ist. Das bedeutet selbstverständlich, Benachteiligungen von Frauen zu erkennen – aber ebenso auch von Männern. Und wer der Überzeugung ist, Letzteres gäbe es nicht, kann dem doch recht beruhigt entgegensehen. Sie wissen, dass ich als Gesundheitswissenschaftler natürlich eine differenzierte Sicht auf die sog. „patriarchale Dividende“ habe.

Ich plädiere vor allem aber dafür, dass es eine offene Männerdebatte gibt. Zu sehr hat sich die Kritische Männerforschung ideologisiert und zu sehr entwickelt sich zurzeit eine ebenso ideologisierte Gegenbewegung. Falls Letztere wirklich nach rechts abdriften sollte, dann deswegen, weil die Linke beim Männerthema versagt bzw. selbst zu Konservativen werden. Genau dem leisten Sie mit Ihrer Expertise Vorschub.

Dabei gibt es natürlich auch jetzt schon den argumentativen Diskurs. Denken wir an Hans-Joachim Lenz, Reinhard Winter, Gunter Neubauer und andere. Wenn Sie die Debatte in Swichboard (Heft 190) lesen, wird Ihnen der Unterschied Ihres Artikels zu deren Sichtweise auffallen. Sie radikalisieren die Debatte und sprechen Denkverbote zu Positionen aus, die ich selbst nicht als rechts ansehen kann.

Sehr geehrter Herr Gesterkamp, ich bitte Sie, zum argumentativen Diskurs zurückzukehren.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Matthias Stiehler
Vorsitzender des Dresdner Instituts
für Erwachsenenbildung und Gesundheitswissenschaft e.V.


Über einigen anderen Hickhack bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, wo Gesterkamps Pamphlet erschienen war, berichtet heute Endstation Rechts. (Was ist denn seit einiger Zeit mit dieser Stiftung los? Die war doch früher hochangesehen?)

"Noch nie hatten wir solche Angst"

Die politische Radikalisierung in Ungarn nimmt dramatisch zu. Blutige Anschläge gegen Roma, Hetze gegen Juden und Großungarn-Propaganda fallen auf fruchtbaren Boden. Bei der Parlamentswahl im April dürfte die rechtsradikale Jobbik-Partei davon profitieren.


Das Magazin CICERO berichtet.

Wenn Skepsis gegen Moslems zur Diffamierung wird

Rassismus ist ein schwerer Vorwurf, mit dem man nicht leichtfertig umgehen darf. Nicht alle kritischen Rückfragen, die man an Muslime richtet, sind Ausdruck von Rassismus, das wäre ja sonst völlig absurd. Viele Menschen haben solche Fragen, die sollen sie stellen, und manche sind gegenüber dem Islam recht skeptisch eingestellt. Das macht natürlich noch keinen Rassismus aus. Dieser entsteht dort, wo man nicht mehr hinhören will. Rassisten stellen keine Fragen, sondern wissen im Voraus schon alle Antworten.

Kennzeichnend für den Rassismus ist außerdem, dass man Menschen nicht mehr als Individuen betrachtet, sondern ihnen eine kollektive Mentalität zuschreibt, etwa eine Verlogenheit: Es gibt ja den Vorwurf, Muslime hätten eine andere Einstellung zur Wahrheit. Wenn Menschen auf solche Weise prinzipiell ausgegrenzt werden, muss uns das alarmieren. (…) Im Internet werden etwa Horrorszenarien gemalt, dass in Deutschland in 40 Jahren die Scharia herrschen werde. Das hat mit ernsthafter Auseinandersetzung nichts zu tun, auch nicht mit kritischem Fragen, sondern ist pure Angstmacherei und Diffamierung.


In den Nürnberger Nachrichten erklärt Heiner Bielefeldt, Professor für Menschenrechtspolitik, noch einmal den Unterschied zwischen Islamkritik und Islamophobie.

Zum Thema muslimfeindlicher Rassismus hat auch heute wieder Kruppzeuch mehrere interessante Beiträge im Angebot.

Samstag, März 20, 2010

Erklärung gegen Islamophobie jetzt online

Die gemeinsame Erklärung von Flüchtlingsorganisationen und dem Deutschen Gewerkschaftsbund steht inzwischen mit einer Liste der Unterzeichner online. Die für mich zentrale Passage:

Was tun?

Zivilgesellschaftliche Organisationen und staatliche Stellen sollen Strukturen aufbauen bzw. fördern, die sachliche Informationen über den Islam und die Muslime aufbereiten und der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Die demokratischen Parteien müssen sich rassistischen Kampagnen entgegenstellen und darauf verzichten, zur Mobilisierung von Wählerstimmen Vorurteile und Stereotype gegenüber Muslimen zu bedienen.

Antimuslimische Internet-Blogs, in denen anonyme Autoren Muslime rassistisch beleidigen und offen zur Gewalt auffordern, sind von den Behörden stärker als bisher in den Blick zu nehmen.

Die Medien haben dafür Sorge zu tragen, dass sie mit ihrer Berichterstattung keine rassistischen Stereotype befördern und rassistischen und fremdenfeindlichen Positionen in ihren Leserbrief- und Kommentarseiten kein Forum bieten.

Schulen, Universitäten und andere Bildungseinrichtungen sollen sich mit den Organisationsstrukturen und Argumentationsmustern von Rechtsextremisten und Rassisten aktiv auseinandersetzen.

Zivilgesellschaftliche Organisationen müssen aktiv werden und Gesicht zeigen, wenn Rechtsextremisten und Rassisten durch Demonstrationen und Kundgebungen versuchen, ihre Positionen zu verbreiten und salonfähig zu machen.

Brandanschlag auf Moschee angedroht

Die "Islamkritiker" sind wieder unterwegs.

(Mit herzlichem Dank mal wieder an Kruppzeuch, das gestern und heute ordentlich von mir "geplündert" wurde.)

Scheidungsväter: Sex mit der Ex für Umgang mit dem Kind

Sex zu haben ist von Hause aus etwas sehr schönes. Die Spielarten können sehr verschieden sein. In der Regel verkehren die Menschen freiwillig und ohne Zwang miteinander. Was für die einen ein Spiel ist, ist für andere eine Qual. Heute möchte ich auf ein qualvolles Thema der Väter hinweisen, denn immer wieder habe ich Geschichten von erlebten sexuellen Abhängigkeiten und damit verbundener Unterwerfungen gehört.

Grenzen werden überschritten, wenn der Umgang mit dem Kind bezahlt werden muss. Die Spielarten sind facettenreich. Um das Bild einer guten Beziehung aufrechtzuerhalten kann es geschehen, dass Väter aufgefordert werden, eine sexuelle Beziehung aufzunehmen, weiter aufrechtzuerhalten oder zu gar erpressen. Die Versuchung darauf einzugehen scheint nicht gering zu sein. Am Ende bleiben Depression oder Selbsthass.

Sexuelle Täter sind nicht nur Männer, sondern in sehr vielen Fällen auch Frauen. Männer und ihre Themen haben es in einer Gesellschaft von Männerverachtung schwer. Während für betroffene Frauen ein gigantisches Helfernetzwerk ausgespannt ist, werden betroffene Männer mit solchen Problemen ausgelacht und nicht für ernst genommen. In Sachsen-Anhalt findet dieser Mann keine Beratung, keine Anlaufstelle für seine Probleme. Was also tun, wenn man Hilfe braucht?


In seiner aktuellen Sendung bricht das Väterradio mit einem Tabu.

Freitag, März 19, 2010

"Rassisten sind eine Gefahr, nicht Muslime!"

Das Domradio berichtet über eine gemeinsame Erklärung von Flüchtlingsorganisationen und dem Deutschen Gewerkschaftsbund.

Vorurteile bis in Schulbücher hinein

Der Humanistische Pressedienst hat den von John Bunzl und Kai Hafez herausgegebenen Sammelband "Islamophobie in Österreich" besprochen. Ein Auszug:

Als allgemeines Resultat der Beiträge lässt sich festhalten: In Medienberichten und Politik, Rechtssprechung und Schulbüchern lasse sich ein stereotyper Umgang mit dem Islam und den Muslimen ausmachen. Öffentlich werde das Vorhandensein damit verbundener Feindbilder und Hassgefühle aber häufig geleugnet. Dabei handele es sich nicht nur um Erscheinungsformen, die am gesellschaftlichen oder politischen Rand ausgemacht werden könnten, wofür die Agitation im „Netzwerk Karl Martell“ im Internet und das Positionspapier der FPÖ zum Thema stünden. Man könne bereits in Schulbüchern einschlägige Stereotype und Vorurteile ausmachen, wobei häufig auch eine einseitige bis verzerrte Deutung von Aussagen des Korans belegbar seien. Darüber hinaus vermittelten auch die als fortschrittlich und weltoffen geltenden Medien und Politiker nicht selten Auffassungen und Bilder vom Islam und den Muslimen, welche auf Ressentiments gründeten und sie bedienten und damit keinen konstruktiven Beitrag zum Umgang mit einer Minderheit lieferten.


via

Donnerstag, März 18, 2010

"Die Angriffe werden brutaler"

Es gab 2009 263 Übergriffe, von denen wir erfahren haben. Das heißt, dass es ca. jeden zweiten Tag in Sachsen einen Übergriff gibt. Die meisten davon, 149, sind Körperverletzungen. Über 400 Personen wurden angegriffen. Sachsen führt damit die Statistik in den ostdeutschen Bundesländern an. Seit Beginn unserer Statistik 2003 ist es das führende ostdeutsche Bundesland in Sachen rechtsmotivierter Gewalt. Die Zahlen gingen dieses Jahr ein wenig zurück, was aber keine Entwarnung bedeutet. Die Angriffe werden brutaler und die Hemmschwelle einfach zuzuschlagen, ist viel niedriger geworden. Und mit Marwa El-Sherbini müssen wir nun zwölf Todesopfer rechter Gewalt in Sachsen zählen. (…) Alltagsrassismus, also zum Beispiel die täglichen Beleidigungen, die Menschen mit Migrationshintergrund erleiden, können wir gar nicht zählen. Außerdem nehmen wir beispielsweise Sachbeschädigungen nur in unsere Statistik auf, wenn sie massiv sind.


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Pro-Köln-Stadtrat muss vor Gericht

Der zur rechtsextremen Partei „Pro Köln“ übergetretene Jörg Uckermann muss sich wegen Körperverletzung vor dem Amtsgericht verantworten. Er soll eine Demonstrantin attackiert haben. Zudem laufen Ermittlungen wegen Geldwäsche-Verdachts gegen ihn.


Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet.

NPD-Vorstand wegen Körperverletzung verurteilt

In Rostock ist der NPD-Funktionär Michael Grewe wegen schweren Landfriedensbruchs und Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und fünf Monaten verurteilt worden. (…) Der Vorsitzende Richter sah es laut NDR als erwiesen an, dass vor allem der 41 Jahre alte NPD-Funktionär bei den Ausschreitungen am Pölchower Bahnhof eine zentrale Rolle gespielt hatte. Grewe habe sich “durch das Austeilen von Schlägen besonders hervorgetan”. Er sei Rädelsführer der Attacke auf die linken Demonstranten gewesen, die im Sommer 2007 auf dem Weg zu einer NPD-Kundgebung in der Rostocker Innenstadt waren.


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Mittwoch, März 17, 2010

Skandinaviens Juden fühlen sich nicht mehr sicher

Zwischen Dänemark und Norwegen steigt die Anzahl antisemitischer Übergriffe. An norwegischen Schulen bekommen jüdische Schüler gelbe Sterne auf den Rücken geklebt und müssen hören, dass "alle Juden erschossen“ gehören.


Die Presse berichtet.

Hass-Web wächst in sozialen Netzwerken

Mit dem Internet wächst auch seine Schattenseite. Das Hass-Web breitet sich besonders in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter oder YouTube weiter aus. (…) "Gegenüber klassischen Medien wie dem Fernsehen oder dem Radio sind die User im Internet einer höheren Gefahr ausgesetzt", meint Rainer Gries, Propagandaexperte am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien, gegenüber pressetext. Propaganda werde online in steigendem Ausmaß auf subversive Art und Weise betrieben. Hassnachrichten könnten vom Nutzer aber nur schwer relativiert und auf Wahrheitsgehalt gegengecheckt werden.


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Dienstag, März 16, 2010

Frankreich: Triumph der Angst

Der Anführer der rechtsradikalen Nationalen Front hat in der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Côte d´Azur am Sonntag 20,3 Prozent der Stimmen erzielt und gemeinsam mit Tochter Marine, der Vizechefin der FN, die Partei landesweit auf 11,4 Prozent hinaufkatapultiert. Ein Prozentpunkt mehr, und die Rechtsradikalen hätten die Grünen überflügelt und wären hinter Sozialisten und Rechtsbürgerlichen die drittstärkste Kraft im Lande.

Aber Le Pen tritt nicht etwa mit Siegerlächeln vor die Fernsehkameras. Der Mann, der um die Opfer von Globalisierung, Kriminalität und Immigration geworben hat, präsentiert sich auch in der Stunde des Triumphs als einer der Ihren, als Opfer eben. Le Pen streckt eines seiner Wahlplakate in die Höhe. "Zensur" steht in dicken Lettern darauf, eine Anspielung auf einen Gerichtsbeschluss. Marseiller Richter haben das Plakat als fremdenfeindlich und rassistisch verboten. Es zeigt die französische Landkarte unter einer algerischen Flagge, gespickt mit raketengleichen Minaretten. Und als sei die Angst vor dem Islam damit nicht schon genug geschürt, hat die FN auch noch eine pechschwarze Burka-Trägerin abgebildet. Le Pen wettert über den Staat, über "die da oben", die dem kleinen Mann den Mund verbieten.


Die "Frankfurter Rundschau" berichtet.

"Fast alle Terroristen sind Muslime … bis auf 99,6 Prozent"

Ein beliebter Hetz-Slogan der Islamophoben lautet: "Es sind vielleicht nicht alle Muslime Terroristen, aber fast alle Terroristen Muslime". Abgesehen davon, dass der Satz so wenig Sinn ergibt wie "Es sind zwar nicht alle Männer Amokläufer, aber fast alle Amokläufer Männer" ist er schlicht sachlich falsch. Dafür sprechen auch die neusten Daten, die von Europol erhoben wurden:

The results are stark, and prove decisively that not all terrorists are Muslims. In fact, a whopping 99.6% of terrorist attacks in Europe were by non-Muslim groups; a good 84.8% of attacks were from separatist groups completely unrelated to Islam. Leftist groups accounted for over sixteen times as much terrorism as radical Islamic groups. Only a measly 0.4% of terrorist attacks from 2007 to 2009 could be attributed to extremist Muslims.


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Montag, März 15, 2010

Thomas Gesterkamps brauner Pinsel

Dieser Tage wurde von der Friedrich-Ebert-Stiftung ein Pamphlet des Männerforschers Thomas Gesterkamp herausgegeben, worin dieser mit einigen abwegigen Behauptungen weite Teile der Männerrechtsbewegung in eine rechte Ecke zu schieben versuchte. Eine verdichtete Fassung dieser Schrift hatte auch die Berliner "tageszeitung" vom 8. März dieses Jahres anscheinend ungeprüft veröffentlicht. Thomas Gesterkamp war bereits in der Vergangenheit dafür kritisiert worden, der Diffamierung des politischen Gegners zuliebe echten Rechtsradikalen in die Hände zu spielen. Jetzt hat die geschlechterpolitische Initiative AGENS (in deren Vorstand ich bin) auf ihrer Website zwei Erwiderungen auf Gesterkamps Polemik veröffentlicht. Sie stammen von der Diplompsychologin Beate Kricheldorf und von der Goslarer Gleichstellungsbeauftragten Monika Dittmer, die beide Mitglieder bei AGENS sind.

Beate Kricheldorfs Erwiderung zu dem Gesterkamp-Pamphlet:

Dem vermeintlich „politisch korrekten“ Journalisten und bekennenden „Frauenversteher“ Thomas Gesterkamp sind nun offensichtlich die Argumente ausgegangen. Schon mehrfach hatte er seinen Unmut und Ärger über kritische Stimmen zum Feminismus kundgetan; u.a. in der Buchbesprechung zur „Befreiungsbewegung für Männer“ in der „taz“ und im WDR.

Nun holt er zu einer breiter angelegten Kritik aus, indem er nicht nur Autoren dieses Buches, sondern alle bekannten Männer- und Väterinitiativen wie z.B. „Manndat“ oder „Väteraufbruch“ aufs Korn nimmt und sie pauschal als politisch rechtsextrem abstempelt. Ein zweifellos hilfloser und auch dummer Versuch, sich mit den Inhalten solcher Initiativen auseinanderzusetzen. Nach Gesterkamp ist es bereits eine Unverschämtheit, sich mit dem Feminismus überhaupt kritisch zu beschäftigen, geschweige denn Dinge daran in Frage zu stellen oder gar abzulehnen. Nur ganz am Rande und eben „politisch korrekt“ werden auch einige angeblich nachvollziehbare Argumente der Männerbewegung eingeräumt; z.B. der Bildungsnotstand bei Jungen, die Vernachlässigung der Männergesundheit, die Tabuisierung der Gewalt gegen Männer (sofern sie von anderen Männern ausgeht und nicht von Frauen). Einige Gruppierungen wie der „Väteraufbruch“ werden als relativ unpolitisch und somit als harmlos („moderat“) und „zahnlos“ eingeschätzt. D.h. nach Ansicht des Autors ist die Benachteiligung von Vätern im Familienrecht wohl eher „Gedöns“.

Andere Gruppierungen, wie z.B. AGENS, werden als höchst gefährlich eingestuft: von Feminismushetze, Frauendenunzierung und auf die Spitze getriebene Polemik gegen Gender-Mainstreaming ist die Rede. Dass unter den sieben Gründungsmitgliedern von AGENS auch zwei Frauen sind, wird (wahrscheinlich bewusst) verschwiegen.

Veranstaltungen wie der kürzlich stattgefundene Düsseldorfer Männerkongress seien zwar „bestimmt kein Treffen Rechtsradikaler gewesen“, aber immerhin sei auch der „umstrittene“ Gerhard Amendt unter den Rednern gewesen, dem wegen der angekündigten Attacken militanter Feministinnen ein Bodyguard zur Seite gestellt wurde.

Dass es überall und in allen Vereinen solche und solche gibt (Linke und Rechte, Progressive und Konservative, Vegetarier und Fleischfresser usw.) mag eine Selbstverständlichkeit sein. Aber alles, was in der Geschlechterdebatte von männlicher Seite kommt, als „rechts“, „braun“ und schlecht abzustempeln und alles, was von weiblicher Seite kommt, als „links“, grün (oder lila) und gut zu verherrlichen (oder zu „verdämlichen“) ist m. E. eine Polarisierung, die lediglich auf Polemik und Kampf abstellt und eine sachliche Diskussion von vornherein verhindert. So hat der Verein AGENS sich u.a. auf die Fahnen geschrieben, es gerade „besser“ zu machen als viele feministische Strömungen; nämlich auf Schreien, Jammern, Diffamieren zu verzichten.

Der Feminismus hat sich totgesiegt und braucht keine Fürsprecher, Schützenhelfer und „Frauenbeschützer“ wie Thomas Gesterkamp mehr. Darauf können und wollen emanzipierte Frauen verzichten. Verzichtet werden kann auch auf plumpe Polemik. Wenn die alten Argumente (Männer sind Schweine, Gewalttäter usw.) nicht mehr ziehen, müssen eben neue her wie „rechtsradikal“ oder „neokonservativ“. Das macht nicht mal wütend, sondern ist einfach nur ärgerlich und überflüssig.

Letztlich sind es nicht nur Männer, sondern zunehmend auch immer mehr Frauen, die den Feminismus in der praktizierten Form (Benachteiligung von Jungen und Männern) nicht mehr mittragen wollen.

Beate Kricheldorf
Dipl.-Psych., politisch liberal (FDP), Gründungsmitglied von AGENS


Der offene Brief der Gleichstellungsbeauftragten Monika Dittmer an Thomas Gesterkamp (dieser Text ging auch als Leserbrief an die "taz"):

Sehr geehrter Herr Gesterkamp,

ich danke Ihnen für Ihre persönlichen Worte und Ihre subjektiven Schlussfolgerungen in der Veröffentlichung der FES im März 2010, die Sie mit „Geschlechterkampf von rechts“ überschrieben haben.

Mich haben Ihre Überschrift und der Untertitel allerdings auch erschrocken. Sie sprechen von „Feindbild", "Geschlechterkampf“ und „Radikalisierung“.

Ich bin seit Jahren in sozialen Arbeitsfeldern tätig, frauenbewegt und in Sorge um die Situation von jungen Frauen und jungen Männern, Mädchen und Jungen. Genau die Punkte, die sie für diskussionswürdig halten (Schwierigkeiten von Jungen in der Schule, Männergesundheit, Tabuisierung der gegen Männer gerichteten Gewalt) treiben mich um. Hinzu kommt mein persönliches Empfinden (das sei an dieser Stelle erlaubt), dass der Feminismus, in die Jahre gekommen, „schwach auf der Brust“ ist und Argumente widerkäut. Er wird von jungen Frauen nicht mehr verstanden, oft nicht mal gebraucht. Er verharrt eben in der Opferhaltung, die Sie den überwiegend männlichen Akteuren Ihres Textes vorwerfen. Ist es falsch, wenn ich mich für emanzipiert halte und aus diesen „ feministischen Kinderschuhen“ herausgewachsen bin?

Die große Geschlechterpolitik scheint mir an dem Mann und der Frau auf der Straße vorbeizulaufen. (Eine emanzipierte junge Frau Ende 20 äußerte in meinem Beisein: „Bei den Frauenthemen müsst ihr mir aber helfen; ich weiß nicht, welche das sind.“)

Die große Geschlechterpolitik lässt die Gleichstellungsarbeit vor Ort, genau mit den Ungereimtheiten, die Sie in Ihrem Text gegen die genannten Akteure verwenden, im Regen stehen. Gleichstellungsbeauftragte sind überfordert, wenn sie öffentlich formulieren „Ich bin doch nicht der Feminismus/die Frauenbewegung in Person“.

Die von Ihnen beschriebenen Umdeutungen wundern mich nicht. Diese sind ja dann möglich, wenn Begrifflichkeiten vage sind. In der Gleichstellungspolitik gibt es davon etliche.
Gleichstellungsarbeit als Querschnittsaufgabe überlässt es den Akteuren vor Ort mit einer ausufernden Deutungshoheit, diese zu prägen und zu dominieren. Deren einzige Sicherheit ist ein begrenzter Kreis feministisch ausgerichteter Frauen, deren Argumente wie sie selbst in die Jahre gekommen sind. Dieser Tunnel scheint mir immer mehr zur Sackgasse für die altehrwürdige Frauenbewegung und den Feminismus zu werden.

Immer noch tobt die Diskussion unter Frauen „Ich arbeite und du bist Nur-Hausfrau“, wenn sie auch eine andere Tonart gefunden hat. Wenn Gleichstellung hier bedeutet, Kinderbildung und -betreuung auszulagern und Hausarbeit gering zu schätzen, dann fühle ich hier keine echte Wahlfreiheit, weder für Frauen noch für Männer.

Wäre Ihrer Meinung nach Gleichstellung erreicht, wenn das Proletariat männlich, ungebildet und arm und die Führungsetagen weiblich, gebildet und reich sind? Dieser Schluss drängt sich mir aufgrund Ihrer Ausführungen auf.

Das Rad kann nicht rückwärts gedreht werden, aber eine Gesellschaft ist im Wandel. Bitte formulieren Sie einmal einen Text, der aufzeigt, worin dieser Wandel im Sinne der Gleichstellung von Mann und Frau liegt und wohin das Schifflein wohl segeln mag, wenn Sie dazu in der Lage sind. Das wäre eine echte Hilfe für die Männer und Frauen, Mädchen und Jungen, die sich um ein partnerschaftliches und liebevolles Miteinander bemühen

Mir hat es nicht gefallen, dass Sie gleich auf der ersten Seite Ihres Textes mit dem braunen Pinsel kommen und diesen im gesamten Verlauf Ihrer Ausführungen nicht mehr aus der Hand fallen lassen. Mir hat es auch deswegen nicht gefallen, dass Sie ohne Not den braunen Pinsel über AGENS gestrichen haben. Gerade wir Frauen fühlen uns von AGENS ernst genommen, da er Mann und Frau eine Stimme gibt! Ihr brauner Pinsel ist kein Beitrag zu einem dringend notwendigen gesellschaftlich-politischen Diskurs, das ist pure Ideologie.

Ich glaube, viele Männer und Frauen sind heute bereit und in der Lage, Gleichstellung konsequent weiterzudenken. Daran wird Ihre, wie ich finde, pauschale und subjektive Verunglimpfung nichts mehr ändern können.

Ich habe das Buch „Befreiungsbewegung für Männer“ gelesen. Die Autoren und Autorinnen haben damit eine längst überfällige Debatte in Schwung gebracht. Was motiviert Sie, diesen Sammelband sofort in die rechte Ecke zu schieben? Werden hier Wahrheiten ausgesprochen, die für Sie nicht aushaltbar sind?

Mit Ihrer einseitigen, pauschalen Zuweisung der „Männerrechtler“ in die rechte Ecke sind Sie für mich nicht diskursfähig. Mündige Bürger und erst recht Sie als Journalist sollten in der Lage sein, Argumente abzuwägen. Dabei werden Sie unterschiedliche Standpunkte aushalten können.

Ich wünsche mir für meine Töchter und Söhne keinen Geschlechterk(r)ampf, sondern mehr persönliche Freiheit für ihre individuellen Lebensentscheidungen und eine konsequente Gleichstellungsdebatte. Das ist ohne positive Sicht auf das Männliche und das Weibliche als komplementäre Phänomene nicht möglich. Die einseitige Verdammung aller männlichen Verhaltensweisen und das Hochhalten politisch gewollter Männerbilder ist keine authentische Vorlage für Jungen und Mädchen.

Es ist in diesem Sinne gut (für mich) aushaltbar, einmal mit etwas mehr Nachdruck auf die Seite der Männer zu schauen und daraus Schlüsse für Frauen und Männer zu ziehen. Sie haben mit Ihrem Text allerdings auch deutlich gemacht, wie weit fortgeschritten dieser neue Diskurs bereits ist – unaufhaltbar!

Monika Dittmer
Diplom Sozialarbeiterin/-Pädagogin
Systemische Familientherapeutin
Kita-Leitung
Gleichstellungsbeauftragte


Siehe dazu auch den Artikel Das fragile Feindbild des Thomas Gesterkamp im Blog "Webjungs".

Muslime: "Und sie schwimmen doch"

Eines der vielen Pseudoprobleme, das unsere Medien im Zusammenhang mit dem Islam immer wieder begeistert hochkochen, ist die angeblich massenhafte Abmeldung muslimischer Schülerinnen vom Schwimmunterricht. Einige muslimfeindliche Ideologen gehen soweit, Muslime würden ihren Frauen das Schwimmen untersagen, weil diese sonst vor ihren Unterdrückern davonschwimmen könnten. (In ähnlicher Weise hatte Alice Schwarzer ja mal argumentiert, Männer würden Frauen in Stöckelschuhe zwingen, weil diese Schuhe signalisierten, dass eine solche Frau vor einem Vergewaltiger nicht davonlaufen könne.) Schon vor Jahren hatte "Die Zeit" in einem Artikel herausgearbeitet, dass man auch bei gründlichster Recherche kaum auf Fälle stößt, wo sich muslimische Schülerinnen dem Schwimmunterricht tatsächlich entziehen. Jetzt fand das Magazin "Zenith Online" dasselbe für die Schweiz heraus:

Immer dann, wenn die Integrationsunwilligkeit von Muslimen in europäischen Ländern zur Sprache kommt, wirft irgendeiner früher oder später dieses Thema in die Runde: die Dispensationen muslimischer Schulkinder vom Schwimmunterricht, dem weihnachtlichen Krippenspiel und der mehrtägigen Klassenfahrt.

(...) Doch offensichtlich scheinen die Schweizer Muslime selbst weitaus weniger Gedanken an Schullager, Schwimmunterricht und Krippenspiele zu verschwenden als einige rechtskonservative Politiker im Alpenstaat. Denn trotz der rund 3000 muslimischen Kinder an Basler Schulen werden kaum religiös begründete Dispensationen ausgestellt. In der Grundstufe ist keine Schülerin und kein Schüler vom Schwimmunterricht befreit. In der Oberstufe »wird pro Jahr höchstens ein Dispensgesuch vom obligatorischen Schwimmunterricht behandelt«, schreibt die Basler Regierung in ihrer Stellungnahme. Die weiterführenden Schulen melden für den Zeitraum von 2000 bis 2009 sogar nur eine einzige Befreiung für den Unterricht im kühlen Nass.

Gegenüber dem Schweizer Radio DRS stellte Julia Morais von der Fachstelle für Integrationsfragen des Kantons Zürich sogar fest: Die größten Schwänzer vom Schulunterricht sind nicht wie immer behauptet muslimische Kinder, sondern die Sprösslinge aus christlich-fundamentalistischen Familien. Konkrete Zahlen liegen in diesem Fall zwar keine vor, doch auch das Aargauer Bildungsdepartement stellt mehr Dispensationsgesuche aus christlichen Kreisen fest als von anderen Glaubensgemeinschaften, wie die zuständige Kommunikationsleiterin Irène Richner erklärt.


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Zickensklaven

Nach langer Zeit habe ich mich mal wieder dazu durchgerungen, ein Buch zu lesen. Dabei fiel meine Wahl auf Guido Eckerts "Zickensklaven". Für Amazon habe ich es hier rezensiert.

Samstag, März 13, 2010

Islamkonferenz sollte nicht Stichwortgeberin für Islamophobie werden

Das stete Betonen der vorgeblichen Defizite der Muslime, ihrer angeblich völligen Andersartigkeit – und damit ihrer Nichtintegrierbarkeit – zementiert in der sogenannten Mehrheitsgesellschaft Vorurteile oder lässt sie erst entstehen. Dies umso mehr, als der alte Rassismus sich modisch als Islamophobie verkleidet und so begeisterten Zulauf selbst von Feministinnen und laizistischen Linken bekommt. Zugleich ist dieser andauernde Negativdiskurs um den Islam ein vermutlich erfolgreiches Mittel, Muslime in Isolation und Opfermentalität zu treiben. Gefährlich ist beides für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Am gefährlichsten wäre es, wenn es von ganz oben befeuert würde, von der wichtigsten, sichtbarsten Plattform des Dialogs zwischen Staat und Islam, der Islamkonferenz. Es träfe nicht nur die Muslime in Deutschland, wenn diese Konferenz – mehr als ohnehin unvermeidlich – zur Stichwortgeberin für Islamophobie würde.


Andrea Dernbach kommentiert das aktuelle Hickhack um die Islamkonferenz für den "Tagesspiegel".

Freitag, März 12, 2010

Yay!

Lena Meyer-Landrut fährt nach Oslo! :-)

BILDblog: "BILD bedient islamophobe Klischees"

Auch das BILDblog beschäftigt sich jetzt mit der haarsträubenden Berichterstattung der BILD über die Konflikte in Nigeria.

Islamophobie kein Tabu mehr: Innenminister will Muslim-Vereinen entgegenkommen

Kurz vor dem Treffen der großen muslimischen Verbände an diesem Freitag hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) Kompromissbereitschaft im Streit um die Neuordnung der Deutschen Islamkonferenz signalisiert. (…) Der Minister will den Verbänden insbesondere bei deren Kritik an seiner Schwerpunktsetzung entgegenkommen. «Themen wie Rassismus und Islamophobie können durchaus Platz finden», sagt er. Zuvor hatte der Zentralrat der Muslime bemängelt, diese Themen seien in de Maizieres Konzept nicht einmal erwähnt worden.


Näheres erfährt man hier.

Oder direkt in dem Interview, das Thomas de Maizière mit der "Süddeutschen Zeitung" führte und auf dem obige dpa-Meldung beruht.

"Wir brauchen einen Kreuzzug in Europa"

Patrik Brinkmann, rechter Sponsor und Wirrkopf, scheint in Wirklichkeit Mitarbeiter des Satiremagazins Titanic zu sein. In seinem aktuellen Video fordert er nicht weniger als einen Kreuzzug mitten in Europa.


Florian Röpke kommentiert eine aktuelle Wortmeldung der Islamkritiker.

Donnerstag, März 11, 2010

"Besuch von der antiislamischen Kampftruppe"

Kiwitt und seine Mitstreiter sind gekommen, um Stunk zu machen. Von insgesamt 23 Zuhörern gehören an diesem Abend in der Pfarrgemeinde sieben zu den Islamkritikern. Dass sie eine Einheit bilden, ist für den Referenten und die anderen Gäste nicht zu erkennen. Die Gruppe hat sich unauffällig im Raum verteilt. Lediglich der Tenor ihrer Fragen verrät sie, der Tonfall ist aggressiv. Die anderen Besucher auf der Veranstaltung in der St.-Korbinian-Gemeinde sind empört über die Fragen der Gruppe, weil das Thema des Abends nichts mit der von ihnen erzwungenen Debatte um Terrorismus zu tun hat. Mitarbeiter der Pfarrgemeinde versuchen, die Debatte zu drehen, doch die Gruppe lässt sich nicht bremsen. Längst nicht jeder von ihnen argumentiert mit Korankenntnissen, wie zum Beispiel Kiwitt. Einer erzählt, dass er in eine Irakerin verliebt gewesen sei, die ihn verlassen habe. "Was soll daran das von Mohammed versprochene Paradies auf Erden sein", fragt er.


Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet über die Umtriebigkeiten von "Politically Incorrect".

Minarettverbot: Schweiz droht Rüge des UNO-Menschenrechtsrats

Der Schweiz droht eine Rüge des Uno-Menschenrechtsrats. Das Minarettverbot sei «Ausdruck der Islamophobie», heisst es in einem Resolutionsentwurf, der derzeit in Genf zirkuliert und nächstens zur Abstimmung gebracht werden soll.


Die Neue Zürcher Zeitung berichtet.

Le Pen ruft auf zum Kampf gegen den Islam

Das "Galler Tagblatt" porträtiert den französischen Rechtsextremisten Jean-Marie Le Pen:

Le Pen geht es um nichts weniger als um Frankreich. Um das «weisse», «christliche» Frankreich, «das angesichts der massiven Einwanderung unterzugehen droht». Er wettert gegen Moscheen, «die wie Pilze aus dem Boden schiessen», so dass man in den Strassen bald den Ruf des Muezzins hören werde. Dies ist der Stoff, aus dem Le Pens Politik schon immer war, jetzt fokussiert auf den Kampf gegen den Islam. (…)

Verurteilt wurde er schon wegen rassistischer und judenfeindlicher Äusserungen, Volksverhetzung, Verleumdung, Leugnung von Kriegsverbrechen, Körperverletzung und anderem. Das hat ihn aber nie sonderlich beeindruckt. Le Pen will die Sache auch jetzt anders sehen. Seinen Zuhörern ruft er zu: «Wir sind keine Rassisten, wir sind Patrioten. Wir sind nicht fremdenfeindlich, wir lieben das Französische.»


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Rezension: "Islamfeindlichkeit. Wenn die Grenzen der Kritik verschwimmen"

Es gibt eine neue europäische Islamfeindlichkeit, schreibt Thorsten Gerald Schneiders in seiner Einleitung, welche sich in „stark rassisierenden und menschenfeindlichen Zügen“ im Umgang mit Muslimen zeige. Das Ziel des von Schneiders herausgegebenen Sammelbandes ist es daher, die islamfeindlichen Strömungen unter wissenschaftlichen Vorzeichen aufzuspüren und zu dokumentieren.


Hier geht es weiter.

Mittwoch, März 10, 2010

BILD: "Was treibt die blutrünstigen Moslems an?"

Arbeitsteilung im Hause Springer: Während die "Welt" noch der Sache angemessen von wechselseitigen Gewalthandlungen zwischen Christen und Muslimen in Nigeria berichtet, holt ihre große Schwester vom Boulevard den Vorschlaghammer raus.

"Erst im Januar waren 300 Menschen bei Kämpfen getötet worden" heißt es in der BILD - der Leser soll offenbar denken, dass auch damals schon die Muslime Christen massakrierten. In Wahrheit wurden im Januar weit über 300 Muslime getötet.

Sachlich statt aufhetzend und polarisierend berichtet der Deutschlandfunk über die Ursachen der Konflikte in Nigeria.

"Islamhasser Wilders: Ende der Toleranz"

Deutschland und die Niederlande – das sind wohl die intensivsten Wirtschaftsbeziehungen in ganz Europa. Es gibt nur wenige Staaten auf der Welt, die so sehr voneinander abhängen und profitieren. Schon allein deshalb muss es die Deutschen interessieren, was sich gerade im politischen Holland zusammenbraut. Vor allem, wenn ein Mann an die Macht strebt, der offenbar wenig Sympathien für den deutschen Nachbarn pflegt und daraus auch keinen Hehl macht.


Hier geht es weiter mit der kleinen FOCUS-Reportage darüber, was Wilders trotz seiner rassistischen Parolen so erfolgreich macht – und woran seine Eroberungspläne letztlich scheitern dürften.

Islamophobie Tabuthema auf Islamkonferenz: Verbände erwägen Boykott

Nach ersten Vorgesprächen im Ministerium am Montag sei "völlig offen, ob und in welcher Form die islamischen Dachorganisationen teilnehmen", sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Ayyub Axel Köhler, der FR. "Wir müssen über alles erst einmal intern diskutieren: über Themen, Ziele und auch die Zusammensetzung des Plenums." Die vier eingeladen religiösen Vereine fühlten sich "gegenüber zehn allein durch das Innenministerium legitimierten Einzelpersonen eindeutig unterrepräsentiert", so Köhler. Auch fehle auf der Tagesordnung die wichtige Frage der wachsenden Islamophobie und Diskriminierung, wozu auch deutsche Kopftuchverbote zählten. Vertreter des Zentralrats, der Türkisch-Islamischen Union (Ditib), des Verbands Islamischer Kulturzentren und der Alevitischen Gemeinde erörtern, "ob sie bei der Islamkonferenz fehl am Platz seien".


Die "Frankfurter Rundschau" berichtet.

Dienstag, März 09, 2010

KZ Mauthausen: Erneut muslimfeindliche Schmierereien

Die Islamkritiker leisten weiterhin Widerstand gegenüber dem politisch korrekten Appeasement und setzen sich überzeugend für ihr Recht auf Meinungsfreiheit ein:

In Oberösterreich machte jüngst Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Ackerl (SPÖ) auf eine erneute Schmiererei an der Außenmauer der KZ-Gedenkstätte Mauthausen aufmerksam. „Türk‘ und Jud‘, giftigs’s Blut“ war darauf zu lesen. Vor fast einem Jahr gab es einen ähnlichen Vorfall, als der Spruch "Was unseren Vätern der Jud, ist für uns die Moslembrut, seid auf der Hut! 3. Weltkrieg - 8. Kreuzzug" vor Ort zu lesen war.


Aber keine Sorge: Islamophobie und Antisemitismus haben natürlich nix miteinander zu tun.

Kismet berichtet.

CSU-Politiker Uhl: "Eine Islamisierung gibt es nicht"

Erfreulicherweise spricht man sich auch im konservativen Lager bei allen Differenzen zu mancher rot-grünen Auffassung sehr klar gegen die islamophoben Gesellen aus. So veröffentlicht heute n-tv ein Interview mit dem CSU-Politiker Hans-Peter Uhl. Ein Auszug:

N-tv: Trotzdem gibt es auch in Deutschland den Versuch, mit radikaler Islam-Kritik politisch zu punkten, etwa durch "Pro Köln" und "Pro NRW". Der Millionär Patrik Brinkmann, der früher die DVU unterstützt hat und jetzt die "Pro-Bewegung" unterstützt, setzt neuerdings auf "eine Rechte ohne Antisemitismus". Könnte eine nicht-antisemitische Rechte eine Gefahr für die Union sein?

Uhl: Solche Versuche hat es schon früher gegeben, die wird es immer geben. Man muss daran arbeiten, dass sie erfolglos bleiben. Wenn ich in meinem Wahlkreis in München über dieses Thema spreche, kommen regelmäßig zwei, drei Leute, die in dieses Horn blasen - es sind immer dieselben. In jeder Versammlung halte ich dagegen, und die Anwesenden, eher CSU-orientierte Zuhörer, geben mir recht.

N-tv: Was fordern diese regelmäßigen Besucher? Und wie halten Sie dagegen?

Uhl: Sie fordern beispielsweise ein totales Nein zum Bau von Moscheen. Wenn man das konsequent abwehrt, findet man auch genügend Unterstützung, so dass die, die den Islam verteufeln, verunglimpfen und bekämpfen, isoliert werden. Und darum geht es. Diesem Meinungskampf muss man sich als Unionspolitiker stellen, indem man sagt, mit uns geht so etwas nicht, für uns gilt Religionsfreiheit, wir bekämpfen Islamismus und Extremismus, aber nicht eine friedliche Religion wie den Islam. Dieser Auseinandersetzung muss man sich stellen, jeder an seinem Platz.

(…) N-tv: Die radikalen Islam-Kritiker, auch Wilders, sprechen gern von einer Islamisierung Europas. Gibt es die?

Uhl: Eine Islamisierung Europas gibt es natürlich nicht, obwohl wir ca. 15 Millionen Menschen dieses Glaubens in Westeuropa haben. Aber es ist dort auch so wie bei uns im Christentum, dass nur ein Teil von ihnen die Moscheen aufsucht. Und nur ein verschwindend kleiner Teil davon ist islamistisch-extremistisch orientiert. Also sollte man nicht ein Zerrbild an die Wand malen von einer Islamisierung Europas.

Geert Wilders und seine Zielgruppe

Was macht einen nationalistischen Populisten wie Geert Wilders so stark? Warum ist ausgerechnet Almere zur Hochburg der PVV geworden? Und was lehrt ein fulminanter Wahlkampfauftritt von Wilders wenige Tage vor dem Urnengang? Das Publikum geht begeistert mit, die Klänge von „The Eye of the Tiger“ peitschen auf. Krachende Becken, Dam-dam-dam. So schallen die Brachialakkorde aus den Boxen. Und Brachiales hat auch er im Gepäck: Beamte entlassen! Und das Geld investieren in „Stadtkommandos“, nicht näher spezifizierte Sondereinheiten. Dam-dam-dam. Härter vorgehen gegen „kriminelles Pack”! Dam-dam-daaah. Und die Polizei, „vom Schreibtisch und Computer weg und, hopp, auf die Straße“! Standing Ovations sind Wilders’ Lohn. Wie aus dem Lehrbuch eines Demagogen geht es weiter. Schlussakkord, die Prophezeiung: „Leute, es hängt was in der Luft. Holt mal tief Atem. Ihr könnt es riechen. Es ist der Geruch des Sieges.”


Der Tagesspiegel hat sich angeschaut, was Wilders in bestimmten Regionen so erfolgreich macht.

Montag, März 08, 2010

"Fakt ist ..!" – Programmtipp zum Frauentag

Das haben wir gerne! Gestern warb Dr. Eugen Maus von MANNdat im WDR für die erstarkende Männerbewegung, heute ist im MDR Paul-Hermann Gruner von AGENS dran. So stellt der Sender seine heutige Talkrunde vor:

Küche, Kinder, Karriere – Wer braucht heute noch Emanzipation?

In Deutschland haben wir eine Bundeskanzlerin, Fußball-Weltmeisterinnen und "Tatort"-Kommissarin, die selbstbewusst mit Mitte 40 eine Topfigur im Playboy macht. Und das vermeintlich starke Geschlecht? Es fühlt sich zunehmend überfordert und verunsichert. Versorger, Traumprinz und natürlich Teilzeitvater – das ist einfach zuviel. Deshalb sollen Jungen und Männer gefördert werden – findet auch die Bundesfamilienministerin. Ist unsere Gesellschaft durch die Gleichberechtigung aus den Fugen geraten? Am Internationalen Frauentag diskutiert "Fakt ist…!" Moderatorin Uta Georgi im LANDESFUNKHAUS SACHSEN mit:

Viola Klein, die Dresdner Unternehmerin meint: "Frauen und Männer sollen unterschiedlich bleiben, aber gleichwertig sein."

Paul-Hermann Gruner, für den Journalisten und Autoren kommen die Männer viel zu kurz: "Eine offen und offensiv auftretende Männerbewegung ist nach vier Jahrzehnten einseitiger Mädchen- und Frauenförderung eine überfällige weltanschauliche Korrektur."

Hendrikje Fitz, die Schauspielerin aus der ARD-Serie "In aller Freundschaft" findet: "Ziel emanzipatorischen Bestrebens ist ein Zugewinn an Freiheit oder Gleichheit - dafür wird man nie aufhören dürfen, zu kämpfen."

Gabriele Kuby, die katholische Soziologin und Mutter von drei Kindern spricht Klartext: "Eine Gesellschaft, welche die Mutter schlecht macht, hat keine Zukunft."


Heute Abend um 22:05 Uhr im MDR.

USA: Starker Zulauf für Rechtsextreme seit Obamas Wahl

Nach der Wahl von Barack Obama zum ersten schwarzen US-Präsidenten ist die Zahl rechtsextremer Gruppierungen einer Studie zufolge rapide angestiegen. In ihrem Jahresbericht zählte die Bürgerrechtsgruppe "Southern Poverty Law Center" bis Ende vergangenen Jahres 512 aktive rechtsextreme Gruppierungen in den USA - mehr als drei Mal so viele wie im Vorjahr, als 149 derartige Vereinigungen dokumentiert waren.


Hier findet man den vollständigen Artikel.

"Der flexible Mann"

Zum Weltfrauentag ist heute in der "Neuen Zürcher Zeitung" ein Artikel von Prof. Gerhard Amendt erschienen:

Unter den Bedingungen der freiheitlich-modernen Gesellschaft hat sich auch das Verhältnis von Männern und Frauen kompliziert. Der Notwendigkeit, dass sich beide Geschlechter mehr aufeinander zubewegen, stehen nicht nur archaische Verhaltensmuster, sondern auch die feministische Opfer-Ideologie entgegen.


Hier geht es weiter.

"Fremdheitsmarkierung steht Integration im Weg"

Verhüllte Frauen, betende Männer und Moscheen mit Minaretten - das ist das Bild des Islams, welches die Medien nicht erst seit den Terroranschlägen des 11. Septembers vermitteln, so Dr. Sabine Schiffer, Gründerin des Instituts für Medienverantwortung in Erlangen.

Ihr einstündiger Vortrag mit dem Titel „Medien und Islam und die Formation antiislamistischer Bürgerbewegungen”, den sie gestern Vormittag im gänzlich gefüllten St. Georg-Gemeindesaal hielt, regte im Anschluss eine lebhafte Disskussion unter den Anwesenden an.


Hier geht es weiter.

Passend dazu: Frau mit Kopftuch durch U-Bahn geschubst

Sonntag, März 07, 2010

Auf Dummenfang

Vorbild Geert Wilders: In Nordrhein-Westfalen ziehen Neonazis mit antiislamischen und rassistischen Parolen in den Landtagswahlkampf.


Die "junge welt" berichtet.

Europarat warnt vor Burkaverbot

Ein solches Verbot wäre ein Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention, heißt es in der am Sonntag veröffentlichten Erklärung weiter. Diese garantiere die Grundrechte auf Schutz des Privatlebens und auf Religionsfreiheit. Einschränkungen dieser Rechte lasse die Konvention nur zu, wenn dies zur Wahrung der Demokratie, der Sicherheit, der öffentlichen Ordnung und der guten Sitten erforderlich sei, betonte Hammarberg. Dies treffe aber für das Tragen von Burka und Nikab nicht zu - zumal die Anzahl der verschleierten Frauen in Europa sehr gering sei.


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Samstag, März 06, 2010

Hat der Rechtspopulismus eine Chance in Deutschland?

Besteht das Risiko, dass Deutschland bald ebenso rechten Verführern auf den Leim geht wie einige unserer Nachbarländer? Die taz wägt Pro und Contra gegeneinander ab.

Freitag, März 05, 2010

Wilders Erfolg: Warum Holland kein Modell für Deutschland ist

In Holland gewinnt Geert Wilders mit seiner one-issue-Partei grosse Anteile der Wählerschaft in Almere und Den Haag. Die PVV nennt sich “Partei für die Freiheit”, hat aber eigentlich nur ein Thema: Die Muslime sind unser Unglück. Vor allem wegen des Versagens der etablierten (ehemaligen) Großparteien – Sozis und Christdemokraten – wächst der Nimbus des islamfeindlichen Rechtspopulisten.


Warum er ähnliche Entwicklungen in Deutschland nicht befürchtet, erklärt Jörg Lau hier.

Währenddessen wirft die "taz" einen Blick auf Deutschlands Nachbarstaaten: Überblick Europa: Populisten auf dem Kreuzzug.

Und die "Süddeutsche Zeitung" erörtert, wie man mit Populisten wie Wilders politisch umgehen sollte.

Wilders deutsche Brüder im Geiste: Zu dumm für den Erfolg

Die "Frankfurter Rundschau" beschäftigt sich heute mit Geert Wilders deutschen Gesinnungsgenossen, insbesondere "pro NRW". Ein Auszug:

Damit richtet sich die Populisten-Partei, wie nebenan die PVV, vor allem an eine Wählerklientel, die sich zur Mittelschicht zählt, ihre Privilegien aber in Gefahr sieht - und die Schuld daran nicht so komplexen Zusammenhängen wie Globalisierung, Finanzkrise oder radikalliberaler Wirtschaftspolitik gibt, sondern, weil´s intellektuell weniger anstrengt, einem Sündenbock. Die Nazi-Nostalgiker im NPD-Umfeld pflegen da alte antisemitische Erklärungsmuster ("Finanzjudentum"); pro NRW distanziert sich von diesem "antisemitischen Sammelbecken von Neonazis" - und hetzt lieber gegen Moslems. Fehlt also nur noch ein im Umgang mit den Medien gewiefter Typ wie Wilders, um aus dem Ressentiment-Gebräu Wahlerfolge zu köcheln? Ein paar fähige Unterstützer müsste die Führerfigur sich schon mitbringen. Denn der Blick in braune Internet-Foren ist ein Blick in den Abgrund der Dummheit.


Hier findet man den vollständigen Artikel.

FAZ: "Ein Rechtsruck geht durch Europa"

Die Politik in Europa wird auf absehbare Zeit von den Rechtspopulisten dominiert. Die Vorhersage mag bedrohlich klingen. Allein, man muss kein Prophet sein, um aus den niederländischen Kommunalwahlen ein gewaltiges Potential antimuslimischer, antieuropäischer, antiarrivierter Politik auch andernorts abzuleiten.


Hier geht es weiter.

Donnerstag, März 04, 2010

Radiotipp: "Ein Wilders kommt selten alleine – Rechtsruck in Europa"

Eine Radiosendung, die sachkundig in die Tiefe geht und die ich deshalb regelmäßig gerne höre, ist "Der Tag" auf Hr2 Kultur. Morgen Abend ab 18:05 Uhr wird der aktuelle Rechtsruck in Europa Thema sein:

Ganz egal, von wo aus man schaut: die Niederlande stehen jetzt endgültig rechts von Deutschland. Das Land, das lange als Vorzeigeland für multikulturelle Toleranz galt, wird jetzt möglicherweise ein Problemfall für Europa.

Dem Rechtspopulisten Geert Wilders ist nach dem Erfolg bei den Europawahlen jetzt ein weiterer Coup gelungen. Seine Partei gilt als Gewinnerin der Kommunalwahlen in den Niederlanden. Sein nächstes Ziel: der Posten des Regierungschefs. Er bezeichnet den Koran als "faschistisch", will einen Einwanderungsstopp aus muslimischen Ländern und ein Bauverbot für Moscheen durchsetzen. Wie oft kann man rechts abbiegen, ohne Europa zu verlassen? fragt der Tag.


Wer morgen Abend keine Zeit oder Lust für sowas hat: Die Sendungen der letzten fünf Tage sind im Audioarchiv auf der Website zur Sendung abrufbar.

FAZ: "Zur Mobilisierung des Ekels"

Die "Frankfurter Allgemeine" stellt drei Bücher vor, die sich kritisch mit der grassierenden Islamophobie auseinandersetzen. Ein Auszug:

Wie der Antisemitismus im Namen der zivilisierten Sitten am jüdischen Ritualgesetz Anstoß nahm, so werden heute muslimische Speisevorschriften skandalisiert. Zur Mobilisierung des Ekels werden Schauerlegenden in Umlauf gesetzt. Auch Berufsjournalisten unter den Islamkritikern verbreiteten die Falschmeldung, englische Banken hätten Sparschweine aus dem Verkehr gezogen. Die Umwelt, in der solche Gerüchte heute wuchern und gezüchtet werden, ist das Internet.

Zu Recht beschäftigen sich Kay Sokolowsky und Sabine Schiffer, die zum Thema auch einen Aufsatz zum Münsteraner Band beisteuert, ausführlich mit den Widerwärtigkeiten der islamkritischen Bloggerszene. Seiten wie „Politically Incorrect“ stehen für eine Verrohung und Enthemmung der öffentlichen Rede, die ohne Beispiel ist, was jedenfalls die technischen Möglichkeiten der Selbstreproduktion und der Rückkopplung mit stärker von Anstandsregeln reglementierten Foren angeht. Die anonymen Autoren berauschen sich an der Entmenschlichung des Fremden, die die Antisemitismusforschung beschrieben hat. Das Wort „Muslim“ wird durch Schimpfwörter ersetzt; mit Schandnamen, die witzig sein sollen, belegt man auch die vermeintlichen Unterstützer der Volksfeinde, die Kollaborateure, Appeaser und Gutmenschen. Die Konsumenten der Greuelgeschichten schwelgen in Phantasien der Gegenwehr. Frage: „Welche Möglichkeiten bestehen, Moscheen in Deutschland moderat ,zurückzubauen'? Wer hat eine zündende Idee?“ Antwort: „Man braucht keinen zündenden Funken. Ein paar Eimer Schweineblut gut versprüht tun's auch.“ So rottet sich Tag für Tag ein virtueller Mob zusammen.

Was hat die respektable Islamkritik der preisgekrönten Bestsellerautoren mit dieser hässlichen Unterseite der Debatte zu schaffen? Sie liefert die verschwörungstheoretischen Stichworte.


Hier findet man den vollständigen Artikel.

"Österreich gewöhnt sich an das Prinzip Negerwitz"

Wie sehr die fortgesetzte Agitation der Rechten gegen Fremde nachwirkt, zeigte sich in jüngster Zeit, als die Debatte um das Ausländerrecht gefährlich eskalierte. Das Nachrichtenmagazin Profil veröffentlichte E-Mails die belegen, dass rechtsradikale Überzeugungen längst in die Mitte der Gesellschaft eingesickert sind. Einer der Absender, ein Versicherungsmakler aus Wien, verunglimpfte die Tochter einer Asylfamilie als "Saugoschn", er wetterte gegen das "Schmarotzergesindel", das "nichtsnutzige Islamgesindel". Der renommierte österreichische Politologe Anton Pelinka macht angesichts solcher Entgleisungen eine "neue Schamlosigkeit" aus, er beobachte, so der Wissenschaftler, eine "Verschluderung" der Sitten.


"Die Zeit" berichtet über die Rüge wegen Rassismus, die der Europarat an Österreich erteilte.

"Lieber falsche Freunde als gar keine" – Broder und das Lob der NPD

Bei einer Lesung am 1.3. in Chemnitz wetterte Henryk M. Broder einmal mehr über die "linken Gutmenschen", pries die Tugend der Intoleranz und erhielt - wen will das noch überraschen - Applaus von örtlichen Repräsentanten der NPD.


Bei "Endstation Rechts" erfährt man Näheres.

Über dieselbe Lesung findet man auch hier einen (sicherlich subjektiven) Augenzeugenbericht: "Wie Broder die Massen manipuliert"

Niederlande: Rechtspopulist Wilders erhält neuen Auftrieb

Ihre ausländerfeindlichen Parolen hatten Erfolg: Die Rechtspopulisten gewinnen die niederländischen Kommunalwahlen. Wilders hofft auf einen Sieg bei den Parlamentswahlen.


"Die Zeit" berichtet.

Professor Amendt: "Der Feminismus vergiftet das Klima"

Der bekannte Bremer Soziologe Gerhard Amendt sorgt regelmässig für Wirbel im gängigen Geschlechter-Diskurs: Er hat 2004 mit seiner grossen Scheidungsväterstudie die juristische Diskriminierung der Männer in der Familie zum Thema gemacht und letztes Jahr mit seiner Forderung, sämtliche Frauenhäuser zu schliessen, in Deutschland eine politische Debatte ausgelöst. Anlässlich seines Auftritts am NZZ-Podium morgen Donnerstag, sprach der Mamablog mit Gerhard Amendt über Feminismus, Gender und das neue Arrangement der Geschlechter.


Nachlesen kann man das Gespräch hier.

Mittwoch, März 03, 2010

Lichtschlag: "Kommunalwahl in den Niederlanden – das wilde Männlein Wilders"

André Lichtschlag, Chefredakteur der liberal-libertären Zeitschrift "eigentümlich frei", kommentiert heute in gewohnt pointierter Art die freiheitsfeindliche Attitüde des niederländischen Populisten Geert Wilders. Ein Auszug:

Geert Wilders benennt als verteufelte Ursache aller Missstände nicht etwa die verfehlte Einwanderungspolitik oder den ausufernden Sozialstaat, sondern die Religion des Islam. Kriminalität, Überalterung und Schulden seien die Folge moslemischer Zuwanderer, die ihrerseits gar nicht selbst der Übelstand, sondern erst durch deren Religion dazu geworden seien – eine Religion, die Wilders als totalitäre politische Ideologie interpretiert. Entsprechend einfach sehen auch seine drei Forderungen aus: Verbot des Koran, Verbot des Kopftuchs, Verbot der Minarette.

Nun sind flächendeckende staatliche Verbote von ausgewählten Büchern, Kleidungsstücken und Architekturdetails womöglich dumm oder dreist, ganz sicher aber sind sie ein Hohn für einen Führer, der seine Formation „Partei der Freiheit“ getauft hat. Wer Bücher verbieten will, der sollte sich für denkende Menschen im Anschluss an das so totalitäre 20. Jahrhundert eigentlich selbst unmöglich gemacht haben. Als älteste erhaltene Moschee in Deutschland gilt die 1928 in Berlin errichtete Wilmersdorfer Moschee mitsamt ihrer beiden Minarette. Was selbst in der Zeit von Reichsparteitagen nicht angerührt wurde, soll nun geradezu gemeingefährlich sein? Werden jetzt wieder Gotteshäuser angezündet? Vor nicht einmal hundert Jahren war in Deutschland noch kaum eine Frau Ü50 zu finden, die kein Kopftuch trug, in weiten Teilen des christlichen Süd- und Osteuropas gehört solche Haupttracht bei älteren Damen nach wie vor zum Straßenbild. Gibt es in den Niederlanden wirklich keine einzige einheimische Oma mehr, die ein Kopftuch trägt? Wird es Tante van Tintelingen in Bälde von der geheimen königlichen Staatspolizei vom grauen Dauerwellenhaupt gerissen?

Wilders Forderungen offenbaren die Schwäche seiner Argumentation. Bücher, Kleider und Bauwerke sind so wenig bedrohlich wie eine Religion, deren Gläubige durchaus in vielen Teilen der Welt über lange Zeit friedlich mit Christen zusammengelebt haben. Die Suche nach den Gründen, warum mancher Muslim zum Islamisten wurde, könnte unbequem werden und ist Wilders Sache nicht. Die Hinterfragung der wirtschaftlichen wie demographischen Schwäche der Einheimischen sowie der asozialen Anreize ihres Sozialstaats wird vom Blondschopf erst recht nicht betrieben. (…)

Harte Fragen? Einfacher und bequemer ist es natürlich, wie einst den „Jud“ nun den „Musel“ für allen Übelstand im eigenen Hause fremdverantwortlich zu machen. Schließlich hat es, wer würde wagen dies zu bestreiten, für Antisemitismus niemals einen Anlass oder gar wirkliche Berechtigung gegeben, während sich die Moslems Feindseligkeiten doch alleine selbst zuzuschreiben haben ... Wer so denkt, ist weder sonderlich innovativ noch originell, Muammar al-Gaddafi längst näher als er selbst glauben mag.

Islamgegner: Liberaler Rassismus

Nun gibt es allerdings auch Menschen, die sich liberal geben, so tun, als würden sie die Aufklärung verteidigen, und in Wahrheit nur Fremdenhass verbreiten. Ihnen widmet sich heute sehr ausführlich "Die Zeit". Auch hieraus wieder ein Auszug:

Jeder einzelne Muslim wird verantwortlich gemacht für Suren, an die er nicht glaubt, für orthodoxe Dogmatiker, die er nicht kennt, für gewalttätige Terroristen, die er ablehnt, oder für brutale Regime in Ländern, aus denen er selbst geflohen ist. Muslime müssen sich distanzieren von Ahmadineschad in Iran, den Taliban in Afghanistan, von Selbstmordattentätern und Ehrenmördern, und diese Distanzierung glaubt ihnen doch keiner, weil alles gleichgesetzt wird: Islam und Islamismus, Glaube und Wahn, Religiosität und Intoleranz, Individuum und Kollektiv. Zum Vergleich: Es wird gegenwärtig eine Debatte über sexuellen Missbrauch in katholischen Schulen geführt, es wird auch nach den Strukturen gefragt, die den Missbrauch ermöglicht haben. Aber man erwartet nicht von beliebigen Gläubigen, dass sie sich von solchen Taten distanzieren, und niemand würde den bekennenden Katholiken Harald Schmidt auffordern, die Praktiken ihm fremder Jesuitenpatres zu verdammen.

Früher nannte man es Rassismus, wenn Kollektiven Eigenschaften zugeschrieben wurden – heute dagegen gelten dumpfe Vorurteile als »Angst, die man ernst nehmen muss«. Was diesen neuen Rassismus rhetorisch so elegant aussehen lässt, ist, dass das Unbehagen gegenüber Muslimen niemals als Unbehagen gegenüber Muslimen artikuliert wird. Vielmehr kommen die Angriffe stets im Gewand des Liberalismus und als Verteidigung der Moderne daher. Es sind Werte einer aufgeklärten, sympathisch pluralistischen Lebensweise, die in Stellung gebracht werden gegen den Islam.


Hier findet man den vollständigen Artikel.

600-Seiten-Fatwa gegen al-Qaida: Führender Islamglehrter geißelt Terror

Ein pakistanischer Gelehrter, der Sufi-Imam Dr Tahir-ul-Qadri veröffentlicht heute in London eine 600 Seiten starke theologische Herausforderung der Ideologie Osama Bin Ladens.

Ul-Qadri ist keineswegs der erste Gelehrte, der sich gegen Al-Kaida stellt. Doch er erhebt den Anspruch, dies gründlicher zu tun als alle seine Vorgänger: eine Punkt-für-Punkt-Widerlegung des Bin Ladenschen Anspruchs, im Namen des Islams zu handeln.


Jörg Lau berichtet, desgleichen der "Tagesspiegel": Muslimische Selbstmord-Attentäter seien der aktuellen Fatwa zufolge "für die Hölle bestimmt".

Sonntag: MANNdat live im WDR

Während die Frauen neue Regeln des Zusammenlebens formulierten, gingen die Männer in die Defensive. Bis heute sind sie hin- und hergerissen zwischen den unterschiedlichen Ansprüchen, wollen weder Macho noch Weichei sein und suchen nach ihrer Identität. Brauchen wir eine Männerbewegung und einen Männerbeauftragten? Wo finden Jungen in der von Frauen dominierten Welt der Kitas und Grundschulen männliche Vorbilder? Was erwarten Frauen von Männern? Und wie lassen sich weibliche und männliche Lebensentwürfe vereinbaren?


Eingeladen zur WDR-Talkshow "Westart" , wo diese Dinge diskutiert werden sollen, ist unter anderem der MANNdat-Vorsitzende Dr. Eugen Maus. Man darf gespannt sein!

Videotipp: "Die Partei" gründet Auslandsorganisation in der Schweiz

Näheres erfährt man hier.

Dienstag, März 02, 2010

Bischof Williamson: Auf Antisemitismus folgt Islamfeindlichkeit

Der im vergangenen Jahr von der Piusbruderschaft wegen seiner Holocaust-Leugnung seiner Ämter enthobene und wegen Volksverhetzung angeklagte Bischof Richard Williamson scheint sich überlegt zu haben, dass Muslime derzeit eine leichtere Zielscheibe darstellen könnten als Juden und wettert gegen den Islam:

Dieser sei «eine einfache und gewalttätige Religion, welche die ganze Welt mit dem Schwert zu erobern« trachte, schrieb der Brite in einer Kolumne. Der Islam sei «eine Geißel Gottes» und das Christentum habe ihn «tausend Jahre lang nur durch das Schwert in Schach halten» können. (…) Williamson schrieb in seiner wöchentlichen Kolumne, die per E-Mail verbreitet wird, der Islam sei vor etwa 1400 Jahren als «Abspaltung von der katholischen Christenheit im Nahen Osten» entstanden und habe sich dann «wie ein Lauffeuer» verbreitet. Für mehrere Jahrhunderte habe der Islam auch Spanien «besetzt» und sei kurz sogar nach Frankreich eingebrochen. Heute, da die europäischen Christen dabei seien, ihren Glauben zu verlieren, erlaubten sie den «Mohammedanern», nach Europa zurückzukommen: «Nicht durch das Schwert, aber durch Einwanderung.» Die «Mohammedaner» wollten auf die Weise «in die Lage gelangen, Europa zu erobern».

Der Bischof prognostizierte in diesem Zusammenhang einen blutigen Krieg: Obwohl Europa täglich mehr «verfaule», gebe es noch viele Europäer mit einer so großen Liebe zur eigenen Lebensart, «dass sie diese mit einem Blutbad verteidigen werden, wenn sie zu stark von außen bedroht scheint oder wird». Es erscheine immer wahrscheinlicher, dass Gott dieses Blutbad «als Strafe zulassen» könne.


Die Fachstelle der Deutschen Bischofskonferenz für christlich-islamischen Dialog (Cibedo) wertete Williamsons Äußerung als «Entgleisung». Aber vermutlich werden Thierry Chervel und Co. bald schon flammende Verteidigungsschriften für den durchgeknallten Bischof verfassen, die "taz" wird für ihn lautstark das Recht auf Meinungsfreiheit einfordern und Frank Plasberg wird ihn zu "Hart aber fair" einladen, um seine Thesen ordentlich durchzudiskutieren. Würde Williamson aus seinem Hass gar ein Buch machen, dürfte es mit Vorabdrucken von "Welt" bis SPIEGEL rechnen, den Börne-Preis einheimsen und daraufhin zum Bestseller werden. Und von "Pro Köln" bis zur NPD würde man sich dankbar über all diese Unterstützung die Hände reiben.

Schwarzer Humor beiseite: Natürlich veranschaulichen Williamsons Tiraden einmal mehr, dass für Rechtsradikale Juden und Muslime letzten Endes komplett austauschbar sind: Wer die eine Gruppe mit seinem Hass und seinen absurden Phantasien verfolgt, macht auch vor der anderen nicht Halt. So kommentierte dann auch Aiman A. Mazyek, Geschäftsführer des Zentralrats der Muslime in Deutschland, den neuesten Wortdurchfall des Bischofs: "Nach dem Antisemitismus folgt nun beinahe logisch die Islamfeindlichkeit."

Wie Medien Fremdenangst schüren: "Einreisewelle aus dem Balkan"

Ein krasses, aber zeittypisches Beispiel der manipulativen Information war in der vergangenen Woche zu beobachten: Tagesanzeiger.ch übertitelte einen Bericht so: «Einreisewelle aus dem Balkan schwappt in die Schweiz.» Und im Einführungstext stand: «Nach der Aufhebung der Visumspflicht kehren Zehntausende Mazedonier ihrer Heimat den Rücken. Bereits spüren erste Kantone die Auswirkungen der kleinen Völkerwanderung.»

Wer den Artikel bis zum Schluss las, musste allerdings erkennen: Die Welle ist nicht einmal ein Tröpfchen. Von einem einzigen Kanton ist die Rede; dort sollen zwei verdächtige Personen aus dem Balkan gesichtet worden sein. Ob sie aus Mazedonien oder einer benachbarten Region stammen, bleibt offen. Ein Sprecher des Bundesamts für Migration wird ferner zitiert. Er sagt, man habe keine Kenntnis von vermehrten Einreisen aus Mazedonien.

Der Artikel dementiert sich also selber. Insofern gewährt er dem genauen Leser Transparenz. Allerdings provozierte er über 190 Kommentare. Die meisten Leser empörten sich über die angebliche Einreisewelle.


Aufgrund zwei angeblich gesehenen Personen eine "Völkerwanderung" herbeizuschreiben und damit prompt etliche Hysteriker auf die Palme zu bringen, die zu blöd zum Lesen, aber zum Sich-Ereifern immer bereit sind – kaum ein Beispiel veranschaulicht die aktuelle Debatte so gut wie dieses.

Die Neue Zürcher Zeitung berichtet über den neuen Trend des "manipulativen Journalismus".

Montag, März 01, 2010

Islamfeindlichkeit und Antisemitismus – zehn beängstigende Parallelen

Der Professor für Soziologie Achim Bühl zeigt zehn Aspekte auf, worin die aktuelle Islamophobie den Antisemitismus widerspiegelt, und gelangt auf dieser Grundlage zu fünf zentralen Erkenntnissen. Ausgesprochen lesenswert für jeden, der in dieser Debatte sachkundig mitreden möchte.

Dissident Jews: Unwanted in Germany?

A European country that scapegoats a Semitic people, persecutes defenders of human rights by stripping them of employment, and denies freedom of speech to Jews: surely a description of Germany during the Third Reich?

Yes, but unfortunately also a description of Germany at the outset of the 21st century.


Hier geht es weiter.

Schweiz: Muslime kritisieren Gaddafis Aufruf zum Dschihad scharf

Euronews berichtet.

Piratenpartei: Männer für "männerfreie Schutzzonen", Frauen dagegen

Aus vielen Presseartikeln weiß man, dass nicht wenige männliche Journalisten die feministische Ideologie von der Frau als dem Geschlecht, das besonders geschützt werden soll, mittragen. Gerne inszenieren sich solche Männer als edle Ritter, die die holde Maid vor den bösen Monstern bewahren. Immer mehr selbstbewusste Frauen finden diese Weltsicht in der heutigen Gesellschaft allerdings hochpeinlich. So zeigt sich auch in der aktuellen Debatte in der Piratenpartei, dass das Grüppchen von vier feministischen Ideologinnen vor allem von Männern unterstützt wird, während vor allem Frauen darüber nur den Kopf schütteln. Mela Eckenfels hat sich die Gefechtslage hier und hier näher angeschaut.

Wer einen näheren Eindruck von der politischen Positionierung Lena Simons, der Initiatorin dieser Initiative, erhalten möchte, dem hilft dabei dieses Youtube-Video.

"Warum nicht eine Anti-Moslem-Truppe?"

Die Presse kommentiert die aufgeheizte Stimmung in Österreich.

Reutlingen: Evangelischer Rat distanziert sich von Randale gegen Muslime

Mit einer einstimmigen Resolution distanziert sich der evangelische Gesamtkirchengemeinderat von allen, »die einen offenen Dialog mit den Muslimen in Reutlingen bekämpfen«. Hintergrund der Erklärung sind massive Störversuche während der Veranstaltungen Ende Januar in der Christuskirche sowie zum Auftakt der Reihe »Christen und Muslime im Dialog« jetzt im Matthäus-Alber-Haus.

Das Dekanat hat als wahrscheinliche Quelle der Störungen eine Gruppierung ausgemacht, die sich zwar vordergründig christlich gebe, in Wahrheit aber »den Islam in Deutschland und Europa bekämpft und, wie sich gezeigt hat, auch bereit ist, für ihre Ziele die Grenzen des Anstandes zu überschreiten und Veranstaltungen zu stören«. (…)

Der Gesamtkirchengemeinderat distanziert sich von Personen und Gruppen, die Muslime »von vornherein der Lüge und Täuschung bezichtigen und deren Glaubensvorstellungen und Ansichten negativ darstellen«. Erläuternd hatte Dekan Dr. Jürgen Mohr darauf hingewiesen, dass »ohne Dialog kein Friede zwischen den Religionen« herrschen könne. Es gelte, kommende Generationen gesprächsfähig zu machen.


Hier findet man die Erklärung im Volltext.